Grünes Projekt in Meerbusch Auf Büdericher Acker entsteht ein Lehrgarten

Meerbusch · Auf einem Acker bei Büderich entsteht ein Schul- und Lehrgarten, der Kindern und Erwachsenen den Garten- und Ackerbau näher bringen und zugleich eine Heimat für Tiere und Pflanzen sein soll.

Das Team des Lehrgartens um Alexander Ruth (2.v.r.) ist dabei, die Fläche vorzubereiten und die Parzellen abzustecken,die die Vereinsmitglieder später bewirtschaften können.

Foto: RP/Dominik Schneider

Auf einer rund 3000 Quadratmeter großen Ackerfläche unweit des Büdericher Landsknechts soll ein „kleines Paradies“ entstehen. Hier hat der Verein Schul- und Lehrgarten Meerbusch begonnen, einen nachhaltigen Garten und einen Lebensraum für Tiere anzulegen. Das Projekt soll in den kommenden Wochen anlaufen und hat schon große Pläne für die kommenden Jahre.

Zunächst wird der Lehrgarten anderen gemeinschaftlich genutzten Ackerflächen gleichen: Aktuell bereitet das siebenköpfige Team um Alexander Ruth Parzellen vor, 20 Beete mit je 36 Quadratmetern sollen entstehen. Hier sollen künftig die Vereinsmitglieder Gemüse ziehen können, um die eigene Ernährung zu bereichern – und das vollkommen organisch, denn Düngemittel sind auf den Feldern des Schul- und Lehrgartens streng verboten.

„Überschüsse werden gespendet, an ,Meerbusch hilft‘ und die Arche Noah“, kündigt Alexander Ruth an. Er vermutet, dass selbst angebautes Essen in Zukunft eine größere Rollen spielen wird. „Wir sehen bereits jetzt in südlicheren Ländern massive Ernteausfälle als Folge des Klimawandels. Die Folgen bekommen auch wir zu spüren – dann ist es gut, wenn man selbst eine Grundlage für die Ernährung hat.“ Das, was die Menschen auf dem Büdericher Acker lernen, können und sollen sie nach Ruths Vorstellung auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon umsetzen.

Doch bei diesem Schritt hin zur teilweisen Selbstversorgung vom geimeinschaftlich genutzten Acker soll es nicht bleiben. Zugrunde liegt dem Meerbuscher Lehrgarten das Prinzip der Permakultur, einer Form des Gartenbaus, die sich darum bemüht, natürliche Kreisläufe nachzuahmen. „So etwas muss sich über Jahre aufbauen“, sagt Ruth. Denn der Boden soll nicht, wie auf herkömmlichen Feldern, umgegraben werden, sondern von einer Schicht Mulch und Kompost bedeckt werden, die sich über die Zeit aufbaut – so, wie es in der Natur der Fall wäre. „Diese Schicht hält etwa das Wasser, so, dass die Pflanzen hier besser mit Dürre umgehen können“, berichtet Robert Kleemann, einer der Aktiven, die derzeit alles für den Start des Lehrgartens vorbereiten. Gemeinsam mit dem Rest des Teams will er in den kommenden Wochen einen Brunnen bauen, eine Totholzhecke als Versteck für Igel und andere Tiere anlegen. Zum Rand des Apelter Wegs hin wurde bereits ein Blühstreifen mit Heide und Rosmarin ausgebracht, zu den Bahngleisen hin mehrere junge Obstbäume gepflanzt, deren Früchte den Aktiven auf dem Acker zur Verfügung stehen sollen. Wenn die Bäume groß genug sind, sollen hier Nisthilfen für Vögel und Insekten folgen, aus einer natürlicher Senke könnte ein kleines Feuchtbiotop entstehen. Bei der Bewirtschaftung wird darauf geachtet, welche Pflanzen sich miteinander vertragen, so, dass die Zusammensetzung des Bodens im Gleichgewicht bleibt. All diese Maßnahmen sollen für die Entwicklung eines eigenen Mikroklimas auf dem heutigen Acker sorgen.

Und auch für Menschen sollen Möglichkeiten entstehen: „Eine Grundidee des Vereins war immer die Bildungsarbeit“, sagt Alexander Ruth. Deswegen sollen in den kommenden Jahren, sobald sich die Abläufe eingespielt haben und die Permakultur aufgebaut ist, Schulklassen aufs Feld kommen und dort eigene Hochbeete bewirtschaften. Der Verein Schul- und Lehrgarten will somit Acker- und Gartenbau auch in der Bildung verankern.

Aktuell läuft für die Gruppe der Weg zum offiziellen Verein, Interessenten können sich jedoch bereits jetzt melden und sofort loslegen, wenn alle Formalitäten erledigt sind. Dass es das Projekt Schul- und Lehrgarten tatsächlich so weit geschafft hat, ist nicht selbstverständlich. Denn Initiator war Marc Becker, Ratsherr der Stadt Meerbusch, der im vergangenen Jahr verstorben ist. „Nach seinem Tod waren wir alle geschockt. Aber wir haben uns letztlich entschieden, das Projekt auch ohne Marc als treibende Kraft weiterzuführen“, sagt Alexander Ruth. Lange wurde auch um den Standort gekämpft, eine zuerst ins Auge gefasste Fläche unweit des Park-and-Ride-Platzes von Haus Meer wurde von der Politik abgelehnt, zu groß sei die Gefahr, die durch die stark befahrene Straße für die Kinder entstehe, die das Gelände nutzen würde. Die jetzige Fläche, am ruhigen Apelter Weg gelegen, hat die Gruppe von der Stadt Meerbusch gepachtet. Nebenan wird großflächige Landwirtschaft betrieben.

Alexander Ruth blickt über das Feld. „Die Schnur, die das Gelände vom Nachbargrundstück abgrenzt, hat Marc noch gezogen“, sagt er. Der Verein will seinen Initiator im Gedächtnis behalten. „An den schönsten Ort des Gartens kommt eine Bank, an der wir für Marc eine Plakette anbringen. Dort hätte er abends bei Sonnenuntergang sitzen und mit einem Bierchen über den Garten schauen können“, so Ruth.

Doch er und sein Team schauen auch nach vorn: Wenn es in Büderich gut anläuft, wollen sie expandieren, neue Flächen in Osterath, Lank und Strümp pachten. „Langfristig ist unser Ziel, in jedem Stadtteil einen Lehrgarten anzulegen“, gibt die Gruppe die Richtung vor. Auf den Büdericher Feldern haben sie bereits einen großen Bestand an Purpurner Taubnessel gefunden. Diese Pflanze ist ein Anzeiger für gute Bogenqualität und – so glaubt das Team Lehrgarten – ein gutes Zeichen für den Verein.