Verkehr in Meerbusch Fahrradstraßen brauchen Gewöhnungszeit
Nicht nur Autofahrer und Anwohner müssen sich noch auf die Fahrradstraßen In der Meer und Karl-Arnold-Straße einstellen.
Seit etwa einer Woche sind die Straßen In der Meer und Karl-Arnold-Straße am Büdericher Mataré-Gymnasium als Fahrradstraßen ausgewiesen. Was bedeutet das vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ferien enden – für Schüler, Anwohner und Autofahrer?
Wie verläuft die
neue Fahrradstraße?
Die Poststraße ist seit 2018 als Fahrradstraße ausgeschrieben. Nun ist auch In der Meer freigegeben, die gegenüber der Poststraße in südlicher Richtung von der Düsseldorfer Straße abbiegt. Sie geht später in die Karl-Arnold-Straße über und ist bis auf Höhe der Christuskirche Fahrrädern vorbehalten.
Wer darf dort fahren?
Die Fahrradstraße ist für Radfahrer, E-Bikes, Busse und Anlieger freigegeben. Mit Anlieger sind im Verkehrsrecht nicht nur direkte Anwohner der Fahrradstraße gemeint, sondern auch beispielsweise Kunden von Geschäften, Patienten von Arztpraxen und Besucher von Privatleuten. Wer jedoch ohne ein solches Anliegen in die Fahrradstraße einfährt oder dort parkt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld von 15 Euro rechnen. Die Kontrolle, wer denn eigentlich zur Einfahrt berechtigt ist und wer nicht, könnte sich jedoch aufwendig gestalten. Generell gilt in der Fahrradstraße Tempo 30, da der Radverkehr Vorrang vor dem motorisierten Verkehr hat, müssen sich Autofahrer jedoch der Geschwindigkeit der Radler anpassen.
Was ändert sich in
der Verkehrsführung?
Umgewöhnen müssen sich Autofahrer, die auf der Straße Im Bachgrund in Richtung Hohegrabenweg oder Düsseldorfer Straße unterwegs sind. Sie haben künftig an der Kreuzung In der Meer keine Vorfahrt mehr und müssen anhalten. Zusätzlich zu Stoppschildern signalisieren Haltelinien, Piktogramme, Hinweistafeln mit dem Schriftzug „Vorfahrt geändert“ und eine neue Bodenwelle, dass die Radfahrer Vorrang haben. Die Polizei wird in der Eingewöhnungsphase kontrollieren, ob sich alle Autofahrer an die neue Regelung halten. „Klar ist, dass die Umstellung Zeit erfordert. Sicher wird es Kritik der Autofahrer geben, aber das wird sich legen, wenn sich alles eingespielt hat“, so Matthias Unzeitig, Fachbereichsleiter Straßen der Stadtverwaltung.
Was bedeutet die
Regelung für die Schule?
Christian Gutjahr-Dölls, Rektor des Mataré-Gymnasiums, hofft, auf diese Weise, mehr Schüler dazu zu ermuntern, das Rad zu nutzen. „Bisher haben wir viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen und ein Verkehrschaos verursachen“, sagt der Schulleiter – und beklagt auch, dass viele Eltern Verkehrsregeln wie das Halteverbot vor dem Schultor ignorieren würden. Er bittet, nachzudenken, ob das Kind wirklich mit dem Auto gebracht werden muss. Die Fahrradstraße mache eine viel genutzte Route zum Gymnasium sicher und nehme den Eltern die Sorge, den Nachwuchs allein in den Verkehr zu entlassen. Vor allem zum Beginn des neuen Schuljahres kündigt die Meerbuscher Polizei zudem an, verstärkt vor Ort präsent zu sein und die Fahrzeuge zu überprüfen, die die neue Radstraße benutzen.
Was sagen die Anwohner?
Einige Bewohner der angrenzenden Straßen sehen die neue Regelung kritisch. Markus Simoniak sagt: „Es gibt doch schon Fahrradwege auf der Straße In der Meer, auf denen die Schüler fahren können. Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, die Straße jetzt für den Durchgangsverkehr zu sperren.“ Auch die neuen Vorfahrtregelungen an den Kreuzungen sind für den Büdericher ungewohnt. Otto Potthast, ebenfalls Anwohner, zweifelt am Sinn der neuen Fahrradstraße. „Die ohnehin heikle Verkehrssituation wird durch auf der Straße radelnde Schüler komplett gefährlich“, schreibt er in einem Leserbrief. „Unverständlich“, nennt Potthast die Entscheidung der Stadtverwaltung. Außerdem wird befürchtet, dass der wegfallende „Schleichweg“ für mehr Verkehr und Stau auf der viel befahrenen Düsseldorfer Straße führen könnte.
Wie wird die Straße aktuell genutzt?
Auf der neuen Fahrradstraße fahren die Buslinien 828 und 829. Berechtigte Autofahrer sind angewiesen, ihre Geschwindigkeit anzupassen, Bodenwellen an den Einfahrten und Kreuzungen sollen dies unterstützen. Auf der Fahrradstraße haben die Radfahrer generell Vorrang vor dem motorisierten Verkehr. Allerdings scheinen sich viele der Fahrradfahrer noch nicht an die veränderte Situation gewöhnt zu haben: Ein Großteil nutzt weiterhin den rot gekennzeichneten Radweg auf dem Bürgersteig statt auf der Straße zu fahren. „Das war hier jahrelang so“, sagt eine Radlerin und blickt etwas verwirrt auf das Schild der Fahrradstraße.
Woher kommt die
Idee der Fahrradstraße?
Meerbusch ist eine sehr weitläufige Stadt, viele Menschen benutzen das Auto, um von einem Stadtteil in den anderen zu kommen. Die Stadtverwaltung hat jedoch eine Vision: Fahrradfahren soll in Meerbusch attraktiver, sicherer und angenehmer werden. Das Fahrrad soll sich nicht nur als Freizeitgerät, sondern auch als alternatives Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit, zur Schule oder für Besorgungen etablieren. Im Rahmen der städtischen Initiative „Meerbusch radaktiv“ wurden bereits mehrere Maßnahmen in die Wege geleitet, etwa der Böhler-Radweg und der Radweg entlang der Stadtbahnlinie zwischen Osterath und Bovert. Die Fahrradstraßen sind also ein Baustein im politischen Gesamtkonzept, dass Umweltschutz und Verkehrsberuhigung zum Ziel hat.
Wie geht es weiter?
Schon 2020 könnte die nächste Fahrradstraße hinzukommen: die Niederdonker Straße in Richtung Sportpark am Eisenbrand. Im Herbst soll der politische Beschluss fallen.