Meerbusch: Auf der Spur von Pastor Jacobs
Geschichte: Heimatkreis Lank und Autor Mike Kunze veröffentlichen Pastoral-Jahrbuch des Lanker Pfarrers.
Lank-Latum. Wilhelm Jacobs (1720-1798) war eine ganz besondere Persönlichkeit. Ein Umstand machte ihn für das Gebiet der Pfarre Lank unvergessen: Der Mann schrieb. 35 Jahre lang hielt er die Ereignisse eines jeden Jahres fest. Seine Aufzeichnungen folgen weder einer Chronologie noch sind sie eine Ansammlung persönlicher Befindlichkeiten. Die gibt es, aber nur in Bezug auf das gesellschaftliche und politische Leben, das Wilhelm Jacobs als Pastor festhielt.
Der Heimatkreis Lank hat das Pastoral-Jahrbuch nun als 16. Ausgabe seiner Schriftenreihe "Im Rheinbogen" herausgegeben. Der Autor kommt auch diesmal aus den eigenen Reihen, was den Buchinhalt prägt: Auf den ersten 80 Seiten hat Mike Kunze seine Magisterarbeit aus dem Jahr 2001 veröffentlicht, die Pastor Jacobs zum Thema machte.
Das lag für den Historiker aus Lank vielleicht nicht allzu fern, doch mit dem Thema infiziert wurde Kunze schon in der Grundschule von Hermann-Josef Tophoven, dem Leiter der Pastor-Jacobs-Schule, der das Pastoralbuch abgeschrieben und auch die lateinischen Passagen, gut ein Drittel des Textes, hatte übersetzen lassen.
Kunze nun widmete sich dieser Arbeit von neuem, glich sein Ergebnis mit dem von Tophoven und auch Karl Schmalbach ab und veröffentlicht nun seine Abschrift. Das Original zu lesen und zu verstehen, war kein leichtes Unterfangen. "Jacobs war schreibfaul", sagt Kunze. "Er verschleift die letzten zwei, drei Buchstaben oft. Das ist dann schwer zu verstehen." Zumal in den lateinischen Passagen. "Er benutzte ja zudem kein klassisches Latein, sondern ein Kraut- und Küchenlatein des 18. Jahrhunderts."
Zehn Jahre dauerten Kunzes Recherchen, die ihn in zahlreiche Archive trieben. Schon Kleinigkeiten waren schwer zu ermitteln. Den Taufeintrag von Wilhelm Jacobs im Schiefbahner Kirchenarchiv sah er nur nach einem Umweg über Kempen: Die Schiefbahner Heimatfreunde gewährten ihm keinen Zutritt zu den Büchern, berichtet Kunze.
Der Heimatkreis-Vorsitzende Franz-Josef Radmacher ist von dem Ergebnis der Recherchen beeindruckt. So erwähnt Jacobs das seinerzeit verheerende Erdbeben von 1756. Erschütterungen, die in Aachen Menschen das Leben kosteten, ließen in Lank immerhin Pastor Jacobs Kanarienvogel vom Stock fallen.
Es sind solche Geschichten, die die Lektüre auch für den Laien unterhaltsam machen. "Wer mit dem Buch durch Lank geht, wird feststellen, dass man viele Orte wiedererkennen kann", sagt Kunze.
Über den Charakter des Kirchenmanns, der zugleich eine Art Bürgermeister war, wird heftig gestritten. Als Streithammel und einsamer Mensch ist Wilhelm Jacobs beschrieben worden, nicht immer fair, wie Kunze findet. Dass er viele Gegner hatte, ist wohl unstrittig. "Die Deputierten, eine Art Kirchenvorstand, haben ihm das Leben schwer gemacht." Dass er sich in Nierst bis zum Ende seines Lebens nicht durchsetzen konnte, ist eine Randnotiz der Geschichte.
Kunze will mit seiner Arbeit einen Punkt unter die Recherchen setzen, der Schluss-, aber ebenso Ausgangspunkt für weitere Recherchen sein kann. "Natürlich kann man immer noch Neues über Pastor Jacobs finden."
Franz-Josef Radmacher und der Heimatkreis-Geschäftsführer Franz-Josef Jürgens hoffen nun, dass ein Wort ihres Mitstreiters Addo Winkels ("Wir sind es gewohnt, dass mit den Jacobs-Aufzeichnungen vieles erst zu leben beginnt") wahr wird und das Interesse an dem Buch beflügelt.