GWH-Haus: Einzug in die eigene Wohnung
Sechs Mieter beziehen das sanierte GWH-Haus in Büderich. Sie können mit gezielter Hilfe selbstständig leben.
Büderich. Umzugskisten werden die Stufen hochgeschleppt, Bettenroste aufgebaut, Matratzen aus dem Weg geräumt. Ein Fernseher, vielfach in Folie eingeschlagen, ist in einer Ecke in Sicherheit gebracht worden, während in einem Badezimmer eine Etage höher schon der Zahnputzbecher auf der Marmorablage steht. Weg vom Gewusel nimmt sich ein Mieter eine Auszeit und liegt ausgestreckt auf der Couch: Es ist Einzugstag im Haus Römerstraße 34, für sechs Parteien fast gleichzeitig.
Die GWH, Eigentümerin der früheren Böhlersiedlung, ist der Vermieter und hat das Haus gründlich saniert. Die zurzeit noch angeschlagene Fassade lässt nicht darauf schließen, wie attraktiv die Wohnungen sind: Etwas über 30 Quadratmeter groß, mit modernem, barrierefreiem Duschbad, Küchenzeile, eineinhalb oder zwei Zimmer groß und hell.
Es gibt sechs Mietwohnungen, ein Büro und einen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Das Haus hat das Potenzial für Gemeinschaftliches, und das ist Programm: Die sechs Bewohner im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 50 sind leicht geistig behinderte oder autistische Menschen, die bei der Organisation ihres Alltags unterschiedlich intensiv Hilfe benötigen.
Die ist nicht im Mietpreis inbegriffen, betont Vanessa Strauch, stellvertretende Regionalleiterin für Düsseldorf und den Rhein-Kreis Neuss der Stiftung Hephata. „Die Bewohner schließen stundenweise Betreuungsverträge mit uns ab.“ Finanziert wird die Hilfe überwiegend über den Landschaftsverband Rheinland.
Zurzeit kümmert sich Hephata um die Mieter. Sie kommen aus anderen Häusern im Rhein-Kreis und aus Düsseldorf, eine Frau hat eine Einliegerwohnung im Elternhaus genutzt. Für fünf Bewohner ist es der Einzug in die erste eigene Wohnung. Was das bedeutet, zeigt sich gestern, einen Tag nach der Schlüsselübergabe, ganz schlicht: Während überall Gewusel herrscht, ist eine Tür fest verschlossen. „Wir müssen wie jeder andere Besucher auch klingeln und Termine vereinbaren, wenn wir unsere Kunden sprechen wollen“, sagt Strauch.
Einmal wöchentlich wird es künftig eine Art Hauskonferenz geben, in der Pläne gemacht, Projekte geplant, Probleme besprochen werden können. Ein Zwang zur Gemeinschaft besteht nicht. „Eigenständigkeit wird groß geschrieben“, sagt Strauch.
Das lernen die Mieter, in der Mehrzahl berufstätig. Hilfe erhalten sie beispielsweise beim Einkauf, beim Kochen, in finanziellen Fragen, in medizinischen Angelegenheiten. „Unser Ziel ist, dass sie zunehmend selbstständig werden“, sagen Strauch und die Teamleiterin im Haus, Ilona Hickstein, „auch wenn sie immer Unterstützung benötigen werden.“
Das Interesse an diesem Integrationsprojekt ist groß, berichtet Strauch. „Wir können uns gut vorstellen, weitere Projekte zu verwirklichen.“ Die Kooperation mit der GWH sei sehr gut und könne vielleicht ausgebaut werden. „Möglich ist es ja auch, dass in einem Haus nur einzelne Wohnungen belegt werden.“