Büderich: Medien geben das Rüstzeug zur Meinungsbildung

MIT-Podium: Auf lokaler Ebene findet direkte Kommunikation zwischen Medien, Politikern und Bürgern statt.

Büderich. Welche Aufgaben und welche Verantwortung haben Politik und Medien? Das war das Hauptthema einer Podiumsdiskussion, die am Dienstag im Gut Dyckhof stattfand. Rund 50 Gäste waren der Einladung der CDU-Mittelstandsvereinigung gefolgt.

Dass die Zeitungsberichterstattung nicht immer objektiv ist, macht Beatrix Van Vlodrop, Redakteurin der Westdeutschen Zeitung, klar: "Allein durch die Auswahl der Themen und Zitate ist ein Artikel subjektiv. Ich besuche eine politische Ausschusssitzung ja auch nicht, um davon ein Protokoll anzufertigen.

Dennoch versuche ich weitgehend, die unterschiedlichen Positionen darzustellen." Ziel sei es, die Leser zu informieren, welche Partei welche Meinung vertritt. Nachrichtlich seien Texte, aber: "Der Stil ist heute nicht mehr so sachlich wie früher, Formulierungen sind etwas launiger. Das ist aber auch leserfreundlicher."

"Wir gehen in eine Sitzung und verfolgen die Diskussion mit unserem eigenen kritischen Blick. Darin sind wir seit 20Jahren geschult", beschreibt RP-Redakteur Norbert Stirken die journalistische Arbeit.

Der Trend zu einer Verkürzung der Darstellung aufgrund der Medienvielfalt ist ebenfalls Thema. "Erklären Sie Ihre Baupolitik in zehn Sekunden, werde ich bei Fernsehbeiträgen gerne gefragt", erzählt Verkehrsminister Lutz Lienenkämper.

Den Grund für diese Verkürzung nennt Beatrix Van Vlodrop: "Der Leser verbringt weniger Zeit mit der Zeitungslektüre. Und: Lange Artikel liest er nicht." Das liegt laut Stirken nicht per se an mangelndem Interesse: "Sobald Menschen selbst betroffen sind, interessieren sie sich auch für Politik."

Lutz Lienenkämper sieht das ähnlich: "Das Engagement ist heute punktueller. Viele konzentrieren sich für eine begrenzte Zeit im eigenen Interesse auf ein bestimmtes Projekt. Der dauerhafte Einsatz für das Allgemeinwohl fehlt."

Bürgermeister Dieter Spindler vermisst gerade bei jungen Menschen das politische Engagement: "Früher haben wir bis in die Nacht hinein Flugblätter geschrieben. Heute setzt man sich weniger dafür ein, was allgemein von Interesse ist." Allerdings, so Spindler, müssten junge Menschen heute in kurzer Zeit das Studium abschließen, dennoch sei ihnen kein Job sicher. "Da wird mehr gefordert als früher."

Einen Zugang zur Politik kann die Kommunalpolitik geben. So sind deren Akteure in Meerbusch nah an den Menschen. "Sie leben hier in Meerbusch. Sie sind in Vereinen aktiv und wollen gute Ergebnisse", sagt Stirken.

Van Vlodrop sieht diese Nähe auch in der Arbeit der Lokalredaktion: "Die Leser können die Aussagen unserer Artikel unmittelbar überprüfen. Es findet eine direkte Kommunikation statt." Norbert Stirken ergänzt: "Wenn ich mich lokal äußere, dann treffe ich den Politiker dreimal in der Woche und muss mir seine Kritik anhören."

Den Kontakt zum Bürger hat auch Minister Lienenkämper noch: "Wenn ich vor Ort bin, bekomme ich die Emotionen direkt mit und muss von Angesicht zu Angesicht klären, worum es geht."