Die Kreisleitstelle investiert 2,5 Millionen Euro in neue Technik
Die Rettungskräfte werden dadurch künftig innerhalb weniger Sekunden von einem Notfall in Kenntnis gesetzt.
„Wir sind immer zu spät“, sagt Thomas Dilbens, Chef der Leitstelle des Rhein-Kreises in Neuss. Eine bittere Erkenntnis, die aber der Tatsache entspricht. Denn wenn Hilfesuchende in der Kreisleitstelle, die auch für Meerbusch zuständig ist, anrufen, ist schon etwas passiert — der Unfall, der Herzinfarkt, der Kreislaufzusammenbruch oder ein Gebäude steht bereits in Flammen. Dann heißt es für die Rettungskräfte, die Auswirkungen des Unglücks zu minimieren, oft Leben zu retten.
Damit die Helfer künftig noch schneller vor Ort sein können, setzt der Rhein-Kreis auf eine neue digitale Technik. Und dafür verantwortlich sind Elmar Eppels und seine Mitarbeiter.
Digital alarmiert wird im Rhein-Kreis seit 1998 — damals als einer der ersten Kreise landesweit, wie Dilbens betont. Dennoch: Nach 20 Jahren ist die Technik alt, aber natürlich noch voll funktionstüchtig. „Wir optimieren ein schon gut funktionierendes System“, sagt Dilbens.
Und optimieren heißt unter anderem, dass die Kräfte bald schneller von einem Vorfall in Kenntnis gesetzt werden, nämlich „im einstelligen Sekundenbereich“, wie Eppels sagt. Das sieht aktuell anders aus: Da ist die Weiterleitung an die Hilfskräfte gestaffelt — Eppels spricht von einem Ringsystem — und dauert zwischen 15 Sekunden und eineinhalb Minuten.
Doch nicht nur die schnellere Information ist ein wesentlicher Vorteil. Mit der neuen Technik hat die Kreisleitstelle auch eine neue Frequenz, eine eigene. Denn noch teilt sie sich eine mit Duisburg und Leverkusen. Ferner werden die Funksende-Standorte fast verdoppelt, von 17 auf 32. Und das ist auch ein Grund, warum an dem Projekt mittlerweile seit zweieinhalb Jahren gearbeitet wird. Denn für die neuen Sender mussten zum Teil neue Standorte gesucht werden.
Oder wie in einem Fall, wo der Mast höher werden musste, dann festgestellt wurde, dass das Gebäude, auf dem er stand, zwei Stockwerke mehr hatte als in den Bauplänen angegeben, und damit die Statik komplett neu berechnet werden musste. „Das hält auf“, sagt Eppels.
Er und Dilbens gehen aber davon aus, dass spätestens im Januar oder Februar die neue Technik eingesetzt werden kann. 3500 Pager (Meldeempfänger) für Feuerwehr und Rettungsdienst liegen bereit. Sie werden zertifiziert und programmiert. Neu ist, dass die Geräte künftig per Fernwartung auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. „Außerdem sind die Alarmierungen durch eine Verschlüsselung abhörsicher“, sagt Eppels. Dass also Meldungen quasi in Echtzeit im Internet zu lesen sind, sei damit ausgeschlossen. Für all das investiert der Kreis 2,5 Millionen Euro.
Rund 81 000 Einsätze werden pro Jahr von der Kreisleitstelle koordiniert, darunter 5000 für die Feuerwehr. Anrufe, die in Neuss eingehen, gibt es natürlich ungleich mehr. Darunter jedes Jahr der „Notruf“ mit der Frage nach dem neuen Neusser Schützenkönig.