Chance für den Schandfleck:Alte Vikarie wird versteigert
Der verwahrloste Zustand erzürnt viele Osterather. Mit einem neuen Eigentümer steigt die Chance einer Sanierung.
Die denkmalgeschützte Alte Vikarie in Osterath bekommt bald womöglich einen neuen Eigentümer. Das Haus aus dem 17. Jahrhundert wird öffentlich und meistbietend am 21. März im Kölner Hilton-Hotel versteigert. Wie die Tochter des derzeitigen Besitzers mitteilt, möchte ihr 73-jähriger Vater die stark sanierungsbedürftige Immobilie aus Altersgründen verkaufen.
Mindestgebot für das historische Gebäude inklusive 233 Quadratmeter großem Grundstück: 32 500 Euro. „Das Haus ist ein besonderer Fall“, sagt Auktionator Gabor Kaufhold von der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG und verweist auf die Vorgeschichte.
Nachdem der derzeitige Eigentümer das zweigeschossige Gebäude im Jahr 1999 erworben hatte, beauftragte er einen Architekten mit der Sanierung. Diese erfolgte nach Feststellung der Unteren Denkmalbehörde jedoch nicht denkmalgerecht. So seien beispielsweise Teile des tragenden Fachwerks entfernt worden.
Die Behörde ordnete einen Baustopp an und forderte die Rückabwicklung der unsachgemäßen Sanierung. Der Besitzer wehrte sich jedoch gegen die Forderung aufgrund der hohen Kosten, die bei einer fachgerechten Sanierung auf ihn zukämen. Sein Wunsch, eine Abrissgenehmigung für das Denkmal zu erwirken, ist vor Gericht abgewiesen worden.
Seitdem herrscht Stillstand an der Hochstraße 20. Auf dem Grundstück wuchert Unkraut. Die 121 Quadratmeter große „Wohnfläche“ ist geprägt von Spinnenweben, Dreck und morschen Holzbalken. Die Spuren eines Brandschadens sind unübersehbar. Der verwahrloste Zustand erzürnt die Osterather seit Jahren. 2009 hat die Stadt eine Folie um das Haus hängen lassen, um die Fassade zu schützen.
Nach Angaben von Stadtsprecher Michael Gorgs erhofft sich die Untere Denkmalpflege von dem möglichen Besitzerwechsel einen „längst überfälligen Neuanfang“. Doch die Auflagen für eine denkmalgerechte Sanierung sind umfangreich. Gabor Kaufhold ist dennoch vorsichtig optimistisch: „Wir rechnen schon damit, dass die Immobilie verkauft wird. Aber ganz sicher sein kann man sich nie.“