Der künstlerische Blick für das Wesentliche

Dina Nur zeigt in der Evangelischen Kirche in Osterath fragil wirkende Figuren aus Stahl und Beton.

Der künstlerische Blick für das Wesentliche
Foto: Ingel

Osterath. Die Figuren von Dina Nur sind fast immer in Bewegung — sie tanzen, hüpfen, sind auf dem Sprung oder doch zumindest im Aufbruch.

Das liegt in der Natur ihrer Kunst, denn Nurs Menschen, ob Mann oder Frau ist nicht entscheidend, sind so grazil, wirken von Ballast befreit und sind daher prädestiniert, sich frei zu entfalten.

Das gilt vor allem für das Werk, das jetzt die Apsis in der Evangelischen Kirche Osterath schmückt.

„Ich wollte es zuerst hängen, habe mich dann aber doch entschieden, es auf einen Ständer zu montieren“, erzählt die freischaffende Künstlerin mit Atelier in der alten Zeche Dorstfeld. „Hauptsache, man kann um die Figur herumgehen und sie von allen Seiten betrachten.“

Dass ihre Skulpturen fragil wirken, verwundert angesichts der Materialien wie Stahl, Kunststein oder Beton. Doch gerade diese Diskrepanz betrachtet Dina Nur als Herausforderung. „Ich habe noch krassere Arbeiten, bei denen mancher die Figuren womöglich als extrem hager empfinden könnte. Die wollte ich aber nicht in einer Kirche zeigen“, sagt die 49-Jährige, die gerade diese Reduktion, das Focussieren auf das Wesentliche, als erstrebenswertes Ziel ihrer Kunst betrachtet.

Kirchen als Raum von Ausstellungen haben es Dina Nur angetan. „Wahrscheinlich, weil ich konfessionslos lebe und aufgewachsen bin und in der Schule auch nie den Religionsunterricht besuchen durfte“, spekuliert die in Khartoum/Sudan geborene Künstlerin.

Mit ihren kleinen, auf den ersten Blick fast unauffälligen Arbeiten durch eine besonders berührende Aura, die von den Figuren ausgeht, ein Kirchenschiff auszufüllen, sei eine Leistung, die ihr vieles abverlange.

Dina Nur fertigt maximal grobe Skizzen an, bevor sie sich ans eigentliche Werk begibt und beginnt, das Gerüst zu schweißen. „Wenn ich dann die Masse hinzunehme und in Form bringe, stellt sich nicht selten heraus, dass das Gerüst eigentlich ganz falsch konstruiert ist“, sagt die studierte Objektdesignerin. Das wiederum wecke ihren handwerklichen Perfektionismus, und mit Gefühl, Intuition und Können ist das Ergebnis am Ende doch stets sehenswert.

“ Vernissage der Ausstellung in der Evangelischen Kirche, Alte Poststraße 15, in Osterath ist am Sonntag, 18 Uhr. Die Aus- stellung dauert bis 21. April und ist werktags von 9 bis 12 Uhr sowie am Sonntag nach dem Gottesdienst um 10 Uhr zu besichtigen.