Kultur in Meerbusch Architektur mit der Kamera auf der Spur

Osterath · Der 86-jährige Fotokünstler Johannes Bär stellt ab dem heutigen Freitag im Alten Güterbahnhof Osterath seine neuen Bilder aus. In seinem Berufsleben war der gebürtige Frankfurter selbst Architekt.

Johannes Bär zeigt seine Fotografien im Güterbahnhof Osterath.

Foto: Angelika Kirchholtes

Dass man auch, wenn man 80 Jahre überschritten hat, geistig frisch sein und neue Wege beschreiten kann, beweist die dritte Ausstellung von Johannes Bär. Der heute 86-jährige Osterather, der mit seiner Frau im Betreuten Wohnen neben dem Caritasheim Hildegundis von Meer wohnt, war wieder mit seiner Kamera unterwegs, um Motive einzufangen, die durch seinen genauen Blick und die Perspektive gefangen nehmen.

In der kargen Industrieatmosphäre des Alten Osterather Güterbahnhofs kommen die meist farbigen Werke gut zur Geltung. Bär nennt seine Ausstellung „Wall-Art und Design“ mit dem Untertitel „Gegensatzeinheiten“. Er hat seine Bilder in Kategorien gehängt. So gibt es Spiegelungen, Graffitis, Natur und Technik. Besonders die Spiegelungen haben es ihm angetan.

Die gäben einem Foto Tiefe und verändern die Sichtweise, so der Fotokünstler. „Doch dafür muss das Licht richtig fallen“, erklärt er. Die Betrachter seiner Werke müssen daher genau hinschauen, um durch das Gerüst eines alten Kranes das gegenüberliegende Hotel zu erkennen. Wobei der genaue Ort nicht wichtig ist, sondern das harmonisch komponierte Bild im Ganzen. Das Hochhaus schwingt sich in Wellen empor, ein kompakter Träger unterteilt das Bild in zwei Teile. Bär war auch am Kö-Bogen unterwegs und fing in einer silbrigen Wand das verfremdete Gegenüber ein. Ein weißer Luftballon vor blauem Himmel mit Cumuluswolken setzt einen besonderen Akzent. Im Schaufenster von Peek und Cloppenburg liegen nicht nur Schaufensterpuppen, sondern sind auch das Schauspielhaus und die begehbare Rasenfläche an der Schadowstraße zu erkennen.

Ungeachtet seines Alters hat sich Bär unvoreingenommen mit moderner Kunst und Architektur auseinandergesetzt und diese künstlerisch umgesetzt. Dabei fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, denn Johannes Bär war im Berufsleben Architekt. Er stammt aus Frankfurt, lebt aber schon seit 1968 in Meerbusch, zunächst in Büderich auf der Dorfstraße und dann am Krähenacker in Osterath. Der Vater von zwei Töchtern und sechs Enkeln hat schon immer gerne fotografiert, war jedoch zeitweilig beruflich so eingespannt, dass er dieser Ambition wenig nachgehen konnte. So war er beispielsweise nach der Wende in Leipzig und Dresden engagiert, wo er sich um die Restaurierung historischer Gebäude gekümmert hat.

Heute liebt er eher die Moderne mit ihren klaren Strukturen. Spannend sind aber auch seine Funde in der Natur. Bei Niedrigwasser hat er beispielsweise ein altes Blech geborgen, das bereits Muscheln und Kalk angesetzt hatte, und daraus ein abstraktes Motiv komponiert. In einem anderen Bild hat er es ganz nah herangeholt, so dass kaum zu erkennen ist, um was es sich handelt. Rötlicher Sand? Felsgestein? Auch eine Mohnkaspel hat der Osterather ganz nah vor die Linse geholt. Sie erinnert nun eher an einen violetten Seestern als an das Innere einer Pflanze. „Es kommt immer auf den genauen Blick, das Detail an“, erklärt Bär. Allerdings hat er inzwischen Probleme mit seinem Augenlicht, so dass er seine Motive schon beim Entstehen auf einen angeschlossenen Bildschirm überträgt, um sie besser erkennen zu können.

Mehrere Bilder beschäftigen sich auch mit einem Feuerwerk, das er auf einem Rheinschiff erleben konnte. „Mich interessiert besonders das Entstehen des Feuerwerks“, erklärt Bär. Die mit CO2 geschwängerte Luft wabert im Vordergrund und bildet einen spannenden Gegensatz zu den klaren Formen der leuchtenden Motive am Himmel.

Die Ausstellung von Johannes Bär im Alten Güterbahnhof Osterath ist heute sowie am Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.