Hugo Recken gerät ins Zwielicht
Lothar Klouten beleuchtet das Schicksal von Juden in Osterath zur NS-Zeit.
Osterath. Schon seit seiner frühesten Kindheit interessiert Lothar Klouten sich für die Geschichte seiner Heimatstadt Osterath. Aber er musste feststellen, dass vor allem die nationalsozialistische Vergangenheit nie richtig aufgearbeitet wurde und machte es sich daher zur Aufgabe, das zu ändern.
Am Mittwochabend, wenige Tage nach der Verlegung von 14 Stolpersteinen zum Gedenken der getöteten Juden in Osterath, hielt Klouten einen Vortrag über die Geschichte dieser Menschen. Eingeladen hatte der Verein Pro Osterath, etwa 50 Zuhörer lauschten Kloutens Vortrag, der von nationalsozialistischen Ideologien bis hin zu einzelnen Schicksalen reichte.
Besonders bewegt reagierte das Publikum auf einzelne Textpassagen aus der ehemaligen Osterather Lokalzeitung zwischen 1933 und 1936 sowie den Darstellungen der Zeitzeugen. So berichtete Sabine Gutmann, eine der zwei überlebenden Opfer aus Osterath, über die Nacht von dem 10. auf den 11. November 1938, als sie mit ihrem Mann von SA-Leuten überfallen wurde: „Es blieb keine Untertasse ganz. Alles, aber auch wirklich alles wurde kaputtgemacht.“
Eine besondere Rolle habe in diesem Zusammenhang der damalige Bürgermeister Hugo Recken eingenommen. Als sich die Gutmanns Mitte 1942 weigerten, ihr Haus an der Kaarster Straße 14 zu verkaufen, bat der Bürgermeister von Osterath „um Abschiebung der Juden“. Die entsprechende Gestapo-Akte erhielt am 11. Juli 1942 den Rotstiftvermerk „Die Juden sind demnächst zu evakuieren“. 14 Tage später befanden sich die Gutmanns auf dem Weg nach Theresienstadt.
Diese Schilderungen haben den Fraktionsvorsitzenden der UWG, Christian Staudinger-Napp, empört. Er fordert nun in einem Schreiben an Bürgermeister Dieter Spindler, den Sachverhalt prüfen zu lassen und für den Fall, dass sich die Behauptungen bewahrheiten sollten, eine Umbenennung der Hugo-Recken- in Gutmann-Straße zu veranlassen.
Lothar Klouten hatte auf eine derartige Reaktion gehofft: „Ich habe bereits 1988 zum 50. Jahrestag der Reichskristallnacht versucht, auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Leider waren die Bemühungen vergebens. Dabei halte ich eine Umbenennung der Straße für angemessen. Eine öffentliche Debatte darüber ist auf jeden Fall notwendig.“ Das Material, auf das sich Klouten in seinen Ausführungen bezogen habe, stamme aus dem Buch „Die Reichskristallnacht im Rheinland“, veröffentlicht von Amseln Faust. Aber auch das Schicksal der Familie Langenbach regte am Mittwoch zum Nachdenken an. Denn Dr. Langenbach war mit einer Jüdin verheiratet und sei bereits 1936 von Hugo Recken aufgefordert worden, diese Ehe annullieren zu lassen.
Viele jüdische Familien aus Osterath verloren ihren ganzen Besitz, 26 Menschen wurden nach Derendorf deportiert, viele von ihnen von dort nach Riga geschickt und getötet. Für Klouten und den Verein Pro Osterath eine Geschichte, aus der man Lehren ziehen muss: „Nur wer eine Geschichte hat und sie bewusst pflegt, der hat eine nachhaltige Zukunft.“