Einzelhandel: Bäckerei übernimmt den Bö-Markt
Die Nahversorgung in Bösinghoven ist gesichert. Für Gabriele Daamen ist das Risiko überschaubar.
Bösinghoven. Lange sah es so aus, als ob Bösinghovens einziger Supermarkt schließen würde. Nachdem der integrierte Metzger das Handtuch warf, sah Inhaberin Sandra Peters, die den Bö-Markt vor vier Jahren eröffnet hatte, trotz vieler innovativer Ideen, die sie sukzessive einführte, keine wirkliche Überlebenschance mehr: „Es hat sich einfach nicht gerechnet. Aber ich bin natürlich heilfroh, dass wir für das Dorf eine Lösung gefunden haben“, sagt die Bösinghovenerin.
Die benachbarte Bäckerei übernimmt den 330 Quadratmeter großen Bö-Markt. Damit vergrößert Inhaberin Gabriele Daamen die Verkaufsfläche um mehr als das Fünffache. Da vor ihr schon diverse Einzelhändler an diesem Standort scheiterten, scheint der Schritt gewagt. Doch Daamen hält das Risiko für überschaubar.
„Ich haben insgesamt acht Filialen mit 40 Mitarbeitern, neben Bösinghoven in Duisburg und vor allem in Krefeld. Ich bin also nicht von diesem Geschäft abhängig“, schickt sie voraus. Darüber hinaus habe sie mit ihrem Mann genau überlegt, was geht und was nicht: „Wir haben zum Beispiel das Sortiment auf das Nötigste gestrafft.“ Bürobedarf, Haushaltsartikel oder auch Strümpfe seien rausgeflogen, statt drei würden von bestimmten Artikeln eben nur noch zwei Marken im Regal zur Auswahl stehen, nennt sie Beispiele.
Frisches Gemüse und Obst gebe es aber ebenso unverändert wie Zigaretten, Tiefkühlkost oder Getränke — inklusive des Lieferservices an jedem Donnerstag. Das gelte ebenso für die integrierte Postfiliale. Auch der Wagen mit frischem Fisch steuert mittwochs nach wie vor das Bö-Center an. „Unser Kerngeschäft bleibt jedoch die Bäckerei“, betont Daamen.
Die beiden Mitarbeiterinnen, die bisher im Bö-Markt gearbeitet haben, übernimmt Gabriele Daamen. Für sie sei die Entscheidung auch ein Stück weit existenzieller Natur gewesen: „Ohne den Supermarkt hätte die Bäckerei keinen Sinn mehr gemacht.“ Denn: Ohne neuen Pächter wäre der Markt wohl zugunsten von Wohnungen komplett aufgegeben worden.
Obwohl rund 2300 Menschen in Bösinghoven wohnen, ist das Bö-Center — neben Supermarkt und Volksbank-Filiale gibt es jetzt noch eine Pizzeria, einen Friseur und eine Kochschule — nicht unbedingt überlaufen. „Gerade für ältere Menschen ist die Möglichkeit, hier ein kleines Nahversorgungs-Zentrum zu haben, aber überlebenswichtig“, sagt Sandra Peters.
Bernhard Daamen denkt für den Bö-Markt bereits einen Schritt weiter: „Es ist durchaus möglich, dass wir in Zukunft auch Ware auf Kommission annehmen und beispielsweise Frischfleisch in einem Kühlschrank anbieten.“ Was sich viele Bösinghovener wünschten, lehnt das Paar aber kategorisch ab: „Ein Café zu eröffnen, lohnt sich nicht“, sagt Bernhard Daamen.