Biologin lädt zum Parkspaziergang

Biologin erklärt, was sich auf Haus Meer alles aus so der Erde erhebt.

Foto: Ingel

Büderich. Weyhe hatte seine Hände nicht im Spiel, irgendwann waren sie einfach da. Jetzt erstrecken sich auf dem Gelände von Haus Meer mehrere Schneeglöckchen-Teppiche, „eine kleine botanische Sensation“, sagt Biologin Regina Thebud-Lassak.

Beim ersten Parkspaziergang auf dem alten Klostergelände im neuen Jahr kommen zur frühen Stunde am Nachmittag direkt wieder 25 Neugierige, die unbedingt alles über das Gartendenkmal von Joseph Clemens Weyhe wissen wollen.

Sie erfahren von der Expertin natürlich auch, wie das mit den Schneeglöckchen passieren kann: „Die büxen aus. Nicht alleine, sondern mit Hilfe von Arbeiter-Ameisen, die im Team die Stängel zu ihrem Bau schleppen, unterwegs aber auch mal Hunger bekommen, die Samen jedoch nicht mögen und sie wieder ausscheiden.“

Und wo einmal gekeimt werde, würden auch im Folgejahr wieder Pflanzen sprießen. „Die Schneeglöckchen dehnen sich dann zumeist sternförmig aus und können so scheinbar sogar bergauf wachsen“, erklärt Thebud-Lassak.

Doch nicht nur über die allseits beliebten Frühlingboten — an die 10 000 Pflanzen dürfte der Bestand auf Haus Meer groß sein — stolpert der Spaziergänger auf dem historischen Areal.

Keine zehn Meter muss die Gruppe am Mittwoch gehen, da erspäht die Biologin schon Erwähnenswertes im Erdreich: Scharbockskraut. „Das treibt beim ersten Sonnenstrahl sofort aus, ist Stoffwechsel-Weltmeister, da es eine intensive Photosynthese durchläuft und das unterirdisch speichern, was es nicht braucht.“

Das Schweizer Taschenmesser und die kleine Pflanzenfibel reichen Thebud-Lassak für ihre Führungen, alles weitere schüttelt sie locker aus dem Ärmel. Sie weiß alles über Moschuskraut, Aronstab und Wiesenkerbel, manches kriecht, anderes rankt.

Einen besonderen Narren hat sie an der Kornelkirsche gefressen: „Die ist perfekt für Mousse oder Marmelade, das erfordert aber eine wahnsinnige Arbeit.“ Für die Zubereitung brauche man eine Flotte Lotte, eine Art Passiermühle. Aber Vorsicht: „Die Kerne enthalten Blausäure.“

Überhaupt eigne sich bei weitem nicht alles auf dem Gelände von Haus Meer für einen leckeren Wildkräutersalat. Die größten Feinde der Pflanzenwelt seien die Pilze. Gleich hinter dem Eingang fristet eine Rotbuche ein jämmerliches Dasein mit absehbarem Ende.

Der Zunderschwamm habe sich ihrer bemächtigt, Weißfäule ausgelöst, was wiederum zu einem Splitterbruch geführt habe. Doch auch Totholz habe sein Gutes: „Für Spechte ist das ein Paradies, sie finden dort jede Menge Insekten“, erzählt Thebud-Lassak.