Tour: Helfer-Andrang übertrifft Erwartungen
Rund 150 Freiwillige meldeten sich, um am Sonntag auch für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Viele Posten werden doppelt besetzt.
Für Jürgen Breuer stand es gar nicht erst zur Diskussion, sich nicht als Tour-Helfer zur Verfügung zu stellen. „Erstens bin ich Bürger dieser Stadt, dann bin ich Sportler, und außerdem fühle ich mich verpflichtet, zu helfen.“ Mitey Abel sieht es ähnlich: Die Willicherin gibt zu, auch nicht viel nachgedacht zu haben, als Helfer gesucht wurden. „Da mache ich mit“, stand schnell für sie fest. Erfahrung hat sie: Sie war schon 1994 bei der Fußball-WM in den USA als Guide eingeteilt. Außerdem ist sie ausgebildete Mediatorin und kann auch mit unfreundlichen Zeitgenossen umgehen, sagt sie.
Und so stehen nun Abel und Breuer und die vielen anderen am Sonntag von 8 bis vermutlich kurz nach 15 Uhr an einem Streckenposten in Büderich. Ihre Aufgabe ist klar: erst mal keine Autos durchlassen. Und dann auf alle Fragen nett, höflich, aber bestimmt reagieren. Was die rund 150 Helfer alles dürfen oder sollen, erfuhren sie am Dienstag bei einem Treffen mit der Stadtverwaltung. Fachbereichsleiter Matthias Unzeitig und Thorsten Brockmann sowie Bettina Scholten, Arndt Römmler und Bernd Küthen erklärten allen detailliert, wie der Tag ablaufen wird.
Die „Volunteers“ sollen um 7.45 Uhr ihre Posten beziehen — nachdem sie ihre gelben Westen und ihr Verpflegungspaket erhalten haben. „Wir haben an alles gedacht, auch an Veganer und Vegetarier“, sagt Unzeitig. 10 Uhr ist dann eine markante Zeit: Weil ab diesem Zeitpunkt überhaupt kein Auto mehr durchgelassen werden darf. Keine Anwohner, die zum Geburtstag der Großmutter wollen, keine Tour-Besucher, die irgendwo Party feiern wollen. „Nur noch die Rettungsfahrzeuge dürfen durch“, sagt Unzeitig. Fußgänger können die Strecke queren „aber nur dann, wenn kein Rennrad oder anderes Fahrzeug in Sicht ist“, macht er klar. Um 11.45 Uhr rollt die 13 Kilometer lange Werbekarawane durch Büderich, zwischen 12.45 und 13.45 Uhr fahren dann offizielle Autos über die Strecke.
Petra Kramer, Tour-Helferin
Um 13.45 Uhr wird es ernst: Dann rasen knapp 200 Profi-Radrennfahrer für etwa vier Minuten von Lörick kommend über die Dorfstraße, um dann nach links in die Düsseldorfer Straße Richtung Neuss abzubiegen.
Aber dann ist die Strecke noch für etwa eine gute Stunde nicht frei gegeben. Wohl erst dann, wenn auch der letzte Rennradfahrer den Rhein-Kreis Neuss in Korschenbroich verlassen hat. Solange müssen die Streckenposten an ihrem Platz verharren. Aber: „Wir haben so viele Meldungen von Freiwilligen bekommen, dass wir jeden Posten doppelt besetzen können“, sagt Unzeitig. Das bedeutet: Jeder könne immer mal wieder eine Pause machen.
Alle Restaurants entlang der Strecke, die geöffnet sind, erlauben den Helfern, dort deren Toiletten zu benutzen. Für die Helfer, die etwas weiter außerhalb ihren Dienst an den Vorsperren tun, bedeute das dann leider einen etwas längeren Fußweg, sagt Thorsten Brockmann.
„Ohne Sie würde diese Tour gar nicht stattfinden,“ motivierte Unzeitig die Freiwilligen und freut sich darauf, mit allen zusammen „dieses Weltsportereignis“ gemeinsam zu feiern. Es werde in 6300 TV-Stunden gezeigt, in 190 Länder von 100 TV-Sendern ausgestrahlt und von 3,5 Milliarden Zuschauern verfolgt. Aber Unzeitig gab auch zu bedenken: „Das wird ein sportlicher Tag für alle.“
Für Maggie Gutzen, ebenfalls freiwillige Helferin, vermutlich ein leichter Tag: Die Triathletin hat erst am Sonntag in Düsseldorf ihren letzten Triathlon absolviert. Weil sie mit ihrem Rad schon in aller Welt war, freut sich die Büdericherin auch auf einen sportlichen Sonntag in ihrem Heimatort. Ebenso wie Petra Kramer, die in Lörick lebt und mit ihrem Lebensgefährten auf ein paar Metern die Tour-Durchfahrt erleben wird. „Das wird doch bestimmt ein großer Spaß“, sagt sie.
Trotz aller guten Laune gab es auch nachdenkliche Fragen: Was ist, wenn uns einer blöd kommt? „Nicht unbedingt festhalten“, sagt Unzeitig, „und auf jeden Fall den nächsten Bereichsleiter herrufen.“ Er bat die Volunteers auch, immer achtsam zu sein, auf umher stehendes Gepäck zu achten, ungewöhnliche Fahrzeuge oder Personen im Blick zu behalten, sich nicht provozieren zu lassen und auf keinen Fall die Selbstsicherung zu vernachlässigen. Weil die Sicherheit ein großes Thema ist, meint Unzeitig, seien an der Strecke Müllwagen der Firma Schönmackers aufgestellt, die verhindern sollen, dass Lkw mit hohem Tempo auf die Rennstrecke fahren können.