Schlange am See, Pferd im Pool Feuerwehr blickt auf Rekordjahr zurück
Nie musste die Feuerwehr in Meerbusch öfter ausrücken als 2018: insgesamt 666 Mal.
Allein die Zahl 666 stellt schon einen neuen Rekord dar. Noch nie wurden die 255 ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer sowie die 19 hauptamtlichen Feuerwehrmänner so oft um Hilfe gebeten. „Damit sind in den vergangenen sechs Jahren die Einsatzzahlen um 72 Prozent gestiegen, und das Rekordjahr 2014 wurde noch mal um fünf Prozent übertroffen“, sagt Frank Mohr, Sprecher der Meerbuscher Feuerwehr.
Das Einsatzjahr begann Mitte Januar sehr stürmisch. Tief „Friederike“ sorgte für 115 Einsätze in wenigen Stunden und legte damit einen Grundstein für die hohen Einsatzzahl. Alle Einheiten der Feuerwehr Meerbusch wurden zu Einsätzen herangezogen, sodass etwa 120 Feuerwehrleute und 20 Fahrzeuge umgestürzte Bäume von Hausdächern, Straßen und geparkten Autos entfernten. Auch in Meerbusch kam der Verkehr bei Rheinbahn und Deutscher Bahn zum Erliegen, da Bäume auf die Schienen und Oberleitungen gefallen waren. In zwei Autos, die von Bäumen getroffen wurden, befanden sich noch Menschen, die sich aber aus eigener Kraft befreien konnten. Mohr: „Bei allen Einsätzen wurden glücklicherweise keine Menschen verletzt, es blieb bei Sachschäden.“
Ein Autofahrer starb nach einem schweren Unfall im Frühjahr
Ende März ereigneten sich zwei schwere Verkehrsunfälle in kurzen Abständen. Zwischen Lank und Bösinghoven kam ein Pkw von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Der Aufprall war so stark, dass der Wagen in mehrere Teile zerrissen und auf ein angrenzendes Feld geschleudert wurde. Der Fahrer erlag später seinen Verletzungen. Am Karfreitag verlor bei einem Unfall der Fahrer eines Lamborghinis knapp hinter der Autobahnauffahrt Bovert auf der A 57 Richtung Köln die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte mit dem Lärmschutzwall und der Leitplanke. Ein zweiter Lamborghini war ebenfalls am Unfall beteiligt. Die Insassen des verunfallten Fahrzeuges wurden mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. An dem Fahrzeug entstand erheblicher Sachschaden.
Anfang April brannte es in einem leeren Einfamilienhaus, direkt auf dem Nachbargrundstück des Feuerwehrgerätehauses in Strümp am Kaustinenweg. Mitte Mai gab es ein Feuer auf dem ehemaligen Schießstand auf dem Osterather Schützenplatz, das aber schnell unter Kontrolle gebracht worden war.
Im Juli traf die große Hitzewelle auch Meerbusch und hielt die Feuerwehr im Dauereinsatz. Anfang Juli führte der Brand einer Strohpresse zu einem größeren Flächenbrand auf einem Stoppelfeld in Langst-Kierst. Zwischen dem Deich und dem örtlichen Campingplatz breitete sich das Feuer innerhalb kürzester Zeit auf dem Feld aus. Die Wasserversorgung erwies sich als großes Problem. Mit einem Tanklöschfahrzeug und einem weiteren Löschgruppenfahrzeug wurden mehrfach 5000 Liter Löschwasser vom nächsten Hydranten vor dem Hotel Vier-Jahreszeiten über die rund ein Kilometer lange Strecke bis zur Einsatzstelle gebracht. 20 000 Liter Löschwasser wurden durch die Feuerwehr in den Einsatz gebracht. Erschwerend seien bei diesem Einsatz die heißen Temperaturen in der Mittagshitze hinzugekommen, so Mohr.
Eine unklare Brandmeldung entwickelte sich zum Großeinsatz
Ende Juli brannte es auf der Magdebuger Straße in Büderich auf mehreren Hundert Quadratmetern im Unterholz. Nach etwa 30 Minuten konnten die 35 Einsatzkräfte „Feuer Aus“ melden. Vier Tage später entwickelte sich eine unklare Rauchmeldung in Büderich „Am Pützhof“ zu einem Großbrand, der am Ende vier Löschzüge der Feuerwehr Meerbusch beschäftigte. Aus bisher ungeklärter Ursache war ein 200 Kubikmeter großer Komposthaufen in Brand geraten. Die Flammen griffen sehr schnell auf ein Gartenhaus und ein angrenzendes Lager für Kaminholz über. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte schlugen die Flammen bereits meterhoch über das angrenzende Ziegeldach eines freistehenden Einfamilienhauses und drohten das Haus in Brand zu setzen. Sofort setzte die Feuerwehr mehrere Strahlrohre zum Schutz des Gebäudes ein und drückte die Flammen zurück. Weitere Einsatzkräfte gingen nach und nach zur Brandbekämpfung vor, bei der sie auf Atemschutz angewiesen waren.
