Büderich: Wer war eigentlich Weyhe?

Geschichte: Kunsthistorikerin Rosemarie Vogelsang begibt sich auf die Spuren des Gartenarchitekten von Haus Meer.

Büderich. Wenn die Kunsthistorikerin Rosemarie Vogelsang über das Werk des Gartenarchitekten Joseph Clemens Weyhe (1807 bis 1871) redet, gerät sie schnell ins Schwärmen: "Joseph Clemens Weyhe ist einfach genial. Er war seiner Zeit mit seinen Arbeiten voraus." Auf Einladung des Heimatkreises Lank referierte die Kunsthistorikerin per Lichtbildvortrag in der Teloy-Mühle über den Landschaftsarchitekten, der für sie mehr als nur ein Gartenkünstler war.

Wenn Vogelsang auf die Arbeiten von "unserem Joseph Clemens", wie sie ihn an diesem Abend immer wieder liebevoll nennt, zu sprechen kommt, dann liegt auch das Thema Haus Meer sehr nahe. Schließlich gestaltete Weyhe im Jahr 1865 im Auftrag von Friedrich Johann von der Leyen die Parkanlage von Haus Meer.

Vogelsang selbst forscht seit über einem Jahrzehnt zusammen mit der Denkmalbehörde auf dem Gelände. Für sie selbst sei dieser Ort mit "keltischen Spuren" und "römischen Trümmern" immer noch ein wahrer "Kulturmittelpunkt", der aber nach wie vor aufgrund seines Zustands auch ein "Sorgenkind" bleibe.

In die Teloy-Mühle hat Vogelsang an diesem Abend eine Karte des Parks mitgebracht, die im Juli 1865 angefertigt und von Weyhe selbst erstellt wurde. "Das ist ein aquarellierter Plan, den Weyhe mit einer besonderen, farblich detaillierten Maltechnik selbst entworfen hat."

Als Weyhe das Gelände von Haus Meer damals betreten habe, habe er einen Stilpluralismus vorgefunden, der die Epochen des Mittelalters, des Frühbarocks, des Klassizismus und der Neogotik umfasst habe. Gerade die Remise aus dem Jahr 1652 sei die letzte frühbarocke Fassade am Niederrhein. Weyhe habe dann durch seine Arbeiten am Eiskeller die Epoche der Romanik hinzugefügt. Dieser Stilpluralismus sei einzigartig.

Der Park um Haus Meer bleibt für Vogelsang ein Kunstwerk, aus dem nichts rausgebrochen werden dürfe. Jedes Detail sei wichtig. "Der Grundriss des Parks muss erhalten bleiben, ansonsten werden auch die vier Sichtachsen zerstört, durch die der Park aus besonderen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Gerade das Schloss darf deshalb nicht verlegt werden." Wichtig sei nach Meinung von Vogelsang auch die Wiederherstellung des Wasserelements, denn "Wasser ist die Seele eines Parks."

Nachdenklich wird Vogelsang, als sie davon berichtet, dass nur vier von 25 Parks, die Weyhe einst angelegt hat, noch in ihrem einstigen Zustand erhalten sind. Ein Park in Villigst zeige jedoch besonders die Größe Weyhes. Diesen Park habe er im Jugendstil angelegt, obwohl diese Epoche eigentlich erst 20 Jahre später begann.

Haus Meer und der Park müssten in jedem Fall gerettet werden, trotzdem werde sie traurig, wenn sie daran denke, dass das Grundstück als Baulandreserve den Todesstoß erhalten könnte.