Serie Rheinkilometer Erholung an Meerbuschs Stadtgrenze

MEERBUSCH · Im Sommer erkunden wir das Gebiet entlang des Rheins. Zum Auftakt waren wir unterwegs zwischen Stromkilometer 749 und 761.

Wiesen und weiter Himmel am Rhein locken vor allem bei schönem Wetter Radfahrer und Spaziergänger an.

Foto: Angelika Kirchholtes

Der Rhein ist der längste Fluss Deutschlands. Von seinen 1232 Kilometern Länge fließen 865 Kilometer durch Deutschland. Rund 100 Kilometer vor der Grenze zu den Niederlanden kommt er durch Meerbusch. Die Rheinfront ist ein Aushängeschild Meerbuschs, was sich auch darin spiegelt, dass das Signet Meerbuschs, die blaue Welle, auf den Fluss anspielt. Kurz hinter dem Stromkilometer 749 beginnt der Meerbuscher Abschnitt des Rheins im Süden und endet zwischen Stromkilometer 760 und 761 im Norden. Der Rhein macht hier mehrere Windungen und ist das Naherholungsgebiet der Meerbuscher Bevölkerung. Was den Reiz des Rheinufers so ausmacht.

Schon kurz hinter der Stadtgrenze zu Düsseldorf stoßen Spaziergänger, die direkt am Flussufer spazieren gehen, auf eine Skulptur. Ein großer Beuys-Kopf aus Granit, zwölf Tonnen schwer, den sein Meisterschüler Anatol (Herzfeld) geschaffen hat. Seitlich kann man die Inschrift „Jeder Mensch ein Künstler“ entdecken. Eigentlich sollte der Kopf in Düsseldorf stehen, aber die Landeshauptstadt lehnte mit der Begründung ab, sie habe keinen geeigneten Platz. Man darf vermuten, dass eher das gespaltene Verhältnis, das Düsseldorf zeitlebens zu dem Aktionskünstler Beuys hatte, daran Schuld war.

Mit dem Granitkopf wollte Anatol nämlich an die legendäre Aktion erinnern, als er seinen Lehrer am 20. Oktober 1973 in einem Einbaum über den Rhein ruderte, nachdem dieser die Akademie verlassen musste. Beuys hatte sich über eine Zulassungsbeschränkung an der Akademie hinweggesetzt und in seiner Klasse nicht nur 30, sondern 268 Schüler zugelassen. Daraufhin erteilte ihm Landesminister Johannes Rau Hausverbot. Jetzt steht dieser Kopf mit dem typischen Beuys-Gesicht am Rande eines Fußweges mit Blick zum Rhein.

Radroute zu Beuys‘
100. Geburtstag

Ein laues Lüftchen weht über die Wiese, die Sonne scheint. Die vorbeilaufenden Spaziergänger, mit oder ohne Hund, genießen die Atmosphäre. Radfahrer sind unterwegs, die die Landschaft vom Sattel aus betrachten. Beuys selbst benutzte oft das Rad, um von Meerbusch nach Düsseldorf zu gelangen. Kunst, politische Aktionen in der Altstadt und Treffen mit seinen Studenten in den Kneipen Ohme Jupp und Zur Uel waren dann sein bevorzugtes Ziel. Im Jahr 2021 zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys wurde sogar eine Radroute kreiert, die die Lebensorte und Wirkungsstätten des Künstlers an verschiedenen Stationen im Rheinland verknüpft und auch am Objekt von Anatol vorbeiführt.

Nicht weit davon entfernt befindet sich das Landhaus Mönchenwerth, dessen Name auf eine Insel („Werth“) zurückgeht, auf der früher Mönche wohnten. Das Restaurant bietet gehobene Küche an, die auch auf der Terrasse unter schattigen Bäumen mit Blick zum Rhein serviert wird. Der Rad- und Fußweg verläuft danach durch die Natur. Vögel zwitschern, einzelne Bäume spenden Schatten. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger erfreuen sich am Blick auf die Schiffe, die vorbei tuckern. Denn der Rhein, der in der Schweiz im St. Gotthard-Massiv entspringt, ist einer der meist befahrenen Flüsse der Welt. Containerschiffe und Schubverbände transportieren ihre Waren zu oder von den großen Häfen in Duisburg, Rotterdam und Basel. Ausflugsboote der Weißen Flotte zeigen den Passagieren die schöne Landschaft des Niederrheins.

Auf Trampelpfaden kann man bis zum Flussufer gehen und die Atmosphäre dort genießen. Man kann flache Steine über das Wasser hüpfen lassen und mit Kindern im Sand spielen, fast wie ein Urlaubstag. Viele Künstler, auch aus Meerbusch, haben diese Flusslandschaft zu den verschiedensten Tages- und Jahreszeiten eingefangen.

Allerdings darf man die Gefahren des Rheins nicht unterschätzen, die entstehen, wenn ein großes Schiff vorbeifährt. Der Strom bildet Strudel und einen Sog, der Badende unter Wasser ziehen kann. Zurück auf dem Spazierweg geht es weiter gen Norden. Der Weg führt hoch auf den Deich, oder über den kleinen Trampelpfad, der geradeaus am Flussufer unter den hohen Bäumen verläuft.