Kälte in Meerbusch Meerbusch friert
Meerbusch · Ein ungewohnter Anblick: Auf einmal tragen viele Meerbuscher wieder Mützen. Nicht nur die Menschen, auch einige Pflanzen brauchen Schutz vor der Kälte. Bei den Stadtwerken steigt der Gasverbrauch.
In der vergangenen Woche hatte der Winter Meerbusch fest im Griff. Selbst tagsüber kletterten die Temperaturen nur knapp über den Gefrierpunkt, nachts wurden deutliche Minusgrade erreicht. Viele Meerbuscher haben ihre dicke Kleidung aus dem Schrank geholt, Frost bedeckte die Felder. In den kommenden Tagen soll es nicht mehr ganz so knackig kalt werden, das Wetter bleibt aber winterlich. Wir haben in Meerbusch herumgefragt und in Erfahrung gebracht, wie sich die Menschen in verschiedenen Berufsgruppen auf das Winterwetter einstellen, wer sich darüber freut, und für wen es eigene Herausforderungen mit sich bringt.
Senioren
Im Johanniter-Stift sorgt die Kälte für keinen Ausnahmezustand. „Es gibt Vorgaben, welche Temperaturen in den Räumen eingehalten werden müssen, und wir heizen natürlich dementsprechend“, erklärt Einrichtungsleiter Detelf Wacker. Auch bei Minusgraden gehen die Bewohner der Einrichtung vor die Tür – die Mitarbeiter der Johanniter-Stifts achten aber darauf, dass sie warm genug angezogen sind. „Außerdem stellen manche unserer Bewohner ihr Fenster auf Kipp. Da haben wir natürlich ein Auge drauf, damit nicht zu viel Heizenergie nach außen geht“, so Wacker. Ansonsten freut er sich aber über die kalten Temperaturen „Wir müssen uns hier wieder an richtige Winter gewöhnen, das ist auch für die heimische Natur wichtig.“
Bekleidung
Die meisten Meerbuscher dürften bei diesem Wetter ihre Winterkleidung ausgepackt haben – oder die Garderobe entsprechend ergänzen. Vor allem bei Kinder- und Jugendbekleidung wird gerade viel neu gekauft. Das bestätigt Betty Tusch, die im MM6 sowie im Kinderladen Büderich, dem KiLaBü, Kleidung für junge Kunden anbietet. „Zum Beginn der Saison sind lange Mäntel für Mädchen zum Beispiel nicht gut weggegangen, aber jetzt wollen sie doch etwas, was über den Po geht“, so Tusch. Auch Mützen und Handschuhe, die vor allem jüngere Kinder hin und wieder verlieren, werden rege nachgefragt. „Viele Familien glauben, wenn der Winter mild wird, kommt man auch mit einer Übergangsgarderobe bis ins Frühjahr. Jetzt aber wird nachgekauft“, so Tusch. Ihre Läden sind auf diese Nachfrage vorbereitet, irgendwann werde es schließlich immer kalt. „Wir haben die Winterkleidung aktuell auch reduziert, denn die Sommersaison steht vor der Tür. Insofern ist es für uns als Geschäft gut, dass jetzt noch viel Saisonware weggeht.“ Im MM6 hänge aktuell nur noch eine Winterjacke. „Bei Jungs sind aktuell Schwarz und Naturfarben im Trend – bei Mädchen geht obenrum fast alles, besonders angesagt sind weite Jeans. Aber bei diesen Temperaturen ist die Hauptsache, dass die Kleidung warm ist“, so die Geschäftsfrau.
Pflanzen
In Bogies Pflanzenwelt hat man sich rechtzeitig auf die Kälte eingestellt. „Pflanzen, die nicht frosthart sind, werden nachts mit Vlies oder Jute abgedeckt. Das hält ausreichend warm“, sagt Sophia Bogie. Auch die Hallen des Gartencenters müssen, je nach dort angebotenen Arten, vor Minusgraden geschützt werden. Das gilt vor allem für die Warmhallen, in denen Zimmerpflanzen angeboten werden. „Die dürften dann auch beim Transport nach dem Kauf nicht zu lange in der Kälte sein – wir packen sie mit ein paar Schichten mehr ein“, so Bogie. Andere Pflanzen haben die Mitarbeiter der Büdericher Pflanzenwelt vom Außenbereich nach innen geholt, ein Folientunnel, der normalerweise als Lager dient, wird derzeit als weiterer frostfreier Verkaufsraum genutzt. Mathias Bogie gibt auch Tipps für zu Hause: Auch Balkon- oder Gartenpflanzen, die frostempfindlich sind, können mit Decken aus Vlies oder Jute geschützt werden – dies sollte möglichst mit dem Kälteeibruch geschehen. Auch ein Standort an der Hauswand oder einer geschützten Ecke kann helfen. Gegossen werden sollte bei der Eiseskälte nicht, da das Wasser im Boden gefriert – dies sollte geschehen, sobald es wieder sonnig und milder ist. Wann die Temperatur kritisch wird, sei stark abhängig von der jeweiligen Pflanze. Und noch ein Tipp vom Fachmann: Viele Pflanzen schützen sich vor Kälteschäden, indem sie oberirdische Teile abwerfen. „Wenn eine Pflanze nach einem Frost kümmerlich aussieht, sollte man sie noch nicht zurückschneiden. Häufig erholt sie sich, so bald die Bedingungen besser werden.“
Bäume
Der Frost bereitet den Bäumen derzeit kaum Probleme, berichtet Thomas Schubert, Inhaber der Baumschule Schubert. Oft würden immergrüne Bäume wie Kirschlorbeer bei Frost unter der Trockenheit leiden. Nach dem vielen Regen ist die obere Bodenschicht aber gut versorgt. Ärger bereiten Schubert derzeit allerdings Hasen und Kaninchen. Bei der Kälte knabbern sie verstärkt an den Stämmen. Das betrifft insbesondere die Obstbäume und Weiden. Zum Schutz werden deshalb Drahtgeflechte und grüne Stammschoner um die Bäume gelegt. Bei kleineren Schäden kann ein Wundverschluss helfen, bei größeren ist der Baum für den Verkauf verloren.
Stadtwerke
Aufgrund der frostigen Temperaturen in den letzten Tagen ist der Gasverbrauch in Meerbusch gestiegen. Wie die Stadtwerke berichten, liegt der Verbrauch im Vergleich zum Dezember 2023 um circa 15 Prozent höher. Im Vergleich zum Januar 2023 sogar um 19 Prozent. „Allerdings können wir nicht ausschließen, dass die im letzten Jahr von unserer Bundesregierung massiv beworbenen Einsparmaßnahmen zu einem geringeren Verbrauch geführt haben“, erklärt eine Sprecherin. Auch aufgrund der relativ kurzen Zeitspanne des Kälteeinbruchs von zehn Tagen seien die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten.
Einfluss hat die Kälte auch auf geplante Baumaßnahmen der Stadtwerke. So verzögern sich Arbeiten an der Baustelle am Osterather Bahnhof ein wenig, da die Tiefbauarbeiten bei diesen Temperaturen und Bodenfrost nur eingeschränkt erfolgen können. „Unsere Bauarbeiten zur Bahnhofsunterführung an der Meerbuscher Str./Ecke Bahnhofsweg starten voraussichtlich in der kommenden Woche und werden in rund drei Monaten abgeschlossen sein“, kündigte die Sprecherin an.