Sport in Meerbusch Golfprofi gelingt ein großer Coup
Meerbusch · Der Büdericher Max Rottluff hat in Abu Dhabi seinen ersten großen Turniererfolg als Profigolfer auf der europäischen Challenge Tour gelandet. Seine zwischenzeitlichen Selbstzweifel sind damit erst einmal verflogen.
Vor mehr als zehn Jahren zog Maximilian Rottluff aus Meerbusch in die USA – mit dem Ziel, dort zu studieren und anschließend Golfprofi werden. Alles schien auf einem guten Weg. 2016 kletterte der Büdericher in der Weltrangliste erstmals unter die Top 1000, arbeitete sich im Anschluss mit Siegen auf der PGA-Tour Canada (3. Liga in Amerika) auf die Korn Ferry Tour (2. Liga in Amerika) und spielte 2018 in den Playoffs um eine PGA-Tour-Karte.
Danach stagnierten seine Leistungenein wenig. Rottluff konnte nicht mehr an die Erfolge der Anfangszeit anknüpfen. Vor knapp drei Jahren kam zudem seine Tochter Annaleigh zur Welt, wodurch sich die Prioritäten in seinem Leben verschoben. Insbesondere im sportlich sehr durchwachsenen Jahr 2022 kamen bei Rottluff Zweifel auf, ob Golf wirklich der richtige Beruf für ihn ist. „Wenn man so viel reist und so oft von zuhause weg ist und sich keine Erfolge einstellen, fragt man sich manchmal, ob es das alles wert ist“, gibt Rottluff zu.
Doch so schnell wollte er seinen Traum nicht aufgeben. Der gebürtige Düsseldorfer, der Ende 2021 von der zweithöchsten Liga im amerikanischen Profigolf auf die Challenge Tour – der zweithöchsten Liga Europas – gewechselt war, nahm einen neuen Anlauf – und wurde jetzt dafür belohnt. Bei seiner 27. Turnierteilnahme gelang dem 30-Jährigen jetzt der große Coup. Der Meerbuscher gewann im Saadiyat Beach Golf Club in Abu Dhabi seinen ersten Titel auf der europäischen Challenge Tour. „Das ist phänomenal und bedeutet mir wahnsinnig viel“, sagt er.
In den ersten drei Monaten der aktuellen Saison hatte der 30-Jährige noch zuschauen müssen, da nur kleine und mit begrenzten Teilnehmerfeldern gefüllte Turniere stattfanden, für die er auf Grund seines zu geringen Rankings nicht qualifiziert war. Die UAE Challenge in Abu Dhabi war somit sein erster Start in diesem Jahr. Im Turnierverlauf steigerte sich Rottluff kontinuierlich und stellte am dritten Tag mit einer 63-Runde (-9) sogar einen neuen Platzrekord auf. Der Büdericher ging dennoch mit zwei Schlägen Rückstand auf den Spanier Manuel Elvira in die Finalrunde. In dieser schienen Rottluffs Titelhoffnungen früh verpufft. Der Meerbuscher lag nach acht gespielten Löchern zwei über Par.
Der Wahl-Amerikaner, der an der Arizona State University Business und Marketing studiert hat, behielt aber die Ruhe und begann ab Loch neun, ein Birdie nach dem anderen zu spielen. Innerhalb sieben Löcher gelangen ihm fünf Schlaggewinne. Da konnte er auch ein weiteres Bogey verkraften. Dank seines starken Endspurts und der 70er-Runde (-2) im Finale erreichte der Büdericher das Gesamtergebnis von 14 unter Par. Da der Franzose Ugo Coussaud, bis dato Führender im Gesamtranking, in der Gruppe vor Rottluff ein Bogey auf Loch 17 kassierte und damit auf -13 zurückfiel, feierte Rottluff mit einem Par auf der 18 endlich seinen ersten Titelgewinn auf diesem hohen Niveau in Europa. „Ich hatte immer das innere Vertrauen in mein Spiel und wusste, dass ich zu dieser Leistung imstande bin. Aber es nach außen zu zeigen, ist es etwas ganz anderes. Deshalb tat dieser Erfolg nach der langen Durststrecke enorm gut“, erzählt Rottluff.
Neben dem Preisscheck über 43 482 Euro sicherte er sich die volle Spielberechtigung für die laufende Challenge Tour-Saison. Er rückte dank seines Erfolgs auf Rang 14 im Saisonranking und auf Platz 586 in der Weltrangliste. „In den Wochen zuvor habe ich mehrmals am Tag geschaut, ob ich es geschafft habe, ins Feld des nächsten Turniers zu rutschen. Nun habe ich Planungssicherheit und weiß, dass ich bei jedem Turnier der Challenge Tour mitspielen kann, wenn ich das möchte.“
Sein großer Wunsch: Unter die Top 20 der Jahreswertung zu kommen, um im nächsten Jahr auf der DP World Tour, der allerhöchsten Turnierkategorie in Europa, mitspielen zu können. Konkrete Ziele hat er sich ansonsten aber nicht gesetzt. „Ich möchte daher nicht verbissen sein, sondern bei dem, was ich mache, Spaß haben und mich wohlfühlen. Wenn mir das gelingt, wird der Erfolg von alleine kommen.“
Momentan lebt Rottluff mit seiner Familie in Baltimore – doch das könnte sich im Herbst ändern. Eine Rückkehr nach Europa ist aber nicht ausgeschlossen. „Ich werde das im Oktober in aller Ruhe mit meiner Frau entscheiden.“
Obwohl er seit mehr als zehn Jahren in den USA lebt, trägt er seine Heimat trotz der mehr als 8000 Kilometer Entfernung weiter im Herzen. „Meine Familie und meine Freunde aus der Schulzeit sowie aus meinen Clubmannschaftszeiten leben immer noch dort. Deshalb wird Meerbusch immer mein Zuhause bleiben.“