Bürgermonitor Meerbusch Der Kullenberg bleibt weiter ohne Glasfaser
Meerbusch · Die Anwohner fühlen sich von der Entwicklung abgehängt – für den Anbieter würde sich ein Anschluss aber nicht rechnen.
Der Ausbau des Glasfasernetzes in Meerbusch schreitet zügig voran. Hört man. Glaubt man. Und für weite Teile des Stadtgebietes trifft dies auch zu. Aber eben nicht für jeden Winkel. In Langst-Kierst gibt es eine Straße, die von der Planung gestrichen wurde. Betroffen sind fünf Häuser, Kullenberg 23 bis 31. Das wollen die Anwohner nicht einfach hinnehmen.
Sie protestieren gegen die Entscheidung: „Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse!“ Wirklich alles haben sie versucht, um einen Anschluss an die schnelle Internetleitung zu erreichen. Vergeblich. Nicht zum ersten Mal habe man die etwas außerhalb des Ortes gelegene Nachbarschaft beim Ausbau der Infrastruktur übergangen, sagt Robert Mertens. In Hausnummer 23 ist der 48-Jährige aufgewachsen, auf dem Grundstück daneben steht das Haus, das er 2007 gebaut hat und mit Frau und Tochter bewohnt. „Das ging schon mit dem Kabelfernsehen los, das im Ort verlegt wurde, nur nicht hier“, erinnert sich der Ingenieur. „Dann gab es die inzwischen obsolete Diskussion ums Erdgas. Die Möglichkeit, dass wir Stadtgas verlegen und den Anbieter wechseln können, war für uns nicht gegeben.“ Zwei Beispiele, die seinen Unmut untermauern. „Nur beim gestiegenen Verkehr, da sind wir mittendrin“, merkt Robert Mertens ironisch an. „Er hat auf unserer Kreisstraße stark zugenommen, niemand hält sich an das 50-Stundenkilometer-Limit.“
Im Wintergarten der Eltern Mertens sind die Anwohner zusammen gekommen, um ihre Geschichte zu erzählen. Ihr Ärger richtet sich nicht gegen Stadt, das betonen sie ausdrücklich. Von ihr fühlt man sich nicht im Stich gelassen. Speziell Stephan Benninghoven von der Wirtschaftsförderung habe sich im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr für den Kullenberg eingesetzt und, wie auch die Anwohner, mit Serpil Durmaz, Projektleiterin der Deutschen Glasfaser, Gespräche geführt. „Wir haben schon in der Konzeptphase versucht, Einfluss zu nehmen“, berichtet Robert Mertens. „Uns war es wichtig, nichts zu versäumen und die richtigen Weichen zu stellen.“ Doch dann wurde ihnen immer klarer vor Augen geführt, dass es sich mitnichten um ein öffentlich finanziertes, sondern ein privates Projekt mit knallharter Kalkulation handelt.
Anfangs habe es gar nicht mal schlecht ausgesehen für den Glasfaser-Anschluss. Das Unternehmen verteilte seine Wurfzettel auch in den Kullenberg-Häusern. Es gab sogar ein Treffen mit den Vertrieblern in der Nierster Schule. „Uns wurde die Hoffnung gemacht, es könne funktionieren, wenn alle Haushalte zustimmen“, sagt Thomas Vohl. „Dann würde sich ein Anschluss für das Unternehmen rechnen. Diese Auflage haben wir erfüllt und dachten, jetzt klappt es. Leider stellte sich diese Aussage dann als falsch heraus. Wir haben seitdem keine Rückmeldung mehr erhalten.“
Anfrage an die Deutsche Glasfaser mit Sitz im westfälischen Borken: Warum wurde der Kullenberg vom Polygonbereich abgeschnitten? „Es kommt leider immer wieder vor, dass Siedlungen rausfallen, weil sie zu weit entfernt vom eigentlichen Ausbaugebiet liegen. Das trifft auch auf den Kullenberg zu“, antwortet Dennis Slobodian, Senior Referent Unternehmenskommunikation. „Im jetzigen Rahmen des Projekts kann die Straße nicht angeschlossen werden. Es handelt sich um einen privatwirtschaftlichen Einsatz, der auch unter wirtschaftlichen Kriterien durchgeführt werden muss. Die Gelder der Deutschen Glasfaser fließen ohne Steuerbeiträge.“ Bei einem Anschluss würde man für Leitungen und das notwendige Engineering bei einem fünfstelligen Betrag landen, fügt er noch hinzu und rät zu einem Versuch, sich bei der Kommune nach einem geförderten Glasfaserausbau zu erkundigen.
Die erforderliche Summe von über 10 000 Euro bestätigen die Anwohner. Das haben sie im Vorfeld erörtert und für die fünf Haushalte als nicht finanzierbar erachtet. „Ein krasses Missverhältnis“, sagt Robert Mertens. „Wir brauchen jedoch dringend ein schnelleres Internet, einige von uns sind überwiegend im Homeoffice.“ Das trifft auch auf Doris Dreßler zu, die oft massive Probleme bei Videokonferenzen hat.
Die Anwohner treibt auch dieser Aspekt um: Eine Wertschöpfung durch den Glasfaseranschluss. Was, wenn die Häuser eines Tages verkauft oder vererbt würden? Dann wären die Immobilien weniger wert, befürchten sie. „Wenn Glasfaser die Zukunft ist“, gibt Heinz Hilgers zu bedenken, „kann man davon ausgehen, dass ins alte System nicht mehr viel investiert wird.“