Abenteurer aus Meerbusch Die Unendlichkeit des Ozeans erlebt
Meerbusch · Der Büdericher Carl Gert Wolfrum hat den Atlantik auf einem Segelschiff überquert.
Es ist ein großer Traum vieler Segler: einmal den Atlantik überqueren und dabei die Unendlichkeit des Ozeans erleben. Carl Gert Wolfrum hat sich diesen Wunsch jetzt erfüllt. Innerhalb von drei Wochen fuhr er mit zehn Besatzungsmitgliedern und weiteren 17 Gästen auf einem Segelboot von der Karibik nach Gibraltar. „Das Ganze war ein Geschenk meiner Familie und Freunde zu meinem 60. Geburtstag. Für mich hat sich damit ein Kreis geschlossen, denn als ich 30 geworden bin, haben mir meine Eltern damals den Segelschein geschenkt“, berichtet der Büdericher.
Seine Reise ins Ungewisse startete im Hafen von Antigua. Gleich die erste Nacht auf der Chronos, einem 54 Meter langen klassischen Segelschiff, erlebte Wolfrum bei Vollmond. „Es war ein ganz tolles Licht. In den folgenden Nächten konnte ich viele unbekannte Sternenbilder erkennen“, berichtet er. Obwohl sich für 21 Tage um ihn herum nur Wasser befand, kam keine Langeweile auf. „Ich habe einige Bücher gelesen und viele Gespräche mit den anderen Mitreisenden geführt, die so nur während einer derartigen Reise möglich sind“, berichtet Wolfrum. Darüber hinaus konnte jeder Gast auch der Crew unter die Arme greifen. So durfte der Büdericher für einige Zeit unter Anleitung des Kapitäns das Boot steuern. „Mit zunehmender Zeit kamen uns einige große Containerschiffe entgegen, die zum Teil nicht von ihrer Route abgewichen sind – da musste man insbesondere nachts beim Navigieren schon aufpassen“, berichtet Wolfrum.
Während des dreiwöchigen Trips sahen die Segler verschiedene Wale, Delfine, Orkas, Meeresschildkröten, fliegende Fische und Riesenquallen. Es sei beeindruckend gewesen, diese Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.
Vom Zusammenspiel von
Wind und Meer beeindruckt
Am meisten aber beeindruckten den 60-Jährigen die Naturgewalten. „Es ist unglaublich, was der Wind und das Meer im Zusammenspiel für eine Kraft entwickeln können“, sagt er. An einem Tag sei beispielsweise ein Stag – ein Stahlseil, das den Mast in Längsrichtung des Schiffes hält – gerissen. Daraufhin habe es einen lauten Knall gegeben und es hätte eines der 45 Meter hohen Segel zerfetzt.
Ansonsten genoss der selbstständige Unternehmens- und Personalberater die Ruhe auf dem offenen Meer. „Auch wenn man immer nur maximal zwölf Meilen bis zum Horizont gucken konnte, war das für mich Freiheit pur“, sagt Wolfrum. Man sei auf so einem Törn sehr viel mit sich alleine, was viele Menschen in dieser schnelllebigen Zeit gar nicht mehr gewohnt seien. Doch er habe genau das genossen. „Man ist dazu gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und über viele Dinge nachzudenken. Ich habe das als sehr wohltuend empfunden.“ Verbindungen zur Außenwelt, beispielsweise zu seiner Frau oder den beiden gemeinsamen Kindern, hatte er in der gesamten Zeit nicht. „Ich bin sehr froh, dass ich die Atlantiküberquerung jetzt noch gemacht habe. In wenigen Jahren wird der Himmel mit so vielen Satelliten bestückt sein, dass man darüber auch an Bord kostengünstig telefonieren kann – dann wird es viel lauter“, schätzt der 60-Jährige. So aber habe es drei Wochen tatsächlich kein Telefon, kein Fernsehen, kein Internet und eben auch keine Kontakte zu den Lieben daheim gegeben. Dabei hätte er ihren Zuspruch in manch schwierigen Momenten sicher gut gebrauchen können, denn trotz seiner großen Segelerfahrung wurde auch Wolfrum von der Seekrankheit heimgeholt. „Das bleibt auf so einem langen Trip nicht aus. Fast jeden an Bord hat es mal erwischt. Mich zum Glück aber nicht schlimmer“, berichtet er.
Nach drei Wochen kam die Chronos heil in Gibraltar an. Wolfrum ist glücklich, dass er diese Lebenserfahrung machen durfte. „Es war wirklich ein faszinierender Hochseetörn, an den ich noch lange denken werde“, schwärmt er. Eine wichtige Erkenntnis habe er auch gewonnen: „Mein Motto ist: Leinen los! Das Leben ist so kurz, dass man einfach mutig sein und eine Reise ins Unbekannte wagen sollte.“ Immer nur im eigenen Hafen zu bleiben, sei zwar sicher, man erfahre aber nichts Neues vom Leben.