Kreatives Projekt in Meerbusch Kinder sprühen Abenteuerspielplatz bunt
Büderich. · Gemeinsam mit zwei Graffiti-Künstlern gestalten Kinder und Jugendliche die Rückseite eines Garagenhofs, der der GWH Wohnungsgesellschaft gehört. Das Wandbild soll farblich und thematisch zum Spielplatz passen.
Graffiti sprühen hat sich der neunjährige Elias irgendwie einfacher vorgestellt. „Wir mussten erst mal lernen, wie man so eine Dose richtig hält“, sagt er. Gut, dass ihm zwei Experten dabei helfen. Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalersz, zwei Künstler aus Krefeld, bringen zehn Kindern das Graffitisprühen bei. Platz dafür haben sie genug: 13 Garagenrückwände. Sie gehören der GWH Wohnungsgesellschaft und grenzen an den Abenteuerspielplatz in Büderich. Grau und trist waren sie bisher, aber das soll sich jetzt ändern. „Wenn wir fertig sind, werden die Wände thematisch zum Abenteuerspielplatz passen“, sagt Jugendsozialarbeiter Arne Klar, der die Idee zum Projekt hatte.
Vor einigen Monaten sah er sich die grauen, teils vollgeschmierten Wände an und stellte sich vor, wie die Fläche anders genutzt werden könnte. Etwa, indem sie von Kindern gestaltet wird, die regelmäßig auf dem Abenteuerspielplatz sind. Er erzählte seinen Kollegen davon und stieß auf Zustimmung.
Auch bei der GWH kam der Vorschlag gut an. Die Wohnungsgesellschaft erlaubte ndas Gestalten der Fläche und übernahm sogar die Kosten für Reinigung und Grundierung. Für Henry Jäger, Bereichsleiter der GWH, eine Selbstverständlichkeit: „Das sah vorher sehr unschön aus, weil die Wände immer wieder besprüht wurden. Deswegen wollten wir dieses Projekt gerne unterstützen.“
Nach der Zusage ging für Arne Klar die Planung los. An einen Graffiti-Workshop hatte er da noch gar nicht gedacht, eigentlich wollte er die Rückwände mit Pinsel und Farbe bemalen lassen. „Dann wurde das Ganze ein bisschen größer als gedacht“, sagt er. Bei seiner Recherche stieß er auf das Künstler-Duo Tubuku, das regelmäßig Graffiti-Workshops mit Kindern, Senioren oder Menschen mit Behinderung anbietet. Sie entwickelten ein Konzept. „Da habe ich erst gemerkt, wie schwierig das Sprühen ist“, so Klar.
Deshalb dauerte der Workshop auch drei Tage. Zunächst mussten die Kinder lernen, wie eine Dose funktioniert. „Wenn man mit einem Pinsel malt, hat man Kontakt zur Oberfläche. Beim Sprühen ist das nicht so, das ist eine ganz andere Handhabung, die man erst erlernen muss“, sagt Graffiti-Künstler Jaroslaw Masztalersz. Schritt für Schritt wurden die Kinder ans Sprühen herangeführt. Der erste Tag war eher theoretisch, um die Grundlagen des Sprühens zu erklären. Am zweiten Tag durften die Kinder dann ausprobieren, erst mit Sprühübungen in die Luft, anschließend auf einer Übungsfläche, auf die alle teilnehmenden Kinder ihre Initialen sprühen durften. „Ich habe das zum ersten Mal gemacht und war schon ein bisschen aufgeregt, weil ich nichts falsch machen wollte“, sagt Elias.
Am dritten Tag ging es dann an die Garagenwände: Entstanden ist ein großes Bild mit den Schriftzügen „Abenteuerspielplatz“ und „Meerbusch“. Zwischendrin ein paar Tiere, die zum Abenteuerspielplatz passen und die Initialen der Kinder, die mitgemacht haben. Die Schriftzüge werden in verschiedenen Farben ausgemalt: „Wir möchten zeigen, wie divers Meerbusch ist. Es gibt viele Kinder mit Migrationshintergrund, die wir hiermit repräsentieren möchten“, sagt Graffiti-Künstler Masztalersz.
Der dreitägige Workshop sollte nicht nur das Viertel optisch aufwerten. Er sollte den teilnehmenden Kindern zeigen, was Kreativität alles bewirken kann. „Oft merken Kinder schon früh, ob sie kreativ sind oder nicht. Das kann später zum Beispiel bei der Berufswahl helfen“, sagt Masztalersz. Zudem möchte Arne Klar mit dem Projekt zeigen, dass Graffiti häufig mit Schmierereien assoziiert wird, obwohl es sich auch um Kunst handelt. Außerdem sei es wegen der Corona-Pandemie gerade schwierig, Projekte für Kinder und Jugendliche anzubieten. Graffiti Sprühen eigne sich in diesen Zeiten aber perfekt: „Wir sind die ganze Zeit draußen, die Kinder müssen wegen der Graffitifarbe eh eine Schutzmaske tragen und der Abstand lässt sich einhalten“, sagt er.