Mobilität in Meerbusch Radfahrer verursachen Schäden am Deich
Meerbusch · Anwohner sorgen sich, dass Schleichwege den Deich destabilisieren. Die reguläre Auffahrt für Räder ist für viele zu schmal und steil.
Die Pfade, die sich über die Jahre in die Wiesen des Büdericher Rheindeichs gekerbt haben, sind deutlich zu erkennen. An mehreren Stellen in der Nähe der Treppenaufgänge ist das Gras weggefahren, übrig bleiben sandige Linien im Grün. Das stört nicht nur optisch, vor allem Anwohner des nahen Büderich haben auch Sorge, dass die beschädigte Pflanzendecke langfristig die Stabilität des Deichs in Mitleidenschaft ziehen könnte.
Die Zuständigkeit für die Instandhaltung des Rheindeichs liegt bei dem in Düsseldorf ansässigen Verein Neue Deichschau Heerdt. Dort ist das Problem bekannt. Nach Angaben einer Sprecherin der Landeshauptstadt haben die Experten den Zustand des Deichs auch in Büderich im Blick, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Tatsächlich unterliegen die Rheindeiche einem besonderen Schutz. Als Sicherungsmaßnahmen, die im Falle von Hochwasser das Hinterland vor dem über die Ufer tretenden Rhein schützen sollen, muss ihre Standsicherheit jederzeit gewährleistet sein. Dazu trägt auch die Bodenvegetation bei, die über ihre Wurzeln das darunter liegende Erdreich stabilisiert. Deswegen ist es laut der Deichschutzverordnung des Landes Nordrheinwestfalen ausdrücklich verboten, etwa die Grasnarbe – also die den Boden überziehende Pflanzendecke – zu beschädigen oder Erdmaterial zu entnehmen. Darüber hinaus ist auch festgelegt, dass das „Betreten, Befahren oder Bereiten außerhalb der dafür zugelassenen Wege“ verboten ist. Tatsächlich widmet die Satzung der Grasnarbe einen eigenen Paragraphen. Dort wird betont, dass diese dauerhaft dicht zu erhalten, zu pflegen und zu schützen sei.
In Büderich – etwa in der Verlängerung des Rheinpfads oder am Flughafen Apelter Weg – wurde die Pflanzendecke jedoch über längere Zeit abgetragen, zumeist von Fahrrädern, die den Deich neben den Treppenanlagen hinauf oder hinunter fahren. „Grund dafür ist eine Fehlplanung“, sagt einer der Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Denn nach seiner Meinung sei die Fahrradspur, die von den Spazierwegen auf den Deich führt, nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Radfahrer ausgelegt. Hier gibt es eine Fußgängertreppe und eine Auffahrt für Rollstühle und Kinderwagen. Parallel dazu ist eine schmale Rampe für Fahrräder aus Rasengittersteinen verlegt – vor allem für ältere oder unsichere Fahrradfahrer viel zu schmal, um sie gefahrlos zu benutzen, so die Bürger.
Deswegen haben sich Radfahrer ihren eigenen Weg gesucht, so dass in unmittelbarer Nähe zwei sandige, inzwischen völlig vegetationslose Pfade entstanden sind. Der eine verläuft direkt neben der Auffahrt parallel zur Treppenlage, der andere ist, einige Meter weiter, ein inzwischen breiter Weg, der den Deich schräg hinaufführt und somit deutlich weniger steil ist. „Weil die gebaute Anlage nicht für Radfahrer geeignet ist, nutzen diese natürlich, wenn auch verbotenerweise, die anderen, sichereren Wege“, so der Büdericher. Er und seine Nachbarn versuchen die Radfahrer über die Situation aufzuklären, wenn sie diese beobachten – vor allem im Sommer fährt alle paar Minuten ein Fahrrad diese Wege. „Vor allem junge Leute reagieren mit Verständnis“, so der Anwohner. Andere hingegen hätten ihn ignoriert oder gar verbal angegangen.
Eine Lösung gäbe es jedoch: Einige hundert Meter weiter in Richtung der Düsseldorfer Stadtgrenze führt, ebenfalls schräg zur Steigung, ein asphaltierter Weg auf den Deich hinauf. An dieser Stelle fehlte früher die Verbindung zwischen den Wegen auf und unter dem Deich, es gab lediglich einen schmalen Pfad, der 2022 ausgebaut und befestigt wurde. „So etwas würde die Schäden an der Natur eingrenzen“, sagt der Anwohner. Doch laut Aussage der Stadt sei dies für den Apelter Weg und den Rheinpfad, wo es ja bereits offizielle Aufgänge auf den Deich gibt, keine Möglichkeit. „Asphaltieren ist keine bewährte Lösung. Aus Erfahrung bei anderen Deichen ist bekannt, dass Passanten trotzdem neben der Spur auf den Deich fahren. Auch Geländer zur Eingrenzung wurden an anderer Stelle wieder herausgerissen.“