Engagement in Meerbusch Eine Maschine für den Hausbau in Kamerun

Meerbusch · Eine Lehmsteinpresse aus Meerbusch ist für das Dorf Fokoué in Kamerun bestimmt. Sie soll einfach und nachhaltig Ziegel herstellen.

Die Vereinsvorstände Jules Kemeni und Leonard Caspers (v.r.) arbeiten mit ihrem Team an der Presse, die künftig Ziegel in Kamerun herstellen soll.

Foto: RP/Leander Korth

Wer sich einen solchen Namen gibt, hat eine Vision und setzt sie tatkräftig um. O‘Bosso geht auf eine Region in Kamerun zurück und bedeutet so viel wie „immer nach vorn schauen, nie aufgeben.“ Hinter dem 2021 in Meerbusch gegründeten Verein steckt eine etwa 20-köpfige Gruppe aus Handwerkern, Studierenden, Auszubildenden. Allesamt hochmotiviert für das gemeinsame Ziel, mit einem konkreten Projekt die Entwicklungsarbeit in Afrika zu fördern.

Konkret richtet sich ihre Hilfe auf das Dorf Fokoué in Kamerun, der Heimat des Ideengebers Jules Kemeni. Der Ingenieur für Versorgungstechnik lebt und arbeitet seit rund 20 Jahren in Deutschland. Die rückständige Ziegelherstellung für Wohnhäuser in seiner Gemeinde ging ihm nicht aus dem Kopf. „Dazu wird Lehm aus dem Boden benutzt und mit der Hand in Holzformen gepresst“, erklärt Jules Kemeni. „Diese Technik ist wenig langlebig, weil die Blöcke schnell zerbröseln. Deshalb verwendet man jetzt immer häufiger Zement, nur mangelt es hier an der Nachhaltigkeit. Ich suchte schon lange nach einer Möglichkeit, die Ziegelproduktion modern und dennoch umweltfreundlich zu gestalten.“

Die Lösung bot sich über die Geschäftsverbindung des Ingenieurs zur Stahlbau-Firma Jürgens in Lank-Latum an. Bei den Inhabern Jan und Tim Jürgens stieß er auf offene Ohren. Sie unterstützten seinen Plan, eine Lehmsteinpresse zu konstruieren und stellten ihre Werkstatt zur Verfügung. Jürgens-Neffe Leonard Caspers war von der ersten Stunde an dabei, eine günstige Fügung, dass er in Aachen Bauingenieurwesen studiert. „Wir haben selbst die Zeichnungen für die Maschine erstellt und alles alleine geplant und entwickelt“, erzählt Caspers. Aus dem Freundeskreis und durch berufliche Kontakte fanden die Initiatoren weitere Unterstützung, so, dass sich die Gruppe der Helfer bildete.

Seit Mitte 2023 wird an der Lehmsteinpresse getüftelt. Präzisieren lassen sich die vielen Arbeitsstunden nicht. Inzwischen hat das Produkt Formen angenommen und steht sichtbar in der Werkstatt. „Noch ist es im Entstehungsprozess“, sagt Leonard Caspers. „Wir rechnen damit, dass der Prototyp Ende des Jahres fertig wird und frisch lackiert nach Kamerun verschifft werden kann.“

Einige Meerbuscher aus dem Verein werden ebenfalls nach Fokoué reisen und den Dorfbewohnern die neue Errungenschaft vorführen – und dort vor allem das nötige Knowhow vermitteln, die Lehmsteinpresse nachzubauen. „Sie ist relativ einfach konstruiert, so dass die Einzelteile gut erkennbar sind“, erläutert Jules Kemeni. Als Vorbild diente die handbetriebene Lehmsteinpresse Ceta Ram, die in den 1970er-Jahren in Chile erfunden wurde. Über die Hebelkraft, die sie erzeugt, lassen sich sogenannte „Compressed Earth Blocks“ herstellen. Die robuste Maschine funktioniert ohne Motor. Deren Mechanismus haben die Meerbuscher Planer in eine eigene Version umgemünzt und in Teilen vereinfacht. Mit Schraubverbindungen lassen sich die Bauteile leicht austauschen, was wiederum die Effizienz der Produktion optimiert.

Berufsschule vor Ort ist
Partner der Aktion

Wer aber sorgt in Kamerun für den Einsatz, wer bedient die Presse, wer greift ein, wenn es Probleme gibt? Als Partner wurde eine Berufsschule aus der Gemeinde ausgeguckt. „Die Jugendlichen sind Feuer und Flamme und fragen immer nach, wann die Maschine endlich kommt“, sagt Leonard Caspers. Er war selbst schon einmal in Fokoué und hat sich über die künftige Herstellung der Ziegel schlau gemacht. „Verwendet wird dazu zunächst der Erdboden vor Ort, der sehr lehmig ist. Tests zeigen, ob er sich für die Produktion eignet“, sagt er. „Falls ja, wird die Erde in die Form gepresst und mit hohem Druck komprimiert. Die Ziegel, die dabei herauskommen, können in der heißen Sonne trocknen und für den Häuserbau eingesetzt werden. Sie müssen nicht gebrannt werden.“

Eine Erklärung ist Jules Kemeni in diesem Zusammenhang wichtig: „Die Berufsschule ist der Hauptakteur und Vermittler vor Ort. Sie gibt das Wissen an die Dorfbewohner weiter. Sonst ist es meist umgekehrt, die Älteren vermitteln das Knowhow. Hier kommt es von der Jugend.“

Eine zweite Schule einzubinden, wird erwogen. Und die Presse dürfte auf längere Zeit nicht die einzige Maschine bleiben, die in Fokoué auf Initiative von O’Bosso gebaut wird. Kemenis Heimatdorf lebt von der Landwirtschaft, auch hier, glaubt der Ingenieur, könnten moderne Hilfsmittel nützlich sein.

Einen Verein als Basis für die Vorhaben zu gründen, sei sinnvoll gewesen, sagt Leonard Caspers. Er und Jule Kemeni bilden den Vorstand. Ihr Projekt koste Geld, das verhehlt er nicht. Material, Fertigung und Transport der Maschine sind nur einige der Posten. Deshalb hofft man auf Sponsoren und stellt auch Spendenquittungen aus.

„Aber wichtiger als jede finanzielle Unterstützung sind uns helfende Hände und persönliches Engagement“, fügt Caspers hinzu. „Leute aus dem Handwerk, speziell der Metallverarbeitung“, listet er auf. „Menschen, die sich mit Social Media und Internet-Auftritten auskennen, gut im Recherchieren sind oder Kenntnisse im Bereich Lehmbau haben. Bisher war es so, dass sich eigentlich für jeden eine Aufgabe gefunden hat.“