Meerbusch: Bürgersaal ist dicht – Vereine suchen nach Alternativen
Insolvenz: Der langjährige Eigentümer Willi Burchartz musste auch die angrenzende Gaststätte schließen.
Meerbusch. Seit einer Woche sind das Traditionslokal Gasthof Burchartz und der Bürgersaal geschlossen. Öffnen wird das Lokal vorerst nicht mehr. Eigentümer Willi Burchartz hat Insolvenz angemeldet. Mehr als 25 Jahre führte der 61-Jährige das Lokal, er habe die Arbeit gerne gemacht, erzählt er, klingt aber auch erleichtert, als er sagt: "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."
Der Gasthof lief gut, der Bürgersaal nicht. In den vergangenen Jahren hätten immer weniger Vereine den Raum für Veranstaltungen gebucht. 50000 bis 80000 Euro hätten allein dadurch jährlich in der Kasse gefehlt. Hinzu kamen Kosten für Strom oder Heizung.
Bereits seit 2002 sei die Situation auch der Stadt bekannt gewesen. Helfen konnte sie Burchartz nicht. Die Familie opferte Haus und Altersvorsorge für das Lokal - ohne den Betrieb dadurch retten zu können. "Wir sind in einer finanziellen Schieflage, jetzt noch weiter zu machen, hat einfach keinen Sinn", sagt er.
Das vorerst traurige Ende einer langen Geschichte: In den 70er Jahren hatten Meerbuscher Vereine auf einen Bürgersaal gedrängt. Sie müssen nun Alternativen suchen. "Für uns ist das ein herber Verlust", sagt zum Beispiel Jürgen Wirtz von der Sebastianus-Schützenbruderschaft in Büderich. Die Bruderschaft hielt in den Räumen ihre Jahreshauptversammlung ab.
Rund 400 Mitglieder müssen jetzt an einem anderen Ort unterkommen. "Eine Idee, wo wir uns treffen können, haben wir noch nicht", sagt Wirtz. Dieter Abbing, Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft Heinzelmännchen - sie feierte Prunksitzung und Kinderkarneval im Saal - klagt: "Ein Raum in dieser Größenordnung ist nicht leicht zu finden."
Bedauerlich sei das Ende des Traditionslokals auch aus städtischer Sicht, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Die Stadt buchte den Saal einmal im Jahr für ihre Personalversammlung. Dass die Auslastung zurückging, habe sich schon länger abgezeichnet. Deshalb werde es schwer, einen neuen Investor zu finden. "Das ist ein Problem, vor dem alle Betreiber größerer Veranstaltungshallen stehen." Selbst wenn sich ein Investor melde, müsste der Saal erst aufwändig saniert werden.
Einfluss nehmen könne die Stadt nicht. Die Vereine könnten in Zelte auf dem Franz-Schütz-Platz ausweichen. Aber auch dort sei der Platz begrenzt. "Wir dürfen den Anwohnern nicht zuviel zumuten." Burchartz hofft jetzt auf den Insolvenzverwalter: "Ich weiß nicht, wie es weitergeht." Noch heute weiß Gastronom auf den Tag genau, wann er das Lokal eröffnete: am 23.März 1984. "Ich habe da viel Herzblut reingesteckt", sagt er und klingt eher traurig als erleichtert.