Henning Scherf versteht das Altern als Chance

Der frühere Bremer Bürgermeister war im Rahmen einer Lesung zu Gast in der Stadtbibliothek in Büderich.

Foto: Ulli Dackweiler

Der Auftritt von Henning Scherf lockte viele Zuhörer in die Stadtbibliothek nach Büderich. Dort begrüßte der ehemalige Bremer Bürgermeister, Senator und Autor jeden einzelnen Gast per Handschlag und warb so für das von ihm vertretene Miteinander. Gut zwei Stunden lang leitete der 76-Jährige den lebendig und kurzweilig geführten Dialog mit dem Publikum. Scherf strahlt unerschütterlichen Optimismus aus und stellt so unter Beweis, dass das Leben nach seiner in einer Publikation belegten These „Wer nach vorne schaut, bleibt länger jung“ Wirkung zeigt. Sein Hauptanliegen sei es, das Altern als Chance zu verstehen, etwas Neues beginnen zu können.

„Das Programm der Meerbuscher Volkshochschule bietet viele Möglichkeiten. Es kann die Menschen erreichen und mitnehmen“, sagte Scherf. Ein derartiges Lob hörten die Gastgeber Hildegard Bodden-Omar, Leiterin der Stadtbibliothek, Ingrid Terrana-Kalte und Berthold Grebe (beide VHS) gern: „Das Thema ‚Wohnen im Alter‘ hat ebenso einen festen Platz in unserem Programm.“ Denn auch das ist Henning Scherf ganz wichtig. Er wirbt für das Zusammenleben, quasi als Ersatz für das eher brüchige Modell Familie.

These von Henning Scherf

Wie das funktioniert, praktiziert der Bremer seit 28 Jahren: Er und seine Frau Luise leben in einer aus Ehepaaren und Singles zusammengesetzten Wohngemeinschaft: „Diese sollten möglichst aus mehreren Generationen sein“, riet der 76-Jährige. Das freundschaftliche Miteinander, „ein Netz, das es uns ermöglicht, den Alltag selbstbestimmt zu leben“, wie er sagte, wurde durch schwere Erkrankungen schon früh auf eine harte Probe gestellt. Dass diese Gemeinschaft über fünf Jahre — und damit bis zum Tod — intensive Pflege leistete, „hat mir ein neues Fundament gegeben“, berichtete Henning Scherf offen aus seinen ganz persönlichen Erfahrungen.

Im Publikum, darunter der aus dem Bremer Umfeld kommende Erste Beigeordnete Frank Maatz, saß auch Besucherin Elisabeth Janssen. Die Osteratherin sah angesichts des positiven Ausblicks auf das Alter ihre Erwartungen an diesen Abend erfüllt. „Diese Erfahrungen machen mir Mut“, betonte Elisabeth Janssen.