Bildung in Meerbusch Musikschule könnte 20 Prozent teurer werden
Meerbusch · Die Verwaltung prüft, wie die Musikschule wirtschaftlicher werden kann. Dazu dürften auch höhere Kosten für den Unterricht gehören. Am Konzept des niedrigschwelligen Angebots wollen aber weder Stadt noch Politik rütteln.
Die Gebühren der städtischen Musikschule könnten zum kommenden Jahr merklich steigen. Nach Plänen, die die Stadtverwaltung aktuell erarbeitet, könnten die Kosten für den Musikunterricht um 20 Prozent angehoben werden, eine entsprechende Anpassung der Gebührensatzung soll zu den Haushaltsplanungen vorgelegt werden und voraussichtlich zum Beginn des Musikschuljahres 2024/2025 am 1. Oktober 2024 in Kraft treten.
Grundlage dessen ist eine Prüfung, die aktuell bei der Stadtverwaltung läuft. Diese war Anfang des Jahres durch den Rat aufgefordert worden, nach Möglichkeiten zu suchen, Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Musikschule zu verbessern – die Politiker waren im Januar einem Antrag von CDU und FDP gefolgt. Denn die Musikschule kostet mehr, als sie einnimmt: Erträgen von 695 000 Euro standen im vergangenen Jahr knapp 1,3 Millionen Euro Aufwendung gegenüber. „Damit steht die Musikschule im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen in anderen Städten allerdings nicht schlecht dar“, betont Peter Annacker, Dezernent für die Bereiche Jugend, Soziale Hilfen und Schule, Sport, Kultur. Er stellt klar, dass die Stadt fest hinter dem Konzept einer öffentlich geförderten – und damit für alle Bürger zugänglichen – Musikschule steht, betont deren kulturellen und sozialen Wert. Zudem sei die Musik ein Standortfaktor für Meerbusch – etwa 40 Prozent der Kinder im Grundschulalter lernen hier ein Instrument.
Annacker hat zudem das Gespräch mit den Spitzen von CDU und FDP, Ralph Jörgens und Werner Damblon, gesucht. Diese stimmen mit den anderen Parteien und der Stadtverwaltung überein, dass die Musikschule und ihr aktuelles Konzept nicht in Frage gestellt werden. Auch das Ansinnen nach mehr Effizienz, welches in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in der Politik zur Sprache gekommen ist, solle nicht auf Kosten der Qualität gehen.
Dennoch sieht auch die Verwaltung als erstes Ergebnis ihrer laufenden Prüfung eine Erhöhung der Gebühren als „gerechtfertigt“. Deren jüngste Anpassung fand 2019 statt – seither sind die Ausgaben durch allgemeine Preissteigerung und die Tariferhöhung im öffentlichen Dienst merklich gestiegen.
Für ärmere Schüler soll
eine Lösung gefunden werden
Ein Vergleich mit den drei anderen Musikschulen im Kreis zeigt zudem, dass die Gebühren in Meerbusch aktuell unterdurchschnittlich sind. So zahlt man für eine Stunde in der musikalischen Früherziehung in Meerbusch 271 Euro, die Musikschule der Stadt Neuss verlangt 276 Euro, in Dormagen sind 312 Euro zu zahlen und die Musikschule des Rhein-Kreises Neuss kostet für die gleiche Leistung 324 Euro. Auch beim Einzelunterricht liegt die Meerbuscher Einrichtung auf demselben Level oder unter den Kosten der anderen Häuser. Auch dort sind Preisanpassungen in den kommenden Monaten wahrscheinlich.
Dennoch könnte es sein, dass der Preisanstieg um 20 Prozent für einige der Musikschüler nicht zu bezahlen ist. Dann kündigte Annacker Härtefallregelungen an, die über den Förderverein der Musikschule organisiert werden könnten.
Weitere Stellschrauben für mehr Effizienz sieht die Stadt aktuell nicht: Sämtliche geeigneten Förderprogramme werden ausgeschöpft, und die Personalstruktur ist mit 25 fest angestellten Teilzeitkräften, vier Vollzeitstellen und elf freien Honorarkräften weitgehend optimiert. Diese Struktur ermöglicht, exotischere Instrumente anzubieten, eine Besonderheit der städtischen Musikschule, die sich in einem privatwirtschaftlich organisierten Haus nicht rechnen würde.
Und die Bedeutung der Musikschule ist unumstritten. Fast 4000 Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, sind hier angemeldet, pro Jahr finden über 20 000 Unterrichtsstunden statt. Unlängst wurde ein gemeinsames Projekt mit der Musikschule in der ukrainischen Stadt Fastiv umgesetzt, aktuell laufen die Pläne für einen Besuch von 25 jungen Ukrainern im September. In diesem Jahr haben 47 Musikschüler aus Meerbusch am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen, ein Blechbläserquintett steht im aktuell laufenden Bundesfinale. Im Juni ist ein generationsübergreifendes Fest gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde Strümp geplant, und viele weitere Ideen sind in der Entwicklung.
„Wir sind dankbar für diese Arbeit und wollen nicht gegen die Musikschule vorgehen, auch, wenn wir nach Möglichkeiten zur besseren Effizienz suchen“, betont Gabi Pricken von der CDU. Dirk Banse von der SPD warnt vor einer zu drastischen Preissteigerung. „20 Prozent gefährdet unsere Musikschule. Die Eltern werden mit den Füßen abstimmen“, so Banse.
Beschlossen ist diese Zahl noch nicht. Nach der Sommerpause wird die Stadtverwaltung die konkreten Ergebnisse der Prüfung und mögliche Pläne vorlegen, im Anschluss können sich die Fraktionen beraten. Eine Entscheidung wird dann im Rahmen der Haushaltsplanung der Stadt Meerbusch für das kommende Jahr im November fallen.