Kunst und Kultur in Meerbusch Konrad Mönter ordnet seinen Nachlass

Meerbusch · Vor knapp drei Jahren wurde das Kunst- und Buchkabinett Mönter geschlossen. Die Bücher wurden verkauft. Etliche künstlerische Arbeiten befinden sich aber noch im Besitz des Meerbuschers, der in wenigen Wochen 90 Jahre alt wird.

Konrad Mönter mit seinem Bücher-Schatz vor fünf Jahren.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Schauspieler Karlheinz Böhm, Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, Schriftsteller Lev Kopelew, Politiker Otto Graf Lambsdorff, Fernsehmoderator Peter Lustig – sie alle sind im Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter aus- und eingegangen. Auch Journalist Rupert Neudeck, Ex-Bürgermeister Ernst Nüse, Schriftstellerin Carola Stern, Dichter Martin Walser, Fernsehmoderatorin Christine Westermann und Kunsthistoriker Professor Werner Schmalenbach gehörten zu den prominenten Gästen des Meerbuschers. Für Konrad Mönter, der in wenigen Wochen das 90. Lebensjahr vollendet, ist diese Anhäufung an Prominenz ganz einfach zu erklären: „Rund 300 Ausstellungen plus Künstlerbetreuung, 202 klassische Konzerte, Veranstaltungen mit Holocaust-Überlebenden und hunderte von Literaturveranstaltungen in knapp 40 Jahren kulturellem Engagement haben viele bedeutende Persönlichkeiten nach Osterath gebracht.“

Hunderte künstlerische Arbeiten bewahrt Konrad Mönter auf

Mitte 2020 hat sich Konrad Mönter mit einem Konzert verabschiedet. Aber von einem Rentner-Dasein ist sein Alltag weit entfernt: „Morgens ist dies und jenes zu tun und am Nachmittag kümmere ich mich um die Kunstwerke. Von rund 100 Künstlern habe ich je drei bis sechs Arbeiten.“ Sie werden in einem Galerie-Raum aufbewahrt. „Ich bin mit zwei Museen im Gespräch. Die Verhandlungen haben sich durch Corona verzögert. Wie, was und wem ich etwas übergebe, möchte ich nicht öffentlich machen.“ Aber einiges aus dem Kunst-Schatz hat Konrad Mönter auch dem Meerbuscher Stadtarchiv versprochen.

Leiter Michael Regenbrecht und Mitarbeiterin Sandra Wilting kümmern sich beispielsweise um 40 Tüten mit Veranstaltungsmaterial. Weitere 37 und 40 Ordner folgen. „Im Augenblick nutze ich sie selbst noch,“ erklärt der Kunst- und Buchhändler. Ans Stadtarchiv aber geht auch eine großformatige Zeichnung vom Steinway-Flügel, der im vielfach ausgezeichneten Buch- und Kunstkabinett stand. Konrad Mönters Ziel ist eindeutig: „Ich bemühe mich, alles in gute Hände kommen zu lassen. Das ist meine Aufgabe.“

Auf seinem täglichen Fußweg vom Wohnhaus nahe der Brüllschen Mühle in die Ortsmitte Osterath denkt er dankbar an diese Zeit zurück. Das bringt auch ganz viele Erinnerungen. Er erzählt, dass junge Künstler und auch Musiker nach Akademieabschluss bei ihm ihre ersten öffentlichen Auftritte hatten: „Eine große Anzahl von ihnen hat das im Lebenslauf vermerkt.“ So haben beispielsweise die hochgelobten Pianisten Alexander Krichel und der Chinese Haiou Zhang im Buch- und Kunstkabinett ihr erstes Konzert gespielt. 1988 gab es dort an jedem zweiten Tag innerhalb von zwei Wochen im Oktober eine Präsentation von Autoren und Künstlern. Diese Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Greno-Verlag ist ihm gut in Erinnerung: „Wir mussten vom Verlag als Autoren-Honorar für 1000 D-Mark Bücher kaufen. Auf der Düsseldorfer Büchermeile wurden sie reduziert verkauft. Aber unsere trugen ein Autogramm des Autors.“

Mönter erinnert sich auch an einen Günther-Uecker-Schüler, dem er monatlich 500 D-Mark überwies: „Als ich das einmal vergessen hatte, erfuhr ich, warum diese Zahlung nötig war – der Schüler erzählte, dass er als Japaner den Nachweis führen musste, den deutschen Staat nicht zu belasten.“ Und auch ein Erlebnis um ein Konzert der Düsseldorfer Symphoniker fällt ihm ein: „Ich hatte irrtümlich nicht das ausreichende Honorar gezahlt und daraufhin angeboten, dass die Musiker mal essen gehen und mir die Rechnung schicken sollten.“

Diese Leichtigkeit im Umgang mit seinen Kabinett-Gästen hat Konrad Mönter noch heute in guter Erinnerung. Dazu gehört auch, dass er den russischen Schriftsteller Lev Kopelew zu einer Lesung aus Köln in der Realschule Osterath abholte: „Auf der Fahrt fragte ich, wie lange er wohl lesen wird. Kopelew antwortete: Vielleicht zehn Minuten. Auf meine Bedenken hin sagte er, dass ihn das Publikum ja einfach was fragen könnte. Und so kam es zwischen rund 200 Gästen und dem bekannten Schriftsteller zu einem Gespräch.“

Heute vertieft sich Konrad Mönter auch in die gesammelten Zeitungsausschnitte. Sie betreffen beispielsweise Karlheinz Böhm. Mönter hatte für die Stiftung „Menschen für Menschen“ die erste Meerbusch-Auktion veranstaltet. Später kam Böhm mit seiner Frau auch nach Osterath. Bei der Gelegenheit zeigte Mönter ihm die Skulptur eines Wasserhahns – angepasst an den Stiftungszweck, in Äthiopien für leichteren Zugang zum Wasser zu sorgen. „Die Skulptur befindet sich noch immer in meinem Besitz.“

In einem anderen Artikel geht es um das erste Solo-Konzert der erst 17-jährigen Büdericherin Alica Müller im Juni 2012. Etliche Fotos der Prominenz und vier Dokumentationen über Veranstaltungen in unterschiedlichen Zeitabschnitten sprechen davon, wie intensiv das Kulturleben im Buch- und Kunstkabinett unter Mönter war. Noch heute lebt er mit einem großen Teil des Schatzes aus der kulturellen Vergangenheit: „Ich reflektiere. Das gibt Kraft. Aber ich habe mir auch einen Spruch von Astrid Lindgren angeeignet. Er lautet: ‚Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, um einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.‘ Auch das genieße ich.“