Serie Meerbusch historisch Jugendstil mit ganz viel Klinker
Lank-Latum. · Das Wirtsehepaar Schmitz prägte die Hauptstraße: Ihre Gaststätte „Zur neuen Post“ ist heute die „Alte Post“.
Ein wirklich schönes Jugendstilgebäude ist heute in Meerbusch schwer zu finden, doch das war nicht immer so. Vor dem ersten Weltkrieg war der Besuch eines Fotografen überall in den noch sehr ländlichen Meerbuscher Altgemeinden ein Ereignis, das die Menschen zusammenströmen ließ. Grund des Auflaufs war der Besitzerstolz des Wirtsehepaares Schmitz (rechts neben der Tür), das eine Werbepostkarte mit ihrem neuen, modernen Gasthaus anfertigen ließ.
Als Anton Schmitz um 1910 im zukünftigen Lank-Latumer Ortszentrum einen Neubau plante, waren er und seine Frau mit der Jugendstilfassade ihrer Gaststätte „Zur neuen Post“ absolut im Geist der Zeit. Charakteristisch sind die vielen Zierelemente wie der Säulenvorbau mit Balkon, die Fenstereinfassungen und die prachtvolle Doppelflügeltür, der orientalisch anmutende Erker im Dach und auch die Fachwerkelemente im Giebel. Hinter der Gaststätte befand sich noch ein kleiner Biergarten. Hier entstand unter dem Enkel des Erbauers ein Anbau, in dem sich zunächst eine Konditorei mit Café befand.
Auf die Gastronomie folgte
ein Spielwarenladen
Als es wegen der angeblich zu niedrigen Deckenhöhe zum Streit mit dem Bauamt kam, schloss Familie Schmitz kurzerhand die Gastronomie und machte das Hobby Modelleisenbahn zum Beruf – der Spielwarenladen Schmitz öffnete die Türen und die Wirtschaft im Eckhaus wurde künftig verpachtet.
In den 1960er Jahren waren Portikus und Erker arg in die Jahre gekommen und baufällig geworden. Sie verschwanden, die Fenster wurden rechteckig und die ganze Fassade – wieder im Stil der Zeit – verklinkert. Im Inneren hat sich nicht viel geändert, allerdings heißt die Gaststätte heute „Zur alten Post“.
Auch in der Nachbarschaft hat sich im Laufe der Jahre so einiges geändert. Das Gebäude hinter der „Neuen Post“ ist das erste Lanker Postgebäude. Weil die Reichspost sich zum Bau in Lank trotz nachdrücklicher Bitten durch Bürgermeister Hermann Kemper nicht entschließen konnte, baute es die Gemeinde 1906 für 23 000 Reichsmark als Teil der neugeplanten Ortsmitte. Bis dahin waren die Poststellen zuerst in Latum und später in Lank bei Wirten untergebracht, bei denen man Sendungen abholen und abgeben konnte.
Leider sorgte der Prachtbau mit seinen neugotischen Treppengiebeln nur für Ärger. Die Wände waren feucht und mussten immer wieder ausgebessert werde. Nach vielem Hin und Her verkaufte die Gemeinde Lank-Latum (seit 1910 vereinigt) das Haus 1924 mit Verlust an die Reichspost, die aber schon von Anfang an Mieter gewesen war. Neben den Amtsräumen im Erdgeschoss verfügte das stattliche Haus im Obergeschoss über eine Dienstwohnung für den Postaufseher Kaufmanns. Im Dachgeschoss wurden die Akten gelagert.
1971 folgte der Abriss des
Hauses an der Hauptstraße
Als die Post 1971 in ein neues Gebäude an der Claudiusstraße zog, wurde das Haus an der Hauptstraße abgerissen und machte einem Fernmeldegebäude Platz, das bis heute seinen Dienst tut.
Die hinter der Kaiserlichen Post stehenden Häuser sind alle um 1900 herum entstanden und prägen bis heute das Gesicht der Hauptstraße. Anders sieht es mit der rechten Straßenseite aus. Wo zunächst noch eine Weide war, steht heute längst ein Wohn- und Geschäftshaus. Das in die Straße ragende Gebäude gibt es immer noch.
Vor etwa 20 Jahren sollte die Ecke als Verkehrshindernis abgerissen werden, bevor man aus der Not eine Tugend machte. Der um die Ecke herum geführte Gehweg sorgt heute für eine gewisse Verkehrsberuhigung. Hinter dem Gebäude lag seit 1884 das Gemeindekrankenhaus mit dem Schwesternwohnheim.