Neue Besitzer wollen Reitanlage „Haus Kierst“ umbauen

Norbert und Evelyn Westerholt haben die Anlage von Heike und Franz-Josef Münker gekauft.

Neue Besitzer wollen Reitanlage „Haus Kierst“ umbauen
Foto: Falk Janning

Bereits in der dritten Generation führten Heike und Franz-Josef „Kuki“ Münker den Reiterhof im Schatten der Kierster Kirche. Mangels Nachfolger haben sie sich nun entschlossen, das Gelände zu verkaufen. Tochter Pia, die in Warendorf sportlich sehr erfolgreich ist und dem Bundeskader angehört, wollte mit 23 Jahren nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und den Leistungsreitsport gegen die Arbeit im „Haus Kierst“ eintauschen. Und so übernimmt am 1. Januar die Familie von Evelyn und Norbert Westerholt mit ihren Kindern Sophie (20) und Marina (17) die Anlage — mitsamt dem historischen Wohnhaus, den beiden Reithallen, Ställen und Wiesen.

„Wir haben uns dazu entschlossen, weil meine Frau und Töchter leidenschaftlich gerne reiten“, sagt Norbert Westerholt (52), der als Generalmanager bei Evonic in Krefeld arbeitet. Das Haus am Strümper Berg, wo sie bislang wohnten, ist bereits verkauft.

„Kuki“ Münker erklärte am Rande einer stallinternen Abschiedsfeier: „Ich möchte in meinem Alter etwas kürzer treten, da kam das Interesse der Westerholts genau zum richtigen Zeitpunkt. Es passt einfach perfekt.“ Sein Großvater hatte das „Haus Kierst“ bereits bewirtschaftet, vor 100 Jahren allerdings noch ausschließlich als Landwirt. Das änderte sich erst 1969, als Franz-Josef Münker gemeinsam mit seinen Eltern Christa und Heinrich den ersten Pferdestall eröffnete. Schritt für Schritt wandelten sie den Bauernhof zu einem reinen Pferdehof um.

Stall und Verein wuchsen schnell. Und so wurde 1985 die Vergrößerung und Erweiterung der alten Halle notwendig, 2006 eine zweite gebaut. Auch sportlich ging es steil bergauf, die Spring- und Dressurturniere wurden bundesweit bekannt, Europameister und Olympiasieger nahmen daran teil, und zuletzt gab es im gesamten Rhein-Kreis Neuss nur noch das Haus Kierst mit einem regelmäßigen Vielseitigkeitsturnier.

Die Kierster Pferdefreunde sind in Aufruhr, seit sie erfahren haben, dass es bald einen neuen Besitzer geben wird, der im großen Stil umbauen möchte. Eine Menge Gerüchte zirkulieren im Dorf. Es ist die Rede davon, dass der Reitstall in Zukunft nur noch einem kleinen elitären Zirkel zugänglich sein wird, der kein Interesse an Vielseitigkeitsturnieren hat. Eine ganze Reihe von Reitern ist in den vergangenen Wochen aus dem Reiterverein Haus Kierst ausgetreten.

Tatsächlich wollen die neuen Eigentümer im Januar mit einem großen Umbau beginnen, der sowohl das Wohnhaus als auch die Stallungen und die Gaststätte umfasst. „Viel ändern wird sich dadurch aber nicht“, versichert Evelyne Westerholt, die bereits seit acht Jahren auf dem Hof reitet und sechs Pferde in den Ställen stehen hat. „Wir wollen die ganze Anlage lediglich etwas aufhübschen und die Anzahl der Pferde von 70 auf 50 verringern, um etwas Platz zu schaffen.“

Im nächsten Jahr werde es wegen der Bauarbeiten zwar erst einmal keine Turniere geben. „Im übernächsten Jahr aber wollen wir die Tradition mit jeweils einem Spring- und einem Dressurturnier pro Jahr wieder aufleben lassen.“

Norbert Westerholt betont, dass sie sich nicht abschotten wollen. „Wir werden zwar einen Zaun um den Hof ziehen. Der Hof soll aber weiterhin ein Teil des Dorfes bleiben, wir wollen uns aktiv in der Dorfgemeinschaft einbringen“, sagt der gebürtige Berliner. Die Gaststätte wird allerdings nicht mehr geöffnet, der Raum soll ausschließlich den Reitern dienen. Im hinteren Bereich wird ein Büro errichtet.