FDP fordert ein attraktiveres Jugendcafé

Klaus Rettig sieht für die Einrichtung dringenden Handlungsbedarf. Er glaubt, dass sich die Zielgruppe lieber draußen trifft.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Besucherzahlen für das extra für Jugendliche eröffnete Jugendcafé (JuCa) in Osterath sind leicht rückläufig: Nahmen im Jahr 2014 noch insgesamt 6559 Besucher die Angebote der Meerbuscher Einrichtung wahr, so waren es im Jahr 2015 nur noch 6402 Besucher. Von einer „stabilen Besucherzahl“ spricht die Stadtverwaltung in einer neuen Vorlage für den Jugendhilfeausschuss, der am Mittwoch, 14. September um 17 Uhr am Dr.-Franz-Schütz-Platz tagt.

Klar aber ist: Es sind bei Weitem nicht nur Jugendliche, die die Einrichtung besuchen. Detaillierte Altersdifferenzierungen der Besuche lägen nicht vor, sagt Jürgen Eimer als Vorsitzender des Osterather Betreuungsvereins (OBV), Betreiber des JuCA. FDP-Fraktionschef Klaus Rettig sieht dennoch dringenden Handlungsbedarf. Er kritisiert, dass die Jugendlichen das Angebot eines Jugendcafés viel zu wenig annehmen würden und glaubt, dass die Politik an den Bedürfnissen der Jugendlichen vorbeigeplant hat. „Die wollen sich draußen treffen, die gehen nicht in ein Café.“ Das JuCA wäre noch immer ein Veranstaltungsort der Erwachsenen, sagt Rettig: Die Stadt hatte zum Neujahrsempfang in das JuCa eingeladen, die Realschule Osterath richtete ihre Jubiläumsfeierlichkeiten dort aus.

Die detaillierte Aufschlüsselung der Besucherzahlen für 2015 zeigt, dass insbesondere Jugendveranstaltungen im JuCa kaum angenommen wurden. Zu Stufenpartys kamen im vergangenen Jahr 140 Besucher, zu einer „School-out-Party“ 140 Besucher, zu einer Disco 65 Besucher und zu einem Tanzworkshop 15 Besucher. Besser besucht waren hingegen Veranstaltungen, die sich auch an Erwachsene richten: Zu Konzerten kamen 723 Besucher, zu Kunstausstellungen 315 Besucher und zu Flohmärkten kamen 400 Besucher.

Dass das JuCa die Zielgruppe nicht erreicht, hatte auch Dezernent Frank Maatz bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses im vergangenen März bereits eingeräumt. Es müsse mehr für die eigentliche Zielgruppe, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre angeboten werden. Eimer berichtet, dass das JuCa in der Vergangenheit insbesondere für Hochzeiten und Familienfeiern gerne gebucht wurde. Die Auslastung sei deshalb sehr gut gewesen. Wegen der großen Nachfrage hat der Vorstand aber bereits beschlossen, nur noch an Geburtstagsgäste zu vermieten, die maximal 30 Jahre alt sind. „Sonst haben wir keine Zeiten mehr, um die eigentliche Zielgruppe zu erreichen“, sagt Eimer.

Jürgen Eimer, Vorsitzender des Osterather Betreuungsvereins

Der OBV-Vorsitzende verschweigt die Hindernisse nicht: „Unser Problem ist, dass die Jugendlichen oft bis 16 oder 17 Uhr in der Schule sind, danach zum Sportverein gehen. Dann kommen sie nicht ins JuCA.“ Oft würden die Schulen das JuCA-Angebot nicht kennen. Problematisch sei auch die Verkehrsanbindung — „insbesondere der große Stadtteil Büderich ist nur schwer zu erreichen.“ Die Einrichtung würden vorwiegend Jugendliche aus Lank und Osterath besuchen. Der OBV setzt jetzt die Hoffnungen auf einen neuen Leiter des JuCA. Jan Ollmann hat lange in Büderich gewohnt, ist als junger Vater gerade mit seiner Partnerin nach Düsseldorf gezogen. In Meerbusch ist er bereits als Koordinator an der Pastor-Jacobs-Schule tätig, soll jetzt auch das JuCa nach vorne bringen. Eine Idee von Eimer: „Schon die Grundschüler wollen wir jetzt ansprechen und Selbstverteidigungskurse anbieten.“ Auch wolle man sich den Vereinen öffnen.

2009 hatte die Politik die Neuausrichtung der Jugendarbeit beschlossen. 2013 eröffnete das Jugendcafé JuCa in der Alten Seilerei in Osterath. 160 000 Euro Zuschuss aus dem städtischen Haushalt fließen pro Jahr in die Einrichtung, dieser Betrag wurde gegenüber den Vorjahren bereits um 12 000 Euro gekürzt.

Die Personalkosten für das JuCa machen für das vergangene Jahr allein 90 615,39 Euro aus. 1,2 Vollzeitstellen sind dort in Summe beschäftigt — die Stellen verteilen sich jedoch auf mehrere Teilzeitkräfte. Nach einem Minus in der Kasse in den ersten beiden Jahren kann der Verein OBV Meerbusch nun auf die drei Jahre gesehen ein Plus von knapp 10 000 Euro vermelden. Der Einnahmenüberschuss soll nun für den Ausbau von Angeboten für die Zielgruppe Jugendliche verwendet werden.