Luca Dyckers von der Feuerwehr in Meerbusch Zwischen Einsatz und Instagram
Meerbusch · Luca Dyckers ist 20 Jahre alt und seit neun Jahren bei der Feuerwehr. Seit diesem Jahr betreut er unter anderem deren Soziale Medien – und will auch eine jüngere Zielgruppe für das Ehrenamt begeistern.
Im Alter von elf Jahren ist Luca Dyckers in die Osterather Jugendfeuerwehr eingetreten, mit 16 stand Feuerwehrmann als Berufswunsch fest. Inzwischen ist Dyckers 20 Jahre alt und arbeitet seit Anfang des Jahres 2023 auch in der Öffentlichkeitsarbeit der Meerbuscher Wehr mit. Sein Engagement teils sich seither zwischen Einsatz und Instagram auf.
In Meerbusch ist die Feuerwehr freiwillig mit hauptamtlichen Kräften organisiert. Rund 30 Berufsfeuerleute sorgen im Schichtdienst für die Sicherheit der Bevölkerung, sie übernehmen kleinere Einsätze meist alleine. Im Bedarfsfall werden dann die freiwilligen Feuerwehrleute alarmiert – rund 260 davon gibt es in Meerbusch, aufgeteilt auf Löschzüge in den verschiedenen Stadtteilen. Diese werden über den Piepser und eine App über den Einsatz informiert, wer abkömmlich ist, eilt zur Wache und von dort aus zum Einsatzort. „Schichten haben wir nicht, es kann jederzeit ein Alarm kommen“, sagt Luca Dyckers. Gerade diese Unwägbarkeit des Engagements findet der 20-Jährige besonders „charmant“.
Mit elf Jahren hat ihm seine Mutter, die als Friseurin in Osterath arbeitet, nahegelegt, zur Jugendfeuerwehr zu gehen. „Am Anfang war es sicherlich vor allem die Faszination für die großen, roten Autos“, berichtet der junge Feuerwehrmann. „Was mich aber dauerhaft hier hält, ist die Gemeinschaft, die Kameradschaft. Feuerwehrleute sind eine eng zusammengeschweißte Gruppe.“ In der Jugend lernen die Nachwuchskräfte das Material, die Funktionen, Geräte und Aufgaben kennen, es gibt aber auch viele Spaßprojekte und Aktionen zur Gruppenbildung. Mit 17 Jahren können die jungen Feuerwehrleute an den Übungen teilnehmen, den Piepser und damit die Möglichkeit, sich bei Einsätzen einzubringen, gibt es ab 18. Auch abseits davon machen die Mitglieder der Feuerwehr viel gemeinsam. Mit der Zeit entsteht so eine besondere Verbindung. „Jedem, der in unserer Wache seinen Spind hat, würde ich bedenkenlos mein Leben anvertrauen – und im Einsatz passiert das auch“, so Dyckers.
Von diesem Jahr sind ihm mehrere Einsätze im Gedächtnis geblieben – aus verschiedenen Gründen. „Besonders kurios war ein Tag im September, als Passanten eine Person meldeten, die zwischen Lank und Nierst mit einem Fallschirm heruntergekommen sei“, erinnert sich Dyckers. Mit einer Drohne und zwei Hubschraubern wurde die Umgebung abgesucht – ohne den geheimnisvollen Fallschirmspringer zu finden. „Wir sind am Ende davon ausgegangen, dass er – wenn der Zeugenbericht überhaupt stimmt – unverletzt geblieben und einfach gegangen ist“, erinnert sich der junge Feuerwehrmann. Im Sommer mussten die Kollegen zum Brand einer Gartenhütte in Dyckers eigenem Garten ausrücken – auch das eine kuriose Situation für den 20-Jährigen. Andere Tage bleiben aus traurigeren Gründen in Erinnerung. „Wir hatten einen Verkehrsunfall mit einem Toten auf der A44 – das war der erste Einsatz, bei dem ich vor der Kamera stand.“
Durch die Arbeit bei der Feuerwehr und auch im Rettungsdienst haben Dyckers und seine Kameraden immer wieder mit dem Tod zu tun. „Man stumpft nicht ab, aber es geht einem irgendwann nicht mehr so nahe wie noch am Anfang“, so Dyckers. Seinen ersten Kontakt mit dem Tod hatte er als Schüler bei einem Praktikum in einem Krefelder Klinikum, wo eine 26-Jährige verstarb, nachdem die Ärzte zwei Stunden lang um ihr Leben gekämpft hatten. „Damals war ich überraschend gefasst, wurde von den Kollegen auch gut betreut. Auch nach dem Unfall in diesem Jahr auf der A44 haben wir gemeinsam auf der Wache gesessen, und darüber gesprochen.“
Neben dem Einsatzgeschehen ist seit einem Jahr auch die Öffentlichkeitsarbeit die Aufgabe von Luca Dyckers – insgesamt sind fünf Feuerwehrmänner damit befasst. Der 20-Jährige ist über ein Videoprojekt für einen neuen Rüstwagen der Wehr zu dieser Aufgabe gekommen – und hat von ihr dem Alter entsprechend ein etwas anderes Bild als seine Kollegen. So sorgt er dafür, dass die Feuerwehr Meerbusch seit diesem Jahr verstärkt auf Facebook und Instagram sowie bei größeren Lagen auch auf Twitter aktiv ist. Dyckers selbst betreibt seit Jahren im Hobby Fotografie und Video, macht dies auch, wenn möglich, während der Einsätze.
