200. Veranstaltung in Meerbusch Männerfrühstück feiert Jubiläum
Meerbusch · Pfarrer Gerhard Saß und Superintendentin Barbara Schwahn nahmen an der 200. Veranstaltung in der Versöhnungskirche teil.
Was vor fast 18 Jahren als Versuch startete, ist inzwischen eine Erfolgsgeschichte geworden: das Männerfrühstück in der Strümper Versöhnungskirche. Zu diesem Jubiläum, dem 200. Treffen, kamen neben Gründungsvater Pfarrer Gerhard Saß, auch Superintendentin Barbara Schwahn, Bürgermeister Christian Bommers (CDU) und Pfarrer aus den Nachbargemeinden. In ihrer Begrüßungsrede lobte die Hausherrin, Pfarrerin Karin Schwark, dieses Angebot, das spannende Vorträge und Diskussionen mit einem liebevoll zubereiteten Frühstück verbindet. Dieses wird von den Männern vorbereitet. „Dieser Kreis ist ökumenisch und offen für 50 Prozent der Gesellschaft“, sagte Schwark augenzwinkernd. Die Teilnehmer kämen aus allen Gemeinden Meerbuschs und diskutieren kritisch über Gott und die Welt.
Aus einem Kreis von neun Personen sind inzwischen Treffen mit 60 bis 80 Männern geworden. „Man wollte die Männer in die Kirche bringen“, hieß es vor zwei Jahren über das Ziel der Veranstaltung. Die Frauen seien in der Gemeinde in Strümp schon in verschiedenen Gruppen engagiert. Nur in der Coronazeit fiel das Männerfrühstück aus. Die Teilnehmer befassen sich mit kommunalen und religiösen Fragen, mit medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, gehen aber auch in die Historie zurück. Als Referenten konnten Fachleute und Repräsentanten der Kommunal- und Landespolitik wie Ex-Landtags-Vizepräsident Oliver Keymis, Alt-Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage oder Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gewonnen werden. Auch Pfarrer Saß schaut gerne einmal mit einem Thema vorbei. Im September ist auch der Bürgermeister Meerbuschs, Christian Bommers, mit einem Vortrag zu Besuch. Um die richtige Mischung dieser Vorträge kümmert sich ein Leitungsteam, das derzeit aus Bernhard Kuntze, Friedemann Johst und Christoffer Kroll besteht.
Auf dem Geburtstag
geht es um den Ukraine-Krieg
Auch beim Jubiläumstreffen begann der Vortragsteil mit einem geistlichen Wort von Pfarrer Arnold Pfeiffer. Danach wollte eigentlich der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, zum Thema „Frieden schaffen – doch mit Waffen? Trägt die Friedensethik der evangelischen Kirche noch?“ sprechen. Doch wegen einer Beerdigung wurde sein Referat von Saß vorgetragen. Zur anschließenden Diskussion war zudem der evangelische Professor Okko Herlyn eingeladen.
Im Mittelpunkt stand die Frage, ob durch den Ukrainekrieg die Vision einer gerechten Weltfriedensordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Abschluss von Abrüstungsverträgen und der Annäherung durch Entspannungspolitik näher zu rücken schien, durch die harte Realität zerstört worden sei. Könne die Kirche das Leitbild „Schwerter zu Pflugscharen“ aufrechterhalten angesichts der schrecklichen Aggression in der Ukraine? „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, so Schneider. Jeder Krieg bringe fürchterliches Leid. Man müsse sich gegen eine Eskalation stemmen und nach Ausstiegsszenarien fragen, um die Spirale der Gewalt zu unterbrechen. Es könne letztendlich keine Sieger geben. „Wir sollten unsere Utopie einer Friedensvision nicht über Bord werfen, sondern sie als Impuls und Inspiration erhalten.“ Doch was bedeutet das konkret? Keine Waffen in die Ukraine liefern? Der Aggression nicht widerstehen? So weit gingen die Vortragenden nicht. Herlyn konnte sich Verteidigungswaffen vorstellen, doch vermisse er Friedensideen. Auch Saß sprach sich für einen Prozess der Interessenabwägung aus, der mühsam, aber notwendig sei, um Schlimmeres zu verhindern. „In diesem Krieg gibt es keine Sieger“, unterstrich Johst. Kompromisse seien auf beiden Seiten notwendig.
Auch Bommers äußerte Zweifel, ob durch zusätzliche Waffen der Krieg beendet werden könne. Gäbe es dann überhaupt noch eine Heimat, in die die Geflüchteten zurückgehen könnten? Man müsse in erster Linie auf Verhandlungen setzen. In Gesprächen mit jungen Ukrainern, die in Kontakt mit Meerbuscher Schülern seien, sei ihm aufgefallen, wie stark diese auf einen „Sieg“ der Ukraine hin motiviert würden. „Als evangelische Kirche müssen wir das Freund-Feind-Schema durchbrechen“, forderte Schwahn zum Abschluss.