Boule in Meerbusch Sport, Präzision und Geselligkeit

Meerbusch · Der FC Adler Nierst hat als einziger Sportverein in Meerbusch eine eigene Boule-Abteilung. Mitmachen kann jeder, der Spaß an Bewegung und Geselligkeit hat. Einige Mitglieder spielen auch auf Turnier-Nivau.

Peter Schnierda und Gerd Büttner messen den Abstand zwischen Wurf- und Zielkugel.

Foto: RP/Christoph Baumeister

Gerd Büttner steht konzentriert im roten Abwurfring. Sein Handrücken zeigt nach oben, seine Finger umschließen die Stahlkugel. Mit konzentriertem Blick visiert er das „Schweinchen“ an, ein kleine Holzkugel an, die etwa sieben Meter von ihm entfernt liegt. „Für mich ist das wie Meditation. Beim Wurf bin ich komplett im Tunnel“, sagt der 71-Jährige. Er holt dosiert von unten nach oben Schwung und schickt die rund 700 Gramm schwere Kugel auf ihre Reise. Sie setzt auf, rollt auf der Schotterbahn noch ein kleines Stück, bleibt wenige Zentimeter neben dem Zielobjekt liegen. „Das war ein sehr gelungener Versuch“, sagt Peter Schnierda anerkennend.

Die Garantie zum Sieg ist der gute Wurf aber noch lange nicht. Denn die beiden Vorstandsmitglieder der Boule-Abteilung des FC Adler Nierst spielen gegen zwei weitere Mitglieder Doublette. „Das sind zwei Teams mit jeweils zwei Spielern. Jeder davon hat drei Kugeln“, erklärt Schnierda. Die Punkte eines Spiels werden erst ausgezählt, wenn alle zwölf Kugeln auf der knapp zwölf Meter langen und drei Meter breiten Bahn liegen. Für jede Kugel, die näher am Ziel liegt als die beste des Gegners, erhält ein Team einen Zähler – also maximal sechs Punkte pro Runde. Die Mannschaft, die zuerst 13 Zähler hat, gewinnt.

Der FC Adler Nierst ist bereits seit 2008 der einzige Sportverein in der näheren Umgebung mit eigener Boule-Abteilung. Initiator Jo Lepper wollte ein Stück Frankreich nach Meerbusch bringen. Die Abteilung ist seitdem enorm gewachsen. Zu Beginn waren es eine Handvoll Mitglieder, inzwischen sind es mehr als 40. „Boule kann jeder lernen, man benötigt keine besonderen Fähigkeiten – und ist sofort mittendrin“, sagt Schnierda. Trainiert wird immer dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 10.45 bis 13.30 Uhr auf der eigenen Anlage am Kullenberg. Anhand der für Berufstätige eher schwierig zu erreichenden Zeiten lässt sich erahnen, dass sich in der Abteilung momentan überwiegend Rentner befinden. Doch die Nierster würden sich auch über jüngere Mitglieder freuen. „Sollten sich uns Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die noch arbeiten gehen, anschließen wollen, würden wir eine Einheit auf den Abend verlegen“, sagt Schnierda.

Für die meisten Mitglieder ist der gesellige Teil des Sports am wichtigsten. „Für manchen ist das Werfen manchmal eine lästige Unterbrechung des Quatschens“, sagt Büttner lachend. Es gibt aber auch ambitionierte Sportler. Seit rund vier Jahren nehmen zwölf Lizenzspieler der Nierster an Meisterschafts- und Pokalspielen teil. Bis zu sechs Stunden können diese Partien dauern. Da ist nicht nur höchste Konzentration, sondern auch viel Ausdauer gefragt. „Man ist den ganzen Tag auf den Beinen und muss immer wieder über den nächsten Wurf nachdenken, das ist körperlich durchaus anspruchsvoll“, so Büttner.

Während einer Begegnung entscheiden die Akteure einer Mannschaft immer wieder neu die Taktik. In der Regel heißt das, dass sie sich zwischen „Schießen“ und „Legen“ entscheiden müssen. „Der Leger versucht die Kugeln mit einem präzisen Wurf an die anvisierte Stelle zu platzieren, der Schießer hingegen mit einem kraftvollen Wurf, die eigene, die gegnerische oder die Zielkugel zu treffen, um durch dieses Manöver eine neue Spielsituation zu kreieren“, erklärt Büttner.