Artenschutz in Meerbusch Wie Hegering und Landwirte Festmahl für Vögel bereiten

Meerbusch   · Bis zum 10. Mai können Meerbuscher noch Paten werden für Flächen angrenzend an Feldern, die Insekten und anderen Tieren Nahrung und Schutz bieten. Wie intensiv Vögel das Angebot nutzen, zeigen Fotos von Axel Aßmann.

Über einem Feld mit verblühten Sonnenblumen fliegt ein Schwarm von Staren, die Axel Aßmann mit der Kamera eingefangen hat.

Foto: Axel Aßmann

In den nächsten Tagen ist es soweit: Anfang Mai säen zwölf Meerbuscher Landwirte die Feinsaat für die Blühstreifen aus. „Der Boden darf nicht zu trocken und nicht zu feucht sein“, erklärt Bernhard Leuchten vom Hegering Meerbusch. Vor fünf Jahren startete die Gemeinschaftsaktion von Hegering und Landwirten für die Meerbuscher Blühstreifen. Doch jedes Mal fällt je nach Witterung die Blüte an den Rändern von Ackerflächen anders aus, aber eben nicht so, wie man sich eine Blumenwiese vorstellt. Bernhard Leuchten experimentiert daher jedes Jahr, um die Mischung ein bisschen zu verbessern. „Da gibt es keine Garantie oder Anleitung. Das ist eben Natur“, sagt er.

Bis zum 10. Mai können sich Meerbuscher als Paten für einen Blühstreifen melden und sie mit jeweils 25 Euro pro 50 Quadratmeter unterstützen. Die beteiligten Landwirte verdoppeln dann die durch Patenschaften finanzierte Fläche. Im vorigen Jahr sorgten auf diese Weise mehrere hundert Paten für knapp 40 Blühstreifen mit mehr als 100 000 Quadratmeter Fläche. Sie bieten Futterquellen für Bienen und andere Insekten. Bodenbrüter finden dort die Möglichkeit zu nisten. Wildtiere suchen schützende Rückzugsorte.

Ein Bergfink auf der Suche nach Sonnenblumenkernen im Blühstreifen

Foto: Axel Aßmann

Zu den Paten, die von Beginn an dabei sind, zählt Axel Aßmann. „Das ist ein guter Ansatz bei intensiver Landwirtschaft der Natur etwas zurückzugeben“, sagt der Lanker. Der leidenschaftliche Naturfotograf hat mit seiner Pensionierung sein Hobby intensiviert. Wie sehr die Vogelwelt von den Meerbuscher Blühstreifen profitiert, hält er mit seiner Kamera fest. Mit Teleobjektiv fängt er den Zauber eines Starenschwarms über einem Feld mit verblühten Sonnenblumen ein. Wie das Licht warm durch die Flügel scheint, meint man als Betrachter selbst dabei zu sein und das wilde Tschilpen der Stare zu hören.

Ein Distelfink im Blühstreifen auf Meerbuscher Stadtgebiet

Foto: Axel Assmann

Auch Feldlerchen haben sich
in der Region sehen lassen

Auf seiner Internetseite „axelsnatur.de“ teilt der pensionierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut seine Eindrücke. Viele Bilder stammen etwa von einem großen Blühfeld zwischen Ilverich und dem Rhein. Insgesamt 13 Vogelarten habe er dort von Mitte Oktober bis Mitte November beobachten können, berichtet Axel Aßmann. In dieser Zeit hatten die Vögel die reifen Kerne von abgeblühten Sonnenblumen weggefressen. Auf seinen Fotos sieht man aus großer Nähe Vögel wie Distelfinken, Heckenbraunelle, Berg- oder Grünfinken mit ihrem charakteristischen Gefieder. Auf den getrockneten Blütenköpfen lassen sie sich nieder wie an einem reich gedeckten Tisch.

Axel Aßmann hat bereits eine neue Idee für das Umfeld der Ackerflächen angeregt: sogenannte Lerchenfenster. Dabei lassen die Landwirte eine 20 Quadratmeter große Fläche im Getreideacker frei. Dort können sich Ackerkräuter frei aussähen. Diese Flächen dienen als Anflugschneise und sicherer Landeplatz für Feldlerchen. Die Vogelart gilt als gefährdet, der Bestand ist in ganz Deutschland im Rückgang begriffen. Zwischen Lank, Ilverich und Strümp hätten an die 100 Feldlerchen überwintert, berichtet Axel Aßmann. An die 15 Lerchenpaare habe er beobachten können, das sei sehr viel. Laut Landwirtschaftskammer beträgt der Ertragsausfall lediglich wenige Euro pro Lerchenfenster. Möglicherweise nehmen die Landwirte die Idee im kommenden Jahr auf.