Kultur in Meerbusch Das sagt die Musikschule zur Forderung nach Wirtschaftlichkeit

Meerbusch · In der Diskussion um Einsparungen bei der Musikschule ruft deren Freundeskreis die Politik dazu auf, keine Abstriche zu machen, die die kulturelle Förderung der Meerbuscher Kinder verschlechtern.

(dsch) Dass die städtische Musikschule auf ihre Effizienz geprüft werden soll, ist ein Thema, welches in der Meerbuscher Politik bereits mehrfach und auch zuletzt wieder aufgekommen ist. Nun hat sich auch der Freundeskreis der Musikschule in die Diskussion eingeschaltet und seinen Standpunkt in einem Schreiben an Medien formuliert.

Die Musikschule erwirtschaftet nur knapp die Hälfte ihrer Kosten selbst, bietet dafür ein niederschwelliges und professionelles Angebot für die musikalische Bildung. Die Stadt steht fest hinter dem Konzept, wie auch der neue Dezernent Peter Annacker betont. Teile der Politik, vor allem CDU und FDP, regen jedoch an, man könne prüfen, ob sich die Arbeit wirtschaftlicher gestalten ließe.

„Als Steuerzahler verstehen wir, dass die Verwendung öffentlicher Gelder immer mal auf den Prüfstand gehört“, schreibt der Freundeskreis der Musikschule, der vor allem aus Eltern von Schülern besteht. Die Musikschule, bei der Kinder aus allen gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam lernen, die besonders unter den Bedingungen der Corona-Pandemie gelitten haben, sei aber nicht der richtige Ansatzpunkt zum Sparen.

„Mit strukturellen Veränderungen, die gemäß Ratsantrag der beiden Parteien geprüft werden sollen, können nur Einsparungen beim Personal gemeint sein. Musikschullehrer der städtische Musikschule sind studiert und hoch qualifiziert und zunehmend vom Fachkräftemangel betroffen. Die Beschäftigung von Honorarlehrkräften stellt prekäre Beschäftigungsverhältnisse her, die genau das, was die Kinder an der Musikschule lieben, nicht ermöglichen“, so der Freundeskreis weiter. Orchesterfreizeiten, Förderung kleiner Ensemlbes, etwa für den Wettbewerb Jugend musiziert, und andere Angebote könnten nur mit einer soliden Finanzierung der Institution gewährleistet werden.

An vielen Bereichen der kulturellen Basis beteiligt

Auch die Breite des Angebots könne nicht aufrecht erhalten werden, wenn wie ebenfalls zur Prüfung angeregt, in Teilen eine Kooperation mit privaten Musikschulen die Wirtschaftlichkeit verbessern soll. „Die Musikschule ist an so vielen Bereichen der kulturellen Basis beteiligt, dass es der Ratsmehrheit nicht mehr aufzufallen scheint: Bläsergruppen der städtischen Musikschule bilden die Spielmannszüge zu Karneval, zum Schützenfest und an St. Martin von morgen. Was darf das kosten?“ argumentieren die Unterzeichner des Schreibens, Freundeskreis-Vorsitzende Sandra Bührmann und ihre Vorstandsmitglieder Kerstin Hoffmann-Jacobsen, Wiltraud Rütten und Roland Schwark. Auch der musikalische Austausch mit den befreundeten Partnerstädten, wie zuletzt das gemeinsame Weihnachtskonzert mit der ukrainischen Stadt Fastiv, könne nur schwer auf Basis eines gewinnorientierten Unternehmens organisiert werden.

Letztlich enden die Musikschul-Eltern mit einem Appell: „Wir appellieren an den Rat der Stadt Meerbusch, von dieser Priorisierung der Sparmaßnahmen Abstand zu nehmen. Fördern Sie gerade jetzt unsere Kinder, anstatt eben dort den Rotstift anzusetzen.“

Ob es in Zukunft tatsächlich tiefgreifende Einschnitte in der Finanzierung der Meerbuscher Musikschule geben wird, ist noch unklar. Im Auftrag des Rates prüft die Stadt eventuelle Einsparpotenziale. Dezernent Peter Annacker hat jedoch betont, dass das Konzept als solches als „Teil der Grundversorgung“ nicht in Frage gestellt wird. „Eine Stadtverwaltung ist auch ein Servicebetrieb, der etwas für die Bürger tut“, so Annacker. Offen ist man hingegen gegenüber Lösungen, die Zuschüsse an die Musikschule zu reduzieren, ohne die Qualität der Ausbildung zu reduzieren.