Haus Meer soll Schulstandort werden

Eigentümer Peter Soliman möchte auf dem alten Klostergelände eine ISR-Dependance samt Kindergarten realisieren.

Foto: Hagenacker

Seit Wochen steht das Plakat an der Moerser Straße, direkt vor dem Teehäuschen von Haus Meer, dort, wo es jeder sehen kann. Die International School on the Rhine (ISR) wirbt darauf für ihre Summer School. Tatsächlich ist das Schild aber weit mehr als eine einfache Einladung zum lockeren Englisch-, Deutsch- und Mathepauken in den Ferien: Es ist ein Hinweis auf das, was kommen kann.

Peter Soliman, seit vergangenem Jahr Eigentümer von Haus Meer und zugleich Geschäftsführer und Inhaber der Privatschule am Konrad-Adenauer-Ring in Neuss, möchte auf dem ehemaligen Klostergelände eine Grundschule samt Kindergarten realisieren. „Der Bedarf ist riesig“, sagt er. „Ein großer Teil der ISR-Schüler kommt aus Meerbusch, der Weg zu unserem Neusser Kindergarten ist aber doch recht weit.“

Eine Schul-Expansion ist für den Geschäftsmann deshalb logische Konsequenz, aber auch ideale Verbindung von öffentlichen und eigenen Interessen. „Ich weiß, was das Gelände den Meerbuschern bedeutet und ich habe gesehen, wie empfindlich die Öffentlichkeit auf mögliche Pläne reagiert“, sagt Soliman. „Weil ich Meerbuscher bin, habe ich allerdings eine andere Sicht auf das Projekt als ein Investor, der aus der Ferne agiert. Ich gehe mit einem ganz anderen Ansatz als ein klassischer Bauträger an die Sache heran.“

Fakt ist: Für die Meerbuscher ist das Kloster-Areal derzeit nur selten zugänglich. Geht es nach den Wünschen der Stadt, soll sich das ändern. Haus Meer soll werden, was der Name verspricht: ein Platz für alle — Meerbuscher und Menschen aus der Umgebung. Das sieht auch Peter Soliman so. „Das geht aber nur, indem man auf dem Gelände etwas kreiert, das die Kosten trägt“, sagt der Eigentümer. „Ich habe das Grundstück im vergangenen Jahr gekauft, ohne zu wissen, was damit geschehen soll. Das war mehr ein Bauchgefühl.“

Mittlerweile ist eine konkrete Idee entstanden. Eine Grundschule mit Kindergarten, eventuell in Kombination mit einer kleinen Gastronomie, sei in jedem Fall ein Projekt, das beide Ziele — Öffnung des Parks für die Öffentlichkeit und Rentabilität — auf schöne Art und Weise miteinander verbinde, sagt Soliman. „Zum einen hat eine Schule am Wochenende und in den Ferien geschlossen, da hätten die Besucher das Areal für sich.“ Außerdem sei eine Grundschule auf einer kleinen Fläche mit sehr geringen Eingriffen in die Landschaft realisierbar. „Eine Grundschule braucht keine Geschosse, keinen Keller und auch keine Sporthalle, wie zum Beispiel ein Gymnasium. Meiner Meinung nach gibt es keinen besseren Weg, die Historie des Geländes mit einem vernünftigen Projekt zu verbinden — jedenfalls habe ich keinen besseren gefunden. Eine Schule passt dort einfach hin.“

Die Geschichte von Haus Meer ist 850 Jahre alt. Erst war es Kloster, später diente es als Schloss für die Krefelder Familie von der Leyen. Seit Jahren wird über die künftige Nutzung des Geländes gestritten. Eine taiwanesische Investorengruppe bekundete 2011 erstes Interesse auf dem Areal, das sich damals im Eigentum des Kölner Unternehmers Roland Agne befand, ein Hotel mit 80 Betten zu realisieren. Knackpunkt: Das Bauwerk sollte über die Grenzen des eigentlichen Schlosses hinaus errichtet werden. Grabungen waren nötig, um zu dokumentieren, ob durch die Hotelbebauung Bodenschätze überbaut werden. Weil hochwertige Funde gemacht wurden, konnte das Hotel nicht in nördliche Richtung des alten Schlosses expandieren. Für die Investorengruppe ließ sich der Hotelbau deshalb nicht wirtschaftlich betreiben. Mitte 2016 erwarb Peter Soliman das Areal.

Das Projekt „Haus Meer“ als solches erfordere einfach einen langen Atem, sagt Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Es gebe unheimlich viel zu beachten und abzustimmen: Denkmalschutz, Landschaftsschutz. Auch aus den Fehlern der Vergangenheit habe man gelernt. „Wir wissen jetzt, dass es sinnvoll ist, ein klares Konzept vorzulegen und die entsprechenden Behörden frühzeitig zu beteiligen.“

Die Denkmalbehörde, sagt Soliman, stehe den Schul-Plänen grundsätzlich offen gegenüber. Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter im Rathaus, berichtete bereits im März im Kulturausschuss, dass eine Bebauung des Geländes projektabhängig, aber grundsätzlich möglich sei. Der Politik sind die Pläne bislang noch nicht vorgestellt worden. Nach den Sommerferien soll das geschehen. „Ich habe den Anspruch an mich selbst, dass auf dem Gelände von Haus Meer etwas kreiert wird, das auch Sinn ergibt“, sagt der Eigentümer. „Ich möchte die Idee mit der Stadt und der Bevölkerung gemeinsam entwickeln.“