Stadtentwicklung in Meerbusch A 44-Gewerbegebiet wird konkreter
Osterath/Krefeld. · Meerbusch und Krefeld haben nach jahrelanger Planung ein neues Konzept für das gemeinsame Gewerbegebiet an der A44 vorgelegt. Viele Fragen sind dabei jedoch noch ungeklärt, zudem bleibt das Projekt in der Politik umstritten.
Seit Jahren steht das gemeinsame Gewerbegebiet der beiden Städte Meerbusch und Krefeld an der A 44 in der Schwebe. Proteste von Anwohnern und Unstimmigkeiten in der Politk haben das Projekt immer wieder verzögert. Doch nun starten Bürgermeisterin Angelika-Mielke Westerlage (CDU) und ihr Krefelder Kollege Frank Meyer (SPD) einen neuen Anlauf; in den vergangenen Monaten haben die beiden ein Konzept für das weitere Vorgehen entwickelt, das nun durch die jeweiligen Räte muss. Genaue Einzelheiten sollen aber erst danach ausgearbeitet
werden.
Die aktuellen Planungen sehen vor, ein Gewerbe von
51 Hektar auf Krefelder Seite und 30 Hektar auf Meerbuscher Seite der A 44 zu entwickeln. Darüber hinaus soll ein Vertrag zwischen den beiden Städten sowie der Bezirksregierung Düsseldorf geschlossen werden und anschließend eine gemeinsame Trägergesellschaft gegründet werden, die jeweils zur Hälfte mit Vertretern aus Meerbusch und Krefeld besetzt wird, und sich anschließend mit den Detailfragen, unter anderem zur Profilbildung, Finanzierung und Vermarktung, auseinandersetzt.
Eigentlich sollte das Eckpunktepapier schon zu Beginn des Jahres stehen, das hatten die beiden Bürgermeister im vergangenen Oktober vereinbart. Doch für einige Fragestellungen habe man externe Berater hinzuziehen müssen letztlich habe auch die Corona-Pandemie die Abstimmung zwischen den Kommunen verzögert, heißt es vonseiten der Stadt.
Gesamte Vorhaben war
seit Beginn umstritten
Umstritten ist das Projekt von Beginn an. 2016 beschloss der Stadtrat mit nur einer Stimme Mehrheit, auf der Meerbuscher Seite des Gebiets ein Gewerbegebiet in einer Größe von rund 70 Hektar zu entwickeln. Begleitet wurde dieser Entschluss von zahlreichen Protesten von Anwohnern. Schließlich wurde der Beschluss bereits zwei Jahre später wieder einstimmig von den Ratsmitgliedern einkassiert, gleichzeitig wurde mit den Stimmen von CDU und SPD beschlossen, das Projekt mit nur noch rund 30 Hektar weiterzuverfolgen. Denn, so die Argumentation, Gewerbeflächen sind in Meerbusch rar, weshalb man das dortige Potenzial nicht verschenken wolle.
Doch seitdem wurde es ruhig um das Thema, bis nun noch einmal Druck vonseiten der Wirtschaft kam. „Wir haben den Wunsch, dass sich jetzt dort etwas tut“, sagte kürzlich Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Durch die verkehrsgünstige Lage mit Anbindung zu Flughafen und Messe in Düsseldorf sei das Gebiet höchst attraktiv. Als Termin für den Spatenstich solle nach den Vorstellungen der IHK 2025 anvisiert werden.
Ob das zu schaffen ist, wird sich zeigen müssen. Fest steht dagegen, dass Meerbusch dann durch ein anderes Stadtoberhaupt vertreten wird, das Angelika Mielke-Westerlage nicht mehr zur Kommunalwahl am 13. Septemeber antritt. Und unter ihren designierten Nachfolgern ist das Projekt umstritten.
Christian Bommers, Kandidat der CDU, will das Gewerbegebiet wegen des Flächenmangels in Meerbusch auf jeden Fall weiterverfolgen. Nicht zuletzt auch wegen der zu erwartenden Einnahmen durch Gewerbesteuer und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Wichtig sei aber auch, im Sinne der Anwohner das Gebiet mit einem Grüngürtel zu umranden und auf Unternehmen der Logistikbranche zu verzichten, um den Verkehr zu minimieren. Auch der parteilose Kandidat Thomas Dzulko spricht sich für das Gebiet, solange die Beeinträchtigungen von Anwohnern minimiert würden. Insbesondere die Synergieeffekte mit Krefeld würden große Chancen bieten.
Das sieht auch SPD-Kandidat Michael Billen so: „Die interkommunale Zusammenarbeit wird in den nächsten Jahrzehnten immer wichtiger werden.“ Wichtig sei aber, dabei ökologische Vorgaben zu setzen und innovative Unternehmen anzusiedeln.
Grünen-Kandidat Marcel Winter sieht die Zusammenarbeit mit Krefeld dagegen kritisch: „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Meerbusch bei den Planungen am Katzentisch sitzt.“ Außerdem seien die Auswirkungen auf die Anwohner bislang unzureichend berücksichtigt worden. Karl Trautmann, der für die FDP antritt, geht noch weiter: Er fordert, die Zusammenarbeit mit Krefeld zu beenden und das Gebiet alleine zu vermarkten. Die Ausgangslage – Krefeld als kreisfreie Stadt und Meerbusch als Teil des Rhein-Kreis Neuss – sei für die gemeinsamen Planungen schwierig. Davon ab habe er das Gefühl, das sich die Politik bislang nur unzureichend Gedanken über die Planungen gemacht habe.
Man brauche erst einmal ein Konzept, welche Gewerbe man dort überhaupt ansiedeln wolle, um dann das Gebiet entsprechend darauf auszurichten. Außerdem befinde sich auf dem Areal wertvolles Ackerland, was nicht vergessen werden dürfe.
Das sieht auch Marco Nowak, der als Bürgermeisterkandidat für die Linken antritt, ähnlich. Und auch der Linkenpolitiker sieht in der Zusammenarbeit mit Krefeld Gefahren. Das Gebiet mache für die Nachbarstadt vor allem dann Sinn, wenn es an den Hafen angebunden werde, was wiederum den Verkehr im nördlichen Stadtgebiet erhöhen würde.
Doch zunächst wird sich erst einmal der Haupt- und Finanzausschuss Ende August mit dem Thema auseinandersetzen.