Kita-Standards werden verbessert
Der Jugendausschuss verabschiedete ein neues Programm zur Um- und Neugestaltung der neun städtischen Kitas.
1800 städtische Kita-Plätze gibt es. Nach den Sommerferien wird so jedes Ü 3-Kind einen Kita-Platz haben, sagt Peter Annacker, Fachbereichsleiter Soziales und Jugend. Anders sieht es bei den Unter-Dreijährigen aus. „Das ist ein drängendes Problem“, sagt Annacker.
Aber nicht nur die Betreuung der ganz Kleinen stellt die Kindertagesstätten vor neue Herausforderungen. Auch Kinder mit geringen Sprachkenntnissen und die politische Zielsetzung der Inklusion zwingt neu zu denken.
Der Jugendhilfeausschuss hat deshalb ein umfassendes Programm zur Um- und Neugestaltung der städtischen Kitas verabschiedet. Das Programm setzt für die neun Einrichtungen der Stadt Standards, mit denen die Kinderbetreuung in der Stadt ein Spitzen-Niveau erreichen soll. Entsprechend positiv waren die Rückmeldungen aller Fraktionen.
Das neue Qualitätsprogramm beschreibt Zielvorstellungen des Jugendamts und mögliche Umsetzungsvorschläge für die Kitas in Büderich, Osterath, Lank-Latum, Strümp und Nierst. Eine Kita, die dem neuen Standard bereits von Tag eins entsprechen soll, ist die ehemalige Kita „Knirpsmühle“, die erst vor wenigen Wochen ihre neuen Räume am Wienenweg 42 in Bovert bezogen hat. So etwas wie in ihrer alten Herberge in der Einsteinstraße sollte in der hochmodernen Kita nicht noch einmal passieren, sagt Peter Annacker. Ein übler Geruch zwang die Kita zum Umzug.
Bei der neuen Einrichtung wurde bei der Planung darauf geachtet, allen nötigen Umweltstandards zu entsprechen. Dabei habe man etwa bei der Isolation statt wie üblich mit teuren und oft problematischen Dämmmaterialien mit dickeren Wänden gearbeitet, sagt Claus Klein, Leiter Service Immobilien und verantwortlich für den Bau.
Eine Alternative, die sich ausgezahlt habe: 1,95 Millionen Euro habe der Bau der Kita gekostet, damit ist die Stadt im Budget geblieben. „Dieses Haus ist toll geworden“, lobte auch Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage bei der Eröffnungsfeier vergangenen Freitag. Die Architektur ist offen und schlicht gehalten: bodentiefe Fenster, weite Sichtachsen, wenig Brimborium. Das Haus soll den Kindern Gelegenheit zur Entfaltung geben.
Und auch Raum für das pädagogische Konzept der Einrichtung sollte die Architektur lassen. Das sei nicht immer leicht gewesen, sagt Klein. „Für mich war vieles neu.“ Eine kleine Kuschelecke unter der Treppe etwa sei inzwischen einer der Lieblingsorte der Kinder zum Zurückziehen, sagen die Erzieherinnen. „Früher hätte man das einfach zugemauert“, sagt Klein.
Die neue Kita „Entdecker-Knirpse“ ist auch zertifizierte „Reggio“-Kita — ein Konzept, das nach einer norditalienischen Stadt benannt ist, eine Pädagogik, die auf Optimismus, Offenheit und Ganzheitlichkeit ausgerichtet ist. „Die Kinder sollen hier zu selbstständigen Menschen werden“, sagt Einrichtungsleiterin Petra Bachmann. „Wir beziehen die Kinder bei allem ein, sie dürfen entscheiden — wann sie essen, was sie essen, wohin sie einen Ausflug machen wollen.“
Die zweigeschossige Kita hat außerdem einen Aufzug und ist barrierefrei. Auch beeinträchtigte Kinder können dort betreut werden, wie es laut neuem Qualitätsprofil der Stadt auch Standard werden soll.