Des Königs Truppen sind erneut siegreich
Die Barrikadenkämpfe des Lank-Latumer Schützenfestes waren ein großes Spektakel. Am Ende kämpfte die Freischar vergeblich.
Große Aufregung bei General Frank Neukirchen. Der Lank-Latumer Regimentskommandeur musste gestern Früh feststellen, dass sein Pferd nicht mehr im Stall war. Der Verdacht fiel sofort auf die Freischar Latum. Den Grund sah Neukirchen allerdings in seiner „eigenen Naivität“. Dass er dem Hauptmann nach 400 Jahren Rebellion seine heuchlerischen Treueschwüre geglaubt habe, sei ein Fehler gewesen. Tatsächlich platzte Freischaradjutant Sascha Brocker kurz darauf auf dem schwarzen Pferd in die Musterung, die König Peter VIII. Fiegen vor dem Festumzug angesetzt hatte. Auf die Frage, ob der General das Ross bis zum Festzug wiederhabe, konterte Brocker: „Nur wenn es bei uns heute keinen Sauerbraten gibt!“
Freischarhauptmann Michael Schneider mahnte auch Prinz Lukas Höttges, der im schwarzen Anzug statt brauner Uniform auf der Tribüne stand, mit nach Latum zu kommen, dann könne man seinen Fehltritt vergessen. Der Freischärler warf dem General zum Abschied einen Brennesselbusch vor die Füße und rückte mit seinen Truppen ab.
Sascha Brocker, Freischaradjutant, hatte besondere Pläne für das Pferd des Generals
Im Anschluss rührte das Fahnenschwenken zum Fahnenwalzer den König ganz besonders. In den vergangenen 15 Jahren ist der Monarch der altgedienten Schwenkfahne als Fahnenoffizier nicht von der Seite gewichen. Ein neues Tuch präsentierten dagegen in diesem Jahr die Sappeure. Ihre neue Standarte trägt stolz in Schwarz das Eiserne Kreuz in der Fahnenspitze.
Das Lank-Latumer Schützen- und Heimatfest ist in der näheren Umgebung bis heute einzigartig. Das Spektakel wird seit Urzeiten alle zwei Jahre zelebriert, einer der Höhepunkte sind die Barrikadenkämpfe. Diese gehen auf eine Auseinandersetzung zwischen Söldnern des protestantischen Grafen von Neuenahr aus Krefeld und Schützen der Pfarre Lank im Jahre 1608 zurück.
Damals sollen die Söldner die Fronleichnamsprozession gestört haben und von wehrhaften Schützen — allen voran die Gebrüder Kreuels aus Ossum — vertrieben worden sein. Die Barrikadenkämpfe waren früher ein weit verbreitetes Brauchtum rund um die protestantische Stadt Krefeld herum.
So verteidigte die Latumer Freischar auch an diesem Sonntag verbissen ihre „Feste Kaldenberg“ gegen die Königstreuen. Von Schneider noch als „Granufink-Truppe“ verspottet, griffen die Alten Schützen tapfer an und mussten kräftige Hiebe einstecken. Rheuma und Durchblutungsprobleme dürften für die Alten Schützen der Vergangenheit angehören, witzelten unbeteiligte Schützenbrüder.
Die Marine-Kompanie scharte sich derweil um Prinz und Kriegsminister Dieter Sahlmann und hatten den Latumern ein „Blaues Wunder“ versprochen. Man hatte auch den Eindruck, dass dort besonders beherzt gekämpft wird, haben sich doch beide Truppen in den vergangenen Jahren schon öfter an den Barrikaden gegenübergestanden.
Nach dem erwarteten Sieg der königlichen Truppen erfreute sich Peter VIII. an der Parade auf der Kemperallee.