Buchtrends in Meerbusch Ratgeberliteratur ist gefragter denn je
Meerbusch · Maxi von Zittwitz von Mrs. Books erzählt, warum Bücher zur Lebenshilfe gerade zum Jahreswechsel gefragt sind.
Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, der Klimawandel, die Inflation und die Corona-Pandemie: Zahlreiche Krisen und Konflikte haben in den vergangenen Jahren die Schlagzeilen bestimmt. Mit jeder neuen Krise, die das Leben der Menschen erschüttert, scheint auch der Wunsch nach Bewältigungsstrategien und Orientierung zu wachsen. Das legt zumindest der Blick auf die Sachbuch-Bestsellerlisten nah, denn Ratgeber- und Selbsthilfeliteratur stehen derzeit besonders hoch im Kurs.
Dass sich Lebenshilfe-Bücher aller Art einer wachsenden Beliebtheit erfreuen, kann auch Maxi von Zittwitz bestätigen, die den Buchladen Mrs. Books in Lank führt. „Seit Corona gab es ja keinen Moment des Aufatmens mehr, es kamen immer neue Probleme und Krisen hinzu. Ich glaube, viele Menschen haben das dringende Bedürfnis, zur Ruhe zu kommen und wieder zu sich selbst zu finden“, sagt die Buchhändlerin. Beliebt seien daher Titel bei denen es um das Erlernen von Resilienz und Achtsamkeit gehe, aber auch solche Bücher, die lehrten, die Heiterkeit auch in schwierigen Zeiten zu bewahren – ein Trend, der sich laut von Zittwitz schon seit längerer Zeit auf dem Buchmarkt widerspiegelt: „Die Nachfrage nach Ratgebern ist in den letzten Jahren viel größer geworden. Ich glaube, schon vor der Pandemie haben sich viele Menschen damit überfordert gefühlt, den wachsenden Anforderungen an Beruf und Alltag gerecht zu werden.“
Besonders gefragt sind laut von Zittwitz derzeit solche Psychologie-Ratgeber, die nicht einfach nur Ratschläge geben, sondern auch ein bestimmtes Gefühl transportieren: „Das sind vor allem Bücher, die auffangen wollen, indem sie dem Leser vermitteln: ‚Das kenne ich auch, mach dir keine Gedanken, das ist ganz normal’“, sagt die Mrs Books-Inhaberin.
Mehr Akzeptanz als guter
Vorsatz für das nächste Jahr
Viele Ratgeber zielten auch darauf ab zu vermitteln, dass niemand perfekt sei, man nicht von allen gemocht werden müsse und es nicht darum gehe, sich ständig selbst zu optimieren: „Diese Sorgen sollen einem genommen werden“, sagt von Zittwitz. Ein Buch, dem das besonders gut gelingt, ist laut der Buchhändlerin „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl. „Das ist nicht umsonst von der Bestseller-Liste nicht mehr wegzudenken, denn es trifft einen Kern. Jeder Mensch wird geprägt von seiner Kindheit, und niemand kann oder muss perfekt sein“, erklärt von Zittwitz.
Mehr Akzeptanz gegenüber sich selbst und anderen zu üben – das könnte auch ein guter Vorsatz zum neuen Jahr sein. Denn zum Jahreswechsel nehmen sich viele Menschen vor, ihr Leben gesünder, glücklicher oder aktiver zu gestalten. Nicht selten nehmen sie dann auch Bücher zur Hand, die ihnen dabei helfen sollen, diese Vorhaben zu verwirklichen. Die naheliegende Vermutung, dass zum Ende des alten und Anfang des neuen Jahres mehr Ratgeber verkauft werden als sonst, kann Maxi von Zittwitz jedoch nicht bestätigen. „Das war mal so, inzwischen sind Ratgeber aber das ganze Jahr über gleichermaßen gefragt“, erklärt sie. Das könnte auch damit zu tun haben, dass sich das Wesen der guten Vorsätze verändert hat. Früher sei es vielen Menschen vor allem darum gegangen, das schlechte Gewissen nach den kalorienreichen Advents- und Weihnachtstagen zu beruhigen, vermutet von Zittwitz. „Ich habe den Eindruck, heute gibt es tiefgehendes Bedürfnis mit sich zufrieden zu sein, Auszeiten zu finden und sich seelisch zu reinigen.“ Dieses Bedürfnis macht sich der Buchhändlerin zufolge auch an der großen Nachfrage nach Büchern zum Thema „Rauhnächte“ bemerkbar. So werden die Nächte zwischen Weihnachten und dem Tag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar bezeichnet, um die sich viele Erzählungen und Mythen ranken. Die alten Rauhnacht-Rituale gewinnen heute wieder an Bedeutung, da die Zeit zwischen den Jahren oft genutzt wird, um den Blick nach innen zu richten, das alte Jahr zu verabschieden und Wünsche und Vorhaben für das kommende Jahr zu formulieren.