Nachruf Rosemarie Vogelsang Die Stimme für die Denkmäler ist verstummt

Meerbusch · Rosemarie Vogelsang war fast zwei Jahrzehnte im Meerbuscher Denkmalschutz aktiv und setzte sich vor allem für Haus Meer ein.

 Rosemarie Vogelsang ist kurz vor ihrem 94. Geburtstag verstorben.

Rosemarie Vogelsang ist kurz vor ihrem 94. Geburtstag verstorben.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

(kun) Rosemarie Vogelsang war bis 2021 fast zwei Jahrzehnte Ehrenamtliche Denkmalschutzbeauftragte der Stadt. Nun ist sie im Alter von fast 94 Jahren in ihrer Geburtsstadt Duisburg verstorben.

Vogelsang wurde am 24. Februar 1930 in Großenbaum geboren. Kindheit und Jugend im Dritten Reich als Tochter regimekritischer Eltern haben sie ihr Leben lang geprägt. Nach dem Abitur studierte sie in Köln Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte, machte aber 1958 auch das Staatsexamen zur Volksschullehrerin. Neben der Lehrtätigkeit promovierte Vogelsang 1962. Ihr Konsemester Hugo Borger leitete später die Grabungen am Kloster Meer, mit dem sie so erstmals in Berührung kam. Durch ihren Lebensgefährten Otto Schobel kam sie 1979 nach Lank-Latum. Hier sollte sie nach dessen Tod und ihrer Pensionierung 1992 ein neues Betätigungsfeld finden: Haus Meer, über welches zahlreiche Veröffentlichungen folgten.

Noch mit über 80 stapfte Vogelsang über das verwilderte Gelände. An der offenen Gartenpforte nahm sie im Laufe der Jahre hunderte Besucher des Geländes in Empfang. Ihr übersprudelnder Enthusiasmus ließ niemanden unberührt.

Das fachlich fundierte Engagement gipfelte in der Ernennung zur Ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten. In dieser Position las sie über die Jahre so manchem im Kulturausschuss die Leviten. „Es mangelt der jungen Stadt Meerbusch an Geschichtsbewusstsein“, so Vogelsang.

Mit Reinhard Lutum, damals Leiter der städtischen Denkmalbehörde und Mitstreiter im Rheinischen Verein für Denkmalschutz, forschte die Kunsthistorikerin zu Joseph Clemens Weyhe, den sie als Schöpfer des Meerer Schlossparks ausfindig machte und veröffentliche 2012 eine Monographie über den Gartenbaukünstler. Der von ihr entdeckte Plan brachte sie auch auf die Spur einer bis dahin unbekannten mittelalterlichen Kapelle im Meerer Park, die Teil der Burg Meer war. Ihre Perspektive: „Wo eine Burgkapelle ist, findet man auch eine Burg!“

Ihr Engagement ehrte der Heimatkreis Lank 2013 mit der Jacobsleiter und der Landschaftsverband Rheinland zeichnete Vogelsang 2014 mit dem Rheinlandtaler aus. Kurz nach ihrem 90. Geburtstag zog die resolute Jubilarin in ein Duisburger Seniorenheim und verstummte für die Öffentlichkeit. Das Schweigen lastete schwer auf dem Denkmalschutz in Meerbusch, doch ihre mahnenden Worte hallen bis heute nach und sind aktuell wie nie: „Für Haus Meer ist es ein dringender Bedarf, eine sehr rücksichtsvolle, bescheidene, am Substanzerhalt orientierte Planung umzusetzen, die der Bedeutung des Gesamtdenkmals gerecht wird, die Zurückhaltung und Respekt gegenüber dem alten Bestand zollt!“