Die Bockstation in Osterath wird renoviert

Das Ehepaar Schweers hat das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, das im 30-jährigen Krieg erbaut wurde, gekauft und will es bis zum nächsten Jahr wieder auf Vordermann bringen.

Warum dieses mitten auf einem 1600 Quadratmeter Grundstück stehende Fachwerkhaus mit Walmdach „Bockstation“ genannt wird, ist nicht sicher belegt. Es könnte daran liegen, dass dort bis 1940 der Ziegenbock der Gemeinde Osterath gehalten wurde. Vielleicht aber war das Haus mit seinem Ziehbrunnen — der Brunnenrand ist noch erhalten — aber auch eine Station, an der Pferde gewechselt wurden. Dafür spricht die kultige Klönschnack-Tür, die von der Küche in den vorderen Gartenbereich führt.

Foto: Ulli Dackweiler

Für Monika und Michael Schweers ist die Bezeichnung nicht so wichtig. Sie haben das „liebenswerte Altertümchen“ gekauft und kramen bei den Renovierungs-Planungen eigene Erinnerungen hervor. „Wir sind beide in unmittelbarer Nähe aufgewachsen, meine Frau An der Vogelruthe und ich direkt hier in der Goethestraße“, erzählt Unternehmer Michael Schweers. Außerdem hatten sie engen Kontakt zu den letzten Besitzern, dem Ewald-Mataré-Schüler, Maler und Gymnasiallehrer Hans Körholz und seiner Frau Rita.

Das Ehepaar mit zwei Kindern hatte seit 1964 in dem Haus, das im 30-jährigen Krieg gebaut wurde, gewohnt. Sie waren es auch, die 1965/66 das verfallene, zu den ältesten Meerbuschs zählende Haus abreißen und denkmalgerecht wieder aufbauen ließen — bevor der Plan umgesetzt werden konnte, es in Einzelteilen zum Aufbau ins Freilichtmuseum Kommern (Eifel) zu bringen.

Verfallen ist es heute nicht, aber trotzdem ist es für die Familie Schweers nicht ganz einfach, den am Niederrhein seltenen „Fünfständerbau“ — das Haus wird von fünf Eichenständern getragen — nach heutigen Maßstäben komfortabel bewohnbar zu machen: „Die auf 130 Quadratmeter verteilten Räume sind klein. Aber Wände dürfen nicht versetzt werden. Wir werden energetisch einiges investieren, nur von innen isolieren und die Fenster erneuern.“ Die Kacheln in der Küche sollen allerdings bleiben. Weiß mit Blau handbemalt wurden sie in der ehemaligen Osterather Stein- und Mosaikfabrik Ostara gebrannt. „Den Herd werden wir ein bisschen ‚aufhübschen‘, alles andere in der Küche bleibt“, erklärt Michael Schweers.

Das Haus lebt vom harmonisch angelegten Garten, der anheimelnden Fachwerkkonstruktion, einem Kamin mit historischen Kaminplatten, einem Fußbodenbelag aus gut drei Zentimeter dicken roten Klinkern, Türen mit alten Beschlägen und einer Eichenholztreppe mit kunstvoll geschnitztem Geländer. Die Treppe führt zu der auf einer Empore gelegenen Bibliothek mit verstaubten Bücherschätzen und Ordnern mit Schellack-Platten: „Liebhaber werden begeistert sein.“ Der überdimensionale, aus einem Schloss stammende, goldverzierte Rahmen soll ebenso im Haus bleiben wie die Steinkugeln, die im Garten den heutigen Nebeneingang markieren. „Die hat Hans Körholz aus dem Görres-Gymnasium mitgebracht“, glaubt Schweers.

Mit Sicherheit weiß er, dass es den Körholz-Kindern Carla und Nico schwer gefallen ist, das Haus der verstorbenen Eltern zu verkaufen: „Aber dank unserer langjährigen Kontakte sind sie froh darüber, dass wir die neuen Besitzer sind.“ Anfang des nächsten Jahres, wenn alles fertig ist, werden in der „Bockstation“ erst einmal die Eltern einziehen. Trotzdem wird dieses Fachwerk-Kleinod irgendwann der Alterssitz von Monika und Michael Schweers. Mit der Einweihungsfete aber wollen sie nicht so lange warten. „Da müssen meine Eltern wohl mal für ein Wochenende ins Hotel ziehen“, sagt Michael Schweers lachend.