Für die Jugend ist kein Platz in der Stadt
Beim Projekt „Meerbusch macht sich auf den Weg“ diskutierten Schüler über ihr Leben in der Stadt. Der ÖPNV steht in der Kritik.
Das „JuCa“ in der Halle 9 in Osterath war gestern Treffpunkt für 60 engagierte Kinder und Jugendliche aus ganz Meerbusch. Im Rahmen des Partizipationsprojekts „Meerbusch macht sich auf den Weg — Ich bin dabei“ diskutierte der Nachwuchs über Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten für das jugendliche Leben in der Stadt. Großen Handlungsbedarf machen die Teilnehmer der Veranstaltung beim öffentlichen Nahverkehr aus. „Die Bus- und Bahnverbindungen in der Stadt sind für unsere Bedürfnisse wirklich schlecht“, sagt zum Beispiel Schüler Lukas Herx, der in der entsprechenden Arbeitsgruppe saß. „Abends kommt man kaum von einem Stadtteil in den anderen.“ Wenn man Freunde besuchen wolle, müssten immer die Eltern einen fahren. „Da fühlt man sich doch unselbstständig.“
Auch Regina Daniels hat mit Bussen und Bahnen in Meerbusch so ihre Probleme. „Die Taktung passt nicht“, sagt sie. „Busse kommen viel zu selten und selbst auf die Rheinbahn ist kein Verlass.“ Der Rückweg aus Düsseldorf nach Hause sei jedes Mal ein ein großes Abenteuer, vor allem abends gebe es immer wieder Schwierigkeiten.
Eine andere große Baustelle sind offenbar Freiräume für Jugendliche. Das Problem: Die Schüler finden in der Stadt offenbar keine Plätze, an denen sie sich treffen können. „Wenn wir draußen unterwegs sind, verabreden wir uns manchmal sogar an einer Bushaltestelle, damit wir nicht nass werden“, berichtet Alicia Pütz. „Da fehlen einfach Orte abseits der Schule, an denen man sich verabreden kann.“ Der Schulhof sei keine Alternative. „Gehen Sie mal in sich. Würden Sie sich nach acht Stunden Schule dort mit ihren Freunden treffen wollen?“, fragt sie. „Meerbusch ist einfach nicht jugendfreundlich.“
Alicia Pütz, Schülerin
Neben der Erörterung von Problemen stand bei der Veranstaltung, die von der „Querkopf Akademie für visionäre Freiräume“ organisiert wurde, auch die Erarbeitung von konkreten Handlungskonzepten auf dem Programm. „Ziel ist es, den Jugendlichen die Möglichkeit zur Mitsprache zu geben“, sagt Organisatorin Ulla Bundrock-Muhs. „Sie sollen eine Stimme bekommen und Ergebnisse erarbeiten, die der Verwaltung vorgelegt werden“. Ein Beispiel dafür ist das Engagement der Schülergruppe um die Neuntklässlerin Katharina Handke. „Wir sitzen hier zusammen und überlegen uns, wo in Meerbusch zusätzliche WLAN-Hotspots sinnvoll wären“, sagt sie. „Unsere Ideen gleichen wir mit vorhandenen und geplanten Hotspots ab, und am Ende haben wir ein Konzept, so wie wir es uns vorstellen.“
Ähnliches passiert auch einen Tisch weiter. Lena Stellmacher und ihre Freundinnen sitzen zusammen und debattieren über mögliche Standorte für Jugendeinrichtungen wie das „JuCa“ in anderen Meerbuscher Stadtteilen. „In Lank gibt es großen Bedarf“, stellt sie fest und ergänzt: „Da gibt es so etwas einfach nicht. Unser Problem ist jetzt zu überlegen, wo man eine solche Einrichtung in der Stadt unterbringen könnte.“
Dass die Idee durchaus sinnvoll ist, lassen die Ergebnisse der Arbeit erkennen. Eine Schüler-Gruppe hatte sich seit geraumer Zeit für die Realisierung eines Skate-Parks stark gemacht, ein Konzept erarbeitet und Sponsoren gesucht. „Wir konnten es heute der Stadt vorstellen“, sagt Bundrock-Muhs. „Die Verwaltung war davon echt angetan und hat uns versprochen, den Vorschlag jetzt genau zu prüfen.“