Stadtgeschichte in Meerbusch Stadtarchiv dokumentiert Meerbuscher Ereignisse von 2023
Meerbusch · Am Neusser Feldweg in Osterath bewahren Mitarbeiter des Stadtarchivs wichtige Dokumente für die Stadtgeschichte auf. Sie freuen sich, wenn Bürger historische Funde beitragen. Künftig können diese selbst im Archiv recherchieren.
Was bleibt vom Jahr 2023 in Meerbusch? Das ist derzeit schwer zu sagen, denn darüber wird in der Zukunft entschieden. Die Grundlage dafür bietet die Sammlung des Stadtarchivs. Dort sammeln Michael Regenbrecht und Sandra Wilting Dokumente, Bilder und Gegenstände, die Auskunft über das Geschehen in Meerbusch geben. Jedes Jahr kommen neue Zeitzeugen hinzu.
Die Mitarbeiter des Stadtarchivs zogen im vergangenem Jahr in den Neubau am Neusser Feldweg in Osterath-Bovert um. Seit März können die Bürger das neue Gebäude besuchen und im dortigen Archiv recherchieren. Mehr als 500 Meerbuscher nutzten in diesem Jahr die Möglichkeit, Auskünfte zu erhalten oder alte Fundstücke dort abzugeben. „Wir nähern uns der früheren Zahl von 800 bis 1000 Besucher im Jahr wieder an“, sagt der Leiter des Stadtarchivs.
Während Regenbrecht über seine Arbeit berichtet, erhält Sandra Dilting einen Anruf eines ehemaligen Schülers der Montessori Gesamtschule, der eine Kopie seines Abiturzeugnisses braucht. Denn bis auf das Mataré-Gymnasium bewahrt das Stadtarchiv auch Dokumente der städtischen Schulen auf. Bei den Aktivitäten der Stadtverwaltung, die Eingang ins Archiv finden, bereiten sich die Mitarbeiter darauf vor, künftig auch den Internetauftritt und Youtube-Videos der Stadt zu archivieren. Ergänzend dazu werden Informationen zu Einzelpersonen gesammelt. Außerdem Unterlagen von Vereinen, Verbänden und Firmen.
So hat das Stadtarchiv in diesem Jahr Dokumente der Feuerwehr in Osterath aufgenommen, mit Versammlungsprotokollen aus dem 19. Jahrhundert. „Unser Ziel ist es, einen repräsentativen Querschnitt des Lebens in Meerbusch zu dokumentieren“, sagt Regenbrecht.
Zu den erstaunlichsten Funden, die von Bürgern ans Stadtarchiv gegeben wurden, zählt eine Sterbekasse aus dem Jahr 1822. Ein Osterather aus einer Familie von Sammlern fand das seltene Stück auf seinem Dachboden. In diese Kasse konnten Osterather, die einer Vereinigung beitraten, einzahlen wie in eine Art Versicherung. Das Geld ging damals nicht auf ein Bankkonto, sondern landete in der Kiste. „Da habe ich auch dazugelernt. So ein Stück Geschichte zu sehen, ist etwas ganz Besonderes“, erklärt Regenbrecht.
Einschnitte in der Stadtgeschichte besonders gefragt
Wer für die Stadtgeschichte interessante Bestände abgibt, mit dem kann das Archiv einen so genannten Deposital-Vertrag abschließen. Darin wird festgelegt, dass die Gegenstände Eigentum des Bürgers oder der Institution bleiben. Das Archiv kümmert sich um die ordnungsgemäße Aufbewahrung und macht die Daten öffentlich zugänglich. Dazu zählen Publikationen, Fotomaterial, Plakate, Karten und Dokumentationen von Ausstellungen. So wurden auch viele Unterlagen vom früheren Buch- und Kunstkabinett Mönter sortiert und verpackt. Auch Teile des Nachlasses von dem Künstler Will Brüll finden sich hier.
Besonders bei den Besuchern gefragt sind beispielsweise Einschnitte in der Stadtgeschichte, die zu Kontroversen geführt haben. Dazu zählt der Bau der A44 und der geplante Bau des Konverters. Dabei ist viel Erfahrung der Archivare nötig, um die Informationen so aufzubereiten, dass sie auch schnell gefunden werden. „Nach 23 Jahren weiß man, was nachgefragt ist“, sagt Regenbrecht. Damit durch einen möglichen Brand im Stadtarchiv keine wichtigen Unterlagen verloren gehen, gibt es von wichtigen Dokumenten Kopien im Rheinischen Landesarchiv in Duisburg.
Auch wenn sich die Archivare viel mit der Vergangenheit von Meerbusch beschäftigen, vernachlässigen die Mitarbeiter nicht Zukunftspläne. Im kommenden Jahr sollen Besucher im Stadtarchiv auf einem extra PC selbst in den Beständen des Archivs recherchieren können. Künftig sollen die Bürger dann auch vom eigenem Computer zu Hause auf digitale Dokumente des Archivs zugreifen können. Dazu werden laufend die Bestände digitalisiert, darunter etwa verfilmte Zeitungen. Dabei freut sich das Stadtarchiv über die Unterstützung durch Ehrenamtler.