Das ist der Sachstand zum Konverter

Was steckt hinter dem Konverter, welche Standorte sind aktuell in der Diskussion und was sagt die Politik?

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Kein anderes Projekt hat in der jüngsten Vergangenheit so viele Fragen aufgeworfen, wie der von Übertragungsnetzbetreiber Amprion geplante Bau eines Doppelkonverters — Fragen zur Technik, zur Planung, zu Steuereinnahmen, zur Entscheidungskompetenz.

Nach der Abschaltung des Atomkraftwerks Philippsburg soll die Anlage Strom aus Windenergie und konventionellen Kraftwerken aus dem Norden und Solarstrom aus dem Süden Deutschlands über den gesetzlich festgelegten Netzverknüpfungspunkt in Osterath ins Stromnetz einspeisen.

Die Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom und umgekehrt geschieht an den Endpunkten der Stromtrassen im Konverter. Aber was genau steckt eigentlich in der Anlage? Welche Emissionen erzeugt sie? Und wie weit muss oder sollte so ein Konverter deshalb von der Wohnbebauung entfernt stehen?

Weil der geplante Doppelkonverter erst der zweite überhaupt ist, der in Deutschland gebaut wird, weiß das niemand so genau. Sicher ist: Wie herkömmliche Wechselstrom-Umspannanlagen wird auch er Geräusche erzeugen, die zum Beispiel von Transformatoren, Spulen, Konvertermodulen und Kühlaggregaten ausgehen. Außerdem wird die Anlage mit rund 20 000 Quadratmetern bebauter Fläche und einer Gebäudehöhe von 18 Metern ein ziemlicher Klotz in der Landschaft sein. Also: Wohin damit?

Im Juni hat Amprion ein aktualisiertes Standortgutachten vorgelegt, das drei Gutachten der vergangenen Jahre nach Unternehmensaussagen erweitert, aktualisiert und zusammenführt und die sogenannte Dreiecksfläche in Kaarst — zwischen Bahnschienen, A 57 und L 30 — als Konverterstandort favorisiert. Das Problem: Für die Dreiecksfläche ist im aktuellen Entwurf des neuen Regionalplans nach wie vor Kiesabbau vorgesehen.

Dem von der SPD in einem Antrag aufgegriffenen Vorschlag der Stadt Meerbusch, den Konverterbau auf der Dreiecksfläche über eine Ausnahmeregelung zumindest offenzuhalten, ist der für den Regionalplan zuständige Regionalrat nicht gefolgt. Die Mitglieder fürchten, dass alleine schon die Option auf eine Herausnahme der Dreiecksfläche aus der Kies-Planung Klagen nach sich zieht und schlussendlich die Rechtssicherheit des gesamten Regionalplans ins Wanken bringt. Zu der Frage, ob dem tatsächlich so ist, gibt es unterschiedliche rechtliche Bewertungen. Unterm Strich lässt sich sagen: Man weiß es nicht.

Was klar ist: Als nächstgeeignete Standortalternative zur Dreiecksfläche nennt Amprion Osterath — ein Grundstück in der Nähe des Umspannwerks, in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung, das dem Netzbetreiber mittlerweile auch schon gehört. Ebenfalls im Standort-Skat ist eine Fläche an der Stadtgrenze Meerbusch-Osterath, Willich, Kaarst.

Die Bezirksregierung, die sich in die Standortentscheidung nicht einmischen will, in der letzten Regionalratsitzung am vergangenen Donnerstag allerdings explizit auf diese Fläche aufmerksam machte, spricht vom „Drei-Städte-Eck“. Die Frage ist: Sind die Chancen auf eine Realisierung des Konverters dort größer, weil die Kommunen dort weniger belastet sind?

Eher nicht. Von der Wohnbebauung wäre die Anlage dort genauso weit entfernt wie auf der Dreiecksfläche, also etwa 1300 Meter. Allerdings könnte sie dort jeder sehen — von allen Seiten aus. Im Regionalplan ist die Fläche als regionaler Grünzug ausgewiesen. Allein die Fläche, die auf Meerbuscher Stadtgebiet liegt, steht im Eigentum von sechs Privateigentümern — Amprion hat dort kein Eigentum.

Der Regionalrat hat jetzt beschlossen, in der Diskussion um den Standort des Doppelkonverters erst mal keine schnellen Entscheidungen zu treffen, sondern von Amprion und der Bundesnetzagentur transparente und rechtssichere Gutachten sowie Bewertungen der möglichen Standorte einzufordern.

Auf Antrag der Grünen wurde dem ein Passus hinzugefügt, der auch die Anbindung an die Kraftwerksstandorte in Grevenbroich berücksichtigt. Aber ist eine erneute Neubetrachtung unter Einbeziehung bereits aussortierte Standorte wie etwa Krefeld-Fichtenhain von Amprion tatsächlich einforderbar? Oder reicht das aus, was bisher vorgelegt wurde? Sicher ist: Will der Netzbetreiber seinen Zeitplan auch nur annähernd einhalten, bedarf es eines Standortes mit größtmöglicher Akzeptanz, um langwierige Klagen zu vermeiden. Das überarbeitete Gutachten berücksichtigt nunmehr die Anbindung der Gleichstromverbindung A-Nord, für die gesetzlich Erdkabel vorgesehen sind.

Kriterien mit einem starken direkten Bezug zum Menschen, sagt das Unternehmen, seien bei der Standortsuche für den Konverter hoch gewichtet worden. Darüber hinaus spielt aber auch die Umsetzbarkeit der Planung eine Rolle. Wegen der Erdkabelanbindung sei eine räumliche Nähe zum Verknüpfungspunkt Osterath sinnvoll, sagt Amprion. Die Frage ist, ob der Ausschluss weiter entfernt gelegener Standorte ein technischer oder möglicherweise doch ein finanzieller ist.

Momentan bleibt der Stadt Meerbusch und den Kommunalpolitikern nicht viel anderes übrig, als abzuwarten — und Ruhe zu bewahren. Die Bundesnetzagentur muss jetzt den Untersuchungsrahmen festlegen und bestimmen, was Amprion möglicherweise nachliefern muss. Eine Genehmigung des Konverters ist noch nicht in Sicht.

Derweil sollte die Stadt darauf drängen, dass die vom NRW-Wirtschaftsministerium in Aussicht gestellte Vermittlung endlich stattfindet. Der anvisierte runde Tisch muss von einer neutralen Instanz moderiert werden — mindestens auf Staatssekretärsebene.