Naturschauspiel Tümpel in Strümp bildet Blasen
Im Naturschutzgebiet Ilvericher Altrheinschlinge gibt es eine ungewöhnliche Quelle. Bereits geringe Erschütterungen reichen aus, damit sich deutlich sichtbare Gasblasen an der Oberfläche bilden.
Monty kann sein Glück nicht fassen. Mehr als 40 Minuten ist er nun schon mit Frauchen Viola Urban unterwegs: An Haus Meer sind Mensch und Tier gestartet, die Sonne scheint wärmer als erwartet. Und nun ist da plötzlich dieses Wasserloch mit klarem Wasser, das unentwegt aus dem Betonrohr plätschert. Der vierjährige Labradoodle nimmt ein erfrischendes Bad und schlabbert glücklich vor sich hin. Dass das zwölf Grad kühle Wasser aus einem Quelltopf entspringt, der sich gerade mal fünf Meter entfernt vom Weg befindet, weiß der Hund nicht – sein Frauchen ebenso wenig.
„Das überrascht mich nicht: Die meisten Leute kennen diese Quelle nicht“, sagt Dana Frey, Bereichsleiterin Umwelt und Klimaschutz in der Meerbuscher Stadtverwaltung. Sie selbst hat sich Ende der 1990er Jahre erstmals mit der Quelle im Naturschutzgebiet der Ilvericher Altrheinschlinge beschäftigt. „Die Quelle ist in ihrer Art einzigartig in Nordrhein-Westfalen“, erzählt sie. Denn das Wasser blubbert, wenn man am Rand des Quelltopfs hüpft oder stampft. „Bereits geringe Erschütterungen reichen aus, damit sich deutlich sichtbare Gasblasen an der Oberfläche bilden. Dabei handelt es sich vermutlich um Zersetzungsprodukte aus den tiefer gelegenen Torflagen“, erklärt sie. Dann machen die beiden Frauen den Selbstversuch und hüpfen – und tatsächlich: An der quietschgrünen Oberfläche blubbert es. „Das ist ja eine echte Sehenswürdigkeit“, staunt Viola Urban. Bereits mehrfach wurde die namenlose Quelle, deren Wasser in den Kringsgraben abgeleitet wird, schon von Experten untersucht. Denn für die niederrheinische Landschaft ist das Quellgebiet in der Ilvericher Altrheinschlinge extrem ungewöhnlich. Zum einen ist der ovale Quelltümpel mit seinen Maßen von etwa 2,5 mal vier Meter ziemlich groß, zum anderen schüttet er enorm viel Wasser aus. „Bei einer sogenannten Schüttungsmessung hat man festgestellt, dass es 3,3 Liter pro Sekunde sind, das entspricht zwölf Kubikmeter pro Stunde.“
Quelle als Attraktion
in Naturroute eingebaut
Im Sommer ist der Tümpel zugewachsen. Die „Zierliche Wasserlinse“ färbt die Wasseroberfläche grell grün. „Im Frühjahr ist das Wasser klar, dann sieht man sogar, wie die Gasblasen von unten hochsteigen“, erzählt Dana Frey, die regelmäßig in dem Naturschutzgebiet spazieren geht. Früher, so erzählt man sich, war die „Sprönk“ eingezäunt. „Denn immer wieder sollen Kühe, die vor Jahrzehnten auf den Wiesen ringsum gegrast haben, in dem Gewässer ertrunken sein“, weiß Dana Frey. Erst einmal reicht das Wasser einem Erwachsenen nur bis zur Hüfte, aber der Boden ist extrem weich und schlammig, innerhalb kurzer Zeit sackt man ein. „Festen Grund gibt es erst in zwei bis drei Meter Tiefe“, sagt Frey. „Deshalb muss man am Ufer extrem vorsichtig sein.“
Die Fachleute vom Landschaftsverband Rheinland sind so begeistert von der versteckten Quelle, dass sie diese am liebsten zum Naturdenkmal machen würden. „Mal abwarten“, meint Frey dazu. Die Stadt hat die Quelle schon als Attraktion in die sogenannte Naturroute eingebaut, eine der zehn schönsten Radrouten durch Meerbusch, die bald in einem Heft veröffentlicht werden. „Die Quelle ist eine echte Natur-Sehenswürdigkeit“, betont Dana Frey. Die Natur sei das, was Meerbusch besonders mache. „Deshalb müssen wir solche Orte wie die Quelle wertschätzen. Sie ist Teil der einzigartigen Landschaft der Ilvericher Altrheinschlinge.“ Vier Quellgebiete soll es dort geben. Aber nur die in Strümp ist für Spaziergänger problemlos zugänglich.