Schwimmer Dirk Börgermann Goldmedaillen mit 85 Jahren

Meerbusch · Trotz seiner 85 Jahre ist Dirk Börgermann sportlich immer noch sehr ehrgeizig. Von den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im Schwimmen kehrte der Meerbuscher nun mit zwei Goldmedaillen zurück.

Goldschwimmer Dirk Börgermann lässt im Becken so manch einen jüngeren Sportler hinter sich.

Goldschwimmer Dirk Börgermann lässt im Becken so manch einen jüngeren Sportler hinter sich.

Foto: RP/Christoph Baumeister

Alter schützt vor Leistung nicht – diese Redensart trifft auf Dirk Börgermann definitiv zu. Der 85-Jährige, der erst vor sieben Jahren mit dem Schwimmen wiederbegonnen hatte, gewann jetzt bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Masters (DKMM) in Hannover zwei Goldmedaillen. Insgesamt nahmen knapp 2500 Teilnehmer über drei Tage verteilt an den Titelkämpfen teil. Zwar war der Büdericher in der Altersklasse 85 der einzige Starter, doch das änderte nichts am mentalen Druck, den er sich selbst im Vorfeld gemacht hatte. „Mein größter Gegner im Becken war ich selbst, denn ich hatte mir vor dem Wettkampf bestimmte Zeitmarken gesetzt, die ich unbedingt erreichen wollte“, berichtet Börgermann.

Über die 50 Meter Freistil schlug er nach 49:78 Sekunden an und verfehlte damit sein Ziel um mehr als sechs Sekunden. „Ich bin leider während des Rennens mit der Trennleine kollidiert, das hat mich einiges an Zeit gekostet“, sagt Börgermann. Am zweiten Wettkampftag machte ihm eine Erkältung zu schaffen. „Ich war gesundheitlich nicht auf der Höhe, bin aber trotzdem gestartet“, sagt der Büdericher, der für die 100-Meter-Freistilstrecke 2:00,54 Minuten benötigte. Den Großteil der teils fünf Jahre jüngeren Schwimmer, die in der Altersklasse 80 gestartet waren, ließ er in beiden Läufen hinter sich. „Ich habe es nicht genau sehen können, bin mir aber recht sicher, dass ich Zweiter oder Dritter geworden wäre“, sagt der 85-Jährige.

Das Wasser war schon in früheren Lebensjahren sein Element. Nach dem Abitur begann der gebürtige Düsseldorfer ein Sportstudium. Das Schwimmen sowie das Kunst- und Turmspringen lagen ihm dabei am meisten. Wenig später wendete sich beruflich dem BWL-Bereich zu. Viele Jahre arbeitete Börgermann in einem weltweit tätigen Großkonzern als internationaler Anlagenbauer, später war der Diplom-Kaufmann als Geschäftsführer eines großen Gießereibetriebs tätig. Die Liebe zum Wasser blieb, jedoch war es für längere Zeit das Surfen, das ihn besonderes faszinierte.

Mit Anfang 60 schwenkte er zum Ausdauersport über und nahm auf der Mittel- und Langstrecke auch an einigen lokalen Lauf-Wettkämpfen teil. Bei der Vorbereitung auf einen Triathlon erlitt er sich dann vor rund sieben Jahren einen Meniskusriss im linken sowie einen Anriss im rechten Knie. Er entschied sich dazu, das Ganze konservativ behandeln zu lassen. „Aufgrund der Schwere der Verletzung war meine Laufkarriere aber beendet“, sagt Börgermann. Der sportliche Ehrgeiz war bei ihm aber auch im Alter von 78 Jahren immer noch groß. Deshalb trat er 2016 dem VFS Büttgen ein. Obwohl er zuvor fast 60 Jahren nicht mehr geschwommen war, stellten sich im Becken schnell Erfolge ein. Deshalb schloss er sich innerhalb des Vereins flugs der Leistungsgruppe an, in der sich ansonsten fast ausschließlich ambitionierte Sportler zwischen 20 und 30 Jahren befinden. „Anfangs haben einige die Nase gerümpft, weil sie sich gefragt haben, was der alte Mann da verloren habe. Inzwischen haben sie mich aber voll akzeptiert“, sagt Börgermann.

Zweimal pro Woche nimmt er an den Einheiten teil, die stets von einem Schwimmtrainer überwacht werden. „Man kann sich auch im hohen Alter noch verbessern und an seiner Technik feilen“, sagt der Rentner. In der nächsten Zeit möchte er sich vermehrt auf das Brustschwimmen konzentrieren, um dann möglicherweise im kommenden Jahr erneut an den Deutschen Meisterschaften teilzunehmen. „Wenn meine Zeiten stimmen, wäre ich auf jeden Fall gerne noch einmal dabei“, unterstreicht Börgermann.

Seine Familie ist sind von diesen Plänen nicht vollauf begeistert. „Vor allem meine Frau macht sich Sorgen, dass ich mich womöglich zu stark verausgaben könnte“, sagt der vierfache Familienvater. Allerdings hole er sich stets die Rückendeckung der Mediziner ein. „Wenn man in meinem Alter noch so ambitioniert Sport treibt, ist es das A und O, dass die Ärzte einen regelmäßig durchchecken und dafür grünes Licht geben“, sagt der 85-Jährige. Generell könne er älteren Menschen aber nur empfehlen, sich regelmäßig sportlich zu betätigen: „Man muss gewiss keine Rekorde brechen, aber sich fit zu halten, hält definitiv jung.“