2023 in Meerbusch Mit der Stärke des Teams in kleinen Schritten große Probleme lösen

Meerbusch · Im Lotsenteam von „Meerbusch hilft“ unterstützen Ehrenamtler wie Heike Dohm Geflüchtete beim Umgang mit Behörden. Sie leisten einen großen Beitrag zur Integration.

 Heike Dohm berät für „Meerbusch hilft“ Geflüchtete.

Heike Dohm berät für „Meerbusch hilft“ Geflüchtete.

Foto: D-MB/RP

In diesem Jahr hat die Stadt wieder mehr geflüchtete Menschen aufgenommen. „Für mich war 2023 aber ein Jahr wie jedes andere“, sagt Heike Dohm. Die Betriebswirtin engagiert sich seit 2015 bei dem Verein „Meerbusch hilft“ in der Flüchtlingshilfe. „Wir haben seitdem immer wieder wechselnde Herausforderungen erlebt, auf die wir uns schnell einstellen müssen“, sagt Heike Dohm.

Bei der Arbeit der Ehrenamtler ist es wichtig, sich nicht unnötig aufzureiben und einen langen Atem zu behalten. „Es nützt nichts, wenn wir sagen, wir gehen ja doch unter. Dann gehen wir auch unter“, sagt Heike Dohm. Schwierigen Situationen mit Gleichmut und Akzeptanz zu begegnen, hat sie von den Kontakten mit anderen Kulturen gelernt. „Ich kann nur Schritt für Schritt den Riesenberg in kleinen Aufgaben abarbeiten. Das, was mir möglich ist, erledige ich, und dann wird es sich schon geben.“ Diese Haltung passe eigentlich gar nicht zu ihrer Persönlichkeit, sagt die 57-jährige Meerbuscherin. Doch wie einige der geflüchteten Menschen es geschafft haben, sich aus ausweglosen Situationen zu befreien, hat sie nachhaltig beeindruckt.

Dabei denkt sie besonders an einen Mann aus Afghanistan, der 2015 nach Meerbusch kam. Das Land galt damals als sicherer Herkunftsort. Alle Asylanträge von Afghanen wurden abgelehnt, es gab keine Arbeitserlaubnis und kein Recht auf den Besuch eines Sprachkurses. „Ich hätte aufgegeben“, sagt Heike Dohm. Doch der junge Afghane kämpfte für den Verbleib. Er sparte für den Sprachkurs, einen Teil finanzierte die Kirchengemeinde. Er klagte gegen die Abschiebung und gewann. „Das hat viel Energie gekostet“, sagt Heike Dohm. Doch gemeinsam erreichten sie, was aussichtslos erschien. Heute ist der einstige Flüchtling deutscher Staatsbürger, arbeitet in Meerbusch bei einem Verpackungsunternehmen und unterstützt selbst neu ankommende Menschen aus anderen Ländern.

„Für mich ist die Zusammenarbeit in dem wunderbaren Lotsenteam von ,Meerbusch hilft’ sehr wichtig“, sagt die Meerbuscherin. „Diese Arbeit kann nur durch das Team getragen werden. Ohne die Stärke und den Zusammenhalt im Team hält man so ein Ehrenamt vermutlich nicht so lange durch.“

Dass sich Heike Dohm für die Integration von Flüchtlingen engagiert, hat viel mit ihrer eigenen Geschichte zu tun. Ihre Mutter war aus der DDR geflüchtet und fühlte sich im Rheinland nie wirklich willkommen. Wenn schon eine Flucht innerhalb Deutschlands so schwierig ist, wie erleben diese Situation dann erst Menschen von anderen Kontinenten, fragte sich Heike Dohm. Als 2015 bei ihr in der Nachbarschaft 40 allein reisende Männer untergebracht wurden, da habe sie auch keine Freudensprünge gemacht. Sie engagierte sich dennoch.

Von Zeit zu Zeit trifft sie ehemals Geflüchtete von damals. Zum Beispiel einen jungen Mann aus Guinea, der heute in einer Meerbuscher Bäckerei arbeitet. Das letzte Mal, als sie ihn traf, war er zeitlich stark eingebunden. Als die Ehrenamtlerin wissen wollte, warum, antwortete er ganz selbstverständlich: „Heike, es ist Weckmann-Zeit.“ Das hat Heike Dohm gefreut: „Da habe ich das Gefühl, er ist hier angekommen.“