Im August folgen dann zwei ungewöhnliche und für die Feuerwehr Meerbusch in der Form bisher einmalige Tiereinsätzen. Erst unterstützten die Feuerwehrleute die Suche nach der deutschlandweit bekannten Anakonda im Latumer See und trugen mit Hilfe von Düsseldorfer Kollegen dazu bei, die Schlange lebend zu fangen. Dann retteten sie drei Tage später ein Pferd aus einem Swimmingpool in Nierst. Mit einem speziellen Bergegeschirr für Großtiere und einem Teleskoplader eines Landwirtes gelang es, den verängstigten Vierbeiner zu retten.
Ende September hieß es dann „alle Mann zu Wasser“: Parallel zur Krefelder Bataverstraße hing eine zwölf Meter lange Yacht manövrierunfähig auf dem Rheinstrom fest und war in Schieflage geraten. Für die drei Besatzungsmitglieder habe keine akute Gefahr bestanden, so der Feuerwehrsprecher. Ein Großaufgebot, bestehend aus Meerbuscher, Neusser und Krefelder Einsatzkräften mit Unterstützung der DLRG, wurde zum Krefelder Yachthafen gerufen. Das Feuerlöschboot aus Neuss, ein Boot der DLRG und das Meerbuscher Mehrzweckboot „Franziska“ sicherten das havarierte Schiff, stabilisierten es und schleppten es zum Krefelder Industriehafen.
Mitte Dezember folgte einer der längsten und materialintensivsten Einsätze in der Geschichte der Feuerwehr Meerbusch. Am 14. Dezember rückte die Wehr zu einem Lagerhallenbrand der Firma Bos Food nach Büderich aus. Bereits in der Frühphase des Einsatzes entschied sich die Einsatzleitung für eine Brandbekämpfung von außen, da ein Betreten der in Vollbrand befindlichen Halle lebensgefährlich für die Einsatzkräfte gewesen wäre.
Im weiteren Einsatzverlauf machten zwei Dinge der Feuerwehr besonders zu schaffen. Zum einen zog der stark riechende Rauch über eine angrenzende Wohnsiedlung hinweg. Mehrere Mehrfamilienhäuser wurden in die Rauchschwaden eingehüllt. Zum anderen verhielt sich das Gebäude aufgrund seiner Bauform und seines Aufbaus als äußerst zäh. Mit einem Bagger wurden die Schichten an Wänden von der Halle eingerissen, die Brandherde gelöscht und der Brandschutt mit einem Schaumteppich abgedeckt. Der Brand beschäftigte die Feuerwehr Meerbusch bis in den Sonntagmorgen des Dritten Advent. Insgesamt waren rund 200 Kräfte im Einsatz. Dieser Einsatz zählte nicht nur wegen der 600 Meter verlegten Schläuchen, den 800 000 Litern abgegebenen Löschwassers, den 1000 Litern Schaummittels zu den aufwendigsten, sondern mit mit über 30 Stunden auch zu den längsten Einsätzen der Feuerwehr.
Zur Statistik: Die 19 hauptamtlichen Feuerwehrmänner von der Insterburger Straße in Osterath haben die meisten Einsätze absolviert. Sie waren mit 359 Alarmierungen an über der Hälfte aller Einsätze beteiligt. 198 Einsätze musste der Löschzug Büderich abarbeiten. Der Löschzug Osterath wurde 189 Mal alarmiert, der Löschzug Lank rückte zu 138 Einsätzen aus. Der Löschzug Strümp verdoppelte seine Einsatzzahlen auf 89 Einsätze. Die Löschgruppe Langst-Kierst war 41-mal im Einsatz, die aus Nierst 35 und aus Bösinghoven 27-mal. 18 Prozent aller Einsätze waren Brandeinsätze. Bei 59 Prozent aller Einsätze wurde technische Hilfe benötigt. Bei fast jedem vierten Einsatz handelte es sich um einen Fehlalarm. Red