„Natürlich muss das Einsatzgeschehen im Vordergrund stehen und darf durch die Öffentlichkeitsarbeit nicht behindert werden“, sagt der 20-Jährige. Aber wenn es möglich ist, zückt er sein Handy, um das Geschehen zu dokumentieren. Manchmal fährt er zusätzlich zu den für das Geschehen nötigen Kollegen zu größeren Einsätzen mit, wenn möglich auch mit der Kamera, um Bilder und Videos für die Veröffentlichung zu erstellen. „Die Kommunikation mit der Presse und über die Sozialen Medien hilft, ein Bewusstsein für die Aufgaben und Verantwortung der Feuerwehr zu schaffen und unsere Arbeit dem Bürger gegenüber transparent zu machen. Über Facebook und Instagram erreichen wir auch junge Leute – und investieren damit in unseren eigenen Nachwuchs.“
Tatsächlich müsse sich die Meerbuscher Feuerwehr um die Zukunft keine Sorgen machen. „Die Jugendfeuerwehr ist stark – es sind auch viele Kinder unserer Aktiven dabei, die schließlich auch ihren Weg in die Wehr finden.“ Mit spektakulären Aktionen wie dem „Steigerturm in Flammen“ wird weiter um Interessenten geworben. „Aber wir suchen natürlich trotzdem nach Nachwuchs“, so Dyckers. Die einzige Voraussetzung dafür sei, ein Teamplayer und einigermaßen fit zu sein. „Alles andere lernt man.“
In Meerbusch befindet sich die Feuerwehr derzeit im Wandel. Die Hauptamtliche Wache soll abgerissen und nördlich von Büderich neu erreichtet werden, um das Stadtgebiet besser abdecken zu können. Dieses Projekt hängt jedoch mit weiteren städtebaulichen Entwicklungen zusammen – mit denen es aktuell nicht gut voran geht. Zum einen kann es erst erledigt werden, wenn die Unterführung am Osterather Bahnhof fertiggestellt ist – dafür ist in diesem Jahr die Zusage für 2024 gekommen. Zum anderen hängt der neue Standort auch mit der Taktverdichtung der Rheinbahn-Linie der U76 zusammen, wo sich bislang keine Lösung abzeichnet. „Die Stadt kommuniziert sehr offen mit unserer Führungsebene. Wir hoffen, dass es bald weitergeht – die alte Hauptamtliche Wache entspricht nicht mehr den Anforderungen einer modernen Feuerwehr“, sagt Luca Dyckers. Gerade die älteren Kollegen verließen den langjährigen Standort aber auch mit einem weinenden Auge.
Dyckers selbst blickt in die Zukunft. Aktuell arbeitet der begeisterte Schrauber nach seinem Abitur 2022 an der Montessori-Gesamtschule in einer Oldtimer-Werkstatt in Düsseldorf, will aber im kommenden Jahr seine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann und Notfallsanitäter machen. „Ich hoffe, dann in Düsseldorf arbeiten zu können, wo etwas mehr los ist als in Meerbusch“, so Dyckers. In der Meerbuscher Wehr will er nebenher aber auf jeden Fall weiterhin aktiv bleiben. „Die Kameradschaft bindet an die Heimat. Ich kann mir nicht vorstellen, aus Osterath wegzugehen.“