Meerbusch Corona-Pandemie: Büdericherin kämpft um ihren Traumjob
Büderich. · Die Inhaberin des Fitnessstudios „Body Soul Woman“ hat in der Krise fast die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Trotzdem will sie weitermachen. Falls sich die Lage jedoch nicht bald bessert, befürchtet sie: „Im Sommer wäre wohl Schluss.“
Vor ziemlich genau einem Jahr erfüllte sich Renáta Ellermann einen kleinen Traum und übernahm das Büdericher Frauen-Sportstudio „Body Soul Woman“. „Ich kenne das Studio schon sehr lange, war selber dort Mitglied und auch als Qi Gong-Trainerin tätig“, erzählt sie. Als die damalige Inhaberin eine Nachfolgerin suchte, griff Ellermann sofort zu.
„Das war, als ob mich mein Weg direkt dahin geführt hätte.“ Die ungetrübte Freude währte jedoch nicht lange. Schon nach eineinhalb Monaten musste sie wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal ihr Studio schließen. Und seit November darf die Betreiberin zum zweiten Mal keine Mitglieder in ihre Räumlichkeiten lassen. Frustration und auch Sorgen wachsen bei der Inhaberin des Studios.
Ellermann hat sich im Laufe der Monate viel einfallen lassen, um ihre Mitglieder weiterhin gut betreuen zu können. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr produzierte sie Trainingsvideos, die sie im Internet hochlud. Im Sommer bot sie Kurse draußen an, die von vielen gut angenommen wurden. Im Studio durften statt zwölf nur noch sechs Mitglieder gleichzeitig trainieren. „Unsere Sportfreundinnen mussten sich vorher per App anmelden und sich im Studio noch mal in eine Liste eintragen. Die Geräte wurden nach jeder Nutzung desinfiziert, und ich habe zusätzlich in einen UV-Luftfilter für den Kursraum investiert“, berichtet Ellermann.
Trotz aller Mühen und viel positivem Feedback seitens des Mitglieder verlor das Studio inzwischen 40 Prozent seiner Sportfreundinnen, wie Ellermann ihre Mitglieder nennt. „Neuzugänge gibt es im Moment auch kaum“, sagt sie. Ohne die weiter eingehenden Mitgliedsbeiträge könne sie sich aber nicht halten, denn die Fixkosten für Miete, Nebenkosten und Honorare der Trainerinnen seien hoch und überstiegen allmählich die Einnahmen. „Wirtschaftshilfen bekommen wir aber auch nicht, da wir noch Mitgliedsbeiträge einnehmen. Das ist ein Paradoxon“, klagt sie.
Ellermann will nach der Pandemie Mitgliedbeiträge kompensieren
Hinzu kommt, dass Mitglieder auch die Möglichkeit haben, mit den Zahlungen auszusetzen. „Wir hoffen aber, dass nur die das machen, die sich das Studio finanziell gerade wirklich nicht leisten können. Solidarität ist wichtig, und wir möchten ja auch überleben. Wir haben aber vor, die Beiträge später zu kompensieren, zum Beispiel durch Beitragssenkungen.“
Sicherlich könnte sie ihre selbstständigen Trainerinnen nicht mehr beschäftigen und so wenigstens an den Honoraren sparen. Das ist für Renáta Ellermann aber keine Option. „Denen geht es finanziell richtig schlecht. Ich möchte, dass sie sich wenigstens mit den Online-Kursen etwas verdienen können.“ Mit den Online-Kursen, die über die Plattform Zoom laufen, möchte die Sportstudio-Inhaberin ihre Mitglieder halten. „Die Akzeptanz ist gut. Rund 30 Prozent der Mitglieder machen online mit.“ Diese Form des Trainings habe Vor- und Nachteile: „Die Teilnehmer kennen ihre Trainer. Wir können miteinander in Kontakt bleiben, denn vor und nach dem Training biete ich die Möglichkeit, sich auszutauschen. Ältere Mitglieder haben allerdings leider oft die Technik nicht. Häufig fehlt auch zuhause der Platz oder die Familie im Hintergrund stört.“
Das Online-Training ist ein guter Ersatz, aber keine wirkliche Alternative, findet Ellermann. Daher wünscht sie sich, so schnell wie möglich wieder öffnen zu können. „Selbst wenn ich immer nur ein Mitglied ins Studio lassen könnte, wäre das ein Fortschritt. Die Mehrheit meiner Sportfreundinnen sind Frauen der Altersgruppe 60 plus. Für sie ist der Sport besonders wichtig, denn wenn die regelmäßige Bewegung fehlt, nehmen Schmerzen und Mobilitätsprobleme zu. Viele leben alleine und brauchen die sozialen Kontakte und auch die regelmäßige Termine, die ihre Woche strukturieren. Einige haben mir erzählt, dass es ihnen richtig schlecht geht.“
Noch besser fände Ellermann es aber, wenn Sportstudios als systemrelevant eingestuft werden. „Die gesundheitlichen Probleme der Menschen nehmen ohne den Sport zu. Physiotherapien werden in Studios häufig weitergeführt, da konstantes Training wichtig ist, und das fehlt. Sport stärkt die Abwehrkräfte und die Selbstheilung. Hinzu kommen die sozialen Kontakte, die sich positiv auf die Psyche auswirken“, sagt die Betreiberin des Studios. Um ihr Anliegen zu untermauern, hat Ellermann an Ministerpräsidenten Armin Laschet und die Staatskanzlei einen Hilferuf geschickt, der bislang allerdings keine Reaktion hervorgerufen hat. „Ich bin natürlich nicht davon ausgegangen, dass wegen meines Briefes alles geöffnet wird. Aber ich wollte ein Zeichen setzen und meinen Mitgliedern zeigen, dass ich mich sorge.“
Wie lange Ellermann noch durchhalten kann, weiß sie nicht genau. „Solange es sich trägt, mache ich weiter. Im Sommer wäre aber wohl Schluss.“