Handel in Meerbusch Der Kinderladen ist bis Weihnachten eine Sammelstelle für Kleiderspenden
Büderich · Bedürftige Menschen gibt es überall. Sofia Tusch hat ihren Büdericher Kinderladen bis Heiligabend zur Sammelstelle für Kleiderspenden umfunktioniert. Bis zum Jahreswechsel will sie selbst die warmen Sachen verteilen.
Wer in diesen Tagen in den Kinderladen Ki La Bü kommt, um noch schnell ein Geschenk zu besorgen, dürfte sich verwundert umschauen. Wie gewohnt liegen die adretten Sachen für die Kleinen säuberlich sortiert in den Regalen, sind auf der Einkaufstheke ausgebreitet oder hängen übersichtlich an Bügeln. Dazwischen aber stapelt sich in Kartons und Taschen Kleidung für Erwachsene. Ein höchst ungewöhnlicher Anblick in der feinen Büdericher Kinderboutique. Verblüffend auch, dass Inhaberin Sofia Tusch schnell erkennt, wer da gerade an der Tür steht. Häufig ruft sie jetzt: „Wie schön, vielen Dank, stellen Sie die Sachen doch bitte einfach ab!“
Ihr Ladenlokal in Büderich ist zur Sammelstelle für warme Kleidung geworden, die Sofia Tusch mit selbstlosem Einsatz an Obdachlose und andere Bedürftige verteilt. Die Inspiration zu der Aktion begann in ihrem Keller. „Ich überlegte, wem ich mit Sachen, die ich nicht mehr brauchte, eine Freude machen könnte“, erzählt sie. „Bei meiner Recherche kam ich zunächst auf den Nachtbus am Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Die Obdachlosen, die sich dort aufwärmen, benötigen dringend Wintersachen. Als ich das erfuhr, musste ich handeln.“ Sie schrieb alle 350 bis 400 Kunden in ihrer Kartei an und war überwältigt von der Resonanz: „Es wurde enorm großzügig gespendet, Schlafsäcke, Decken, tolle, hochwertige Jacken, Mäntel, Pullover und Schuhe.“ So viel kam zusammen, dass Sofia Tusch damit auch andere Einrichtungen versorgen konnte, bis hin nach Krefeld und Köln. Unterstützt wurde sie von ihrer Mutter und ihrer in Büderich lebenden Tochter, die mit Halbbruder Marco Vieten die „Kastanie“ führt.
Mit vollgepacktem Auto
geht es zu den Tagescafés
Zu Weihnachten reist ihre zweite Tochter aus Berlin an, auch sie will beim Sortieren und Verteilen helfen. „Am liebsten fahren wir mit unserem vollgepackten Auto zu den Tagescafés“, erzählt Sofia Tusch. „Dort sprechen wir die Obdachlosen einfach an, zeigen ihnen die Sachen und fragen, was sie brauchen können. Für sie ist es angenehmer, sich selbst etwas aussuchen zu können.“ Die Geschäftsfrau war sehr berührt von der Bescheidenheit dieser Menschen. Keiner sei raffgierig gewesen, die meisten hätten sich mit einem Stück begnügt und dann den anderen den Vortritt gelassen. „Es ist so leicht, dieses kleine Engagement aufzubringen, das könnte jeder auf seine Weise leisten“, sagt sie. „Berührungsängste muss niemand haben. Man kann doch auf einen Bettler zugehen, den man vielleicht täglich an derselben Stelle sieht und ihn fragen, ob er warme Socken oder sonst etwas benötigt.“ Oft danke man ihr, aber eigentlich müsste sie sich bedanken, fügt Sofia Tusch hinzu. „Ich bin jedes Mal so erfüllt von Glück. In wenigen Stunden können wir mindestens 25 Menschen ein warmes Gefühl geben und ihnen den Tag verschönern.“ Der Radius für die Kleiderspenden hat sich in kurzer Zeit erweitert, auch Frauenhäuser werden mittlerweile bedacht. „Blazer oder Blusen sind für die Straße sinnlos, dort aber werden sie gern angenommen.“ Manches überlässt sie auch der Caritas oder der Rumänienhilfe. „Wichtig ist, dass bedürftige Menschen die Sachen bekommen und sie nicht in der Tonne landen, wenn sie noch verwendet werden können“, resümiert Sofia Tusch. Heiligabend ist ihre Sammelaktion erstmal beendet. „Bis zum Jahreswechsel werden wir uns mit der Kleidung auf die Straße begeben“, sagt sie.
Im Frühjahr plant sie eine Neuauflage, dann mit leichteren Sachen. „Ich würde ja sofort mit dem Sammeln beginnen, aber ich habe keinen Platz dafür“, bedauert Sofia Tusch. „Es wäre wunderbar, wenn jemand eine Garage hätte, die er mir dafür zur Verfügung stellen könnte